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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
444 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
3. Aufl. 2013
Erschienen: Juli 2013
ISBN-13: 978-3-8379-2297-4
Bestell-Nr.: 2297
https://doi.org/10.30820/9783837967777
Leseprobe

Der ferne Vater

Zur Psychoanalyse von Vatererfahrung, männlicher Entwicklung und negativem Ödipuskomplex

Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage

»Es gibt Bücher, die kommen als vermeintlich spröde wissenschaftliche Themendiskussion daher und entpuppen sich bei der Lektüre als spannendes Lehrbuch. Dieses Buch ist dafür ein Beispiel. Der österreichische Psychoanalytiker schuf ein Werk, das ein Gesamtbild der Vaterfigur in der Psychoanalyse, aber auch in der Gesellschaft zeichnet. […] Mit Verve fordert der Autor eine ›sozialpolitische Wende‹ weg von der Allverfügbarkeit des Menschen und hin zu mehr Individualität, die auch Männern eine selbstverständlichere Anwesenheit und damit Nähe zu Kindern einräumt. […] Er führt ein Plädoyer für familien- und sozialpolitische Maßnahmen, die das Zusammenleben der Kinder mit Vater-Männern auf allen Ebenen einleiten.«
Andrea Schneider in Deutsches Ärzteblatt PP

»Aigners Buch samt seiner Ausflüge und Exkursionen in die Sphären der Psychoanalyse ist nicht unbedingt leichte Bettlektüre. Doch wer einen Faible für psychodynamische Hintergründe hat und wer es auf Dauer nicht so sehr schätzt, mit vorschnellen, humoresken Zeitdiagnosen mehr abgespeist als aufgeklärt zu werden, der findet in seinem seitenstarken Werk viel Bedenkenswertes und viel auch an purem Wissen, dass sich von Kapitel zu Kapitel immer mehr verknüpft. Und gibt es etwas besseres, als wenn man plötzlich den Lesefluss unterbricht, weil sich eigene Gedanken aufdrängen?«
Frank Keil in Switchboard

»Aigner gelingt es, historische und aktuelle Blickpunkte aus Politik, Literatur, Geschichte und Soziologie mit gut recherchierter Literatur und empirischen Daten zu verknüpfen und bei alledem die Psychoanalyse bzw. die psychodynamischen Hintergründe doch immer im Blick zu behalten, an Beispielen zu veranschaulichen und interessant für den Leser zu bleiben  ...«

, Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie Heft 164, XLV. Jg., 4/2014

Inhalt

Vorwort zur dritten Auflage

1. Vorwort

2. Einleitung

2.1. Vorbemerkung I: Wozu Vater?
2.2. Vorbemerkung II: ›Oh, Mein Papa‹? – Die meist tabuisierte familiäre Beziehung?

3. Vater-Erfahrungen aus Alltag, Politik, Literatur und Geschichte
3.1. Politik und Alltag
3.2. Literatur und Geschichte
3.3. (Kultur-)historische Hinweise
3.3.1. Die Verdrängung des Vaters als Teil des Geschlechterkampfes?
3.3.2. Vaterschaft jenseits distanzierter Paternalität: 18. und 19. Jahrhundert – die Aufklärung
3.3.3. Der »industriell revolutionierte« Vater
3.3.4. Vom bürgerlichen Vater zur Gegenwart
3.3.5. Neuere Trends und sozialpsychologische Vatertypologien
3.4. Die neuen Väter?
3.5. Verunsicherte Väter

4. Die Krise der Väterlichkeit – auch eine materialistische Kategorie

5. Wozu der Vater psychoanalytisch gesehen gut ist

5.1. Fallgeschichten – Vatergeschichten?
5.2. Väterlichkeit und Männlichkeit – ein zweiter ›dark continent‹?
5.3. Der Vater bei ›Vater Freud‹
5.4. Nach Freud
5.4.1. Der Vater bei Freuds Tochter und ihrer Mitarbeiterin Dorothy Burlingham
5.4.2. Allgemein ›wenig Vater‹: Horney, Klein, Winnicott u.a.
5.4.3. Helene Deutsch
5.4.4. Andere psychoanalytische Vater-Such-Spuren: Loslösung, Entidentifizierung, Hilfestellung
5.5. Vater-Theoreme zwischen Person, Institution, Archetypus und Metapher
5.5.1. C. G. Jungs »Elternarchetypus«
5.5.2. Lacans »dritte« und »vierte« Position
5.5.3. Gérard Mendels Vaterimago als Institution

6. Spezielle Aspekte des Entwicklungs- und Sozialisationsfaktors ›Vater‹ aus psychoanalytischer Sicht

6.1. Die Beziehung zum ›Tertium‹
6.2. Vaterimago und ursprünglicher Narzißmus
6.3. Vaterschaft und ödipale Grenzziehung
6.4. Ödipale Grenzsetzung: Realität und Arbeit
6.5. Die Bedeutung des Vaters zwischen Idealisierung und identifikatorischer Liebe
6.5.1. Intersubjektivität und Anerkennung
6.5.2. Der ferne Vater

7. Die elternlose Gesellschaft
7.1. Fehlt der Vater wirklich? Familien ohne Vater
7.1.1. Relativierung des Katastrophenszenarios: Scheidungswaisen, Einzelkinder
7.1.2. Triangulierung ohne Vater – die bessere Variante?
7.2. Von der vaterlosen zur elternlosen Gesellschaft
7.2.1. Die »enteigneten Erzieher/innen«
7.2.2. Das Ende der Vorbilder?

8. Veränderungen des Ödipuskonflikts und der Über-Ich-Bildung, adoleszente Strukturdefizite und autoritäre/fremdenfeindliche Haltungen
8.1. Das Über-Ich als Erbe des (welches?) Ödipuskomplexes
8.1.1. Freuds Feststellungen zum Über-Ich-Versagen
8.1.2. Grundsätzliche Überlegungen
8.2. Über-Ich und Aggression
8.3. Über-Ich-Bildung und gesellschaftlich bedingte ödipale Vermeidungstendenzen
8.4. Adoleszente Verunsicherung und Väterlichkeitsdefizit
8.5. Weitere Besonderheiten der Adoleszenz und die Neigung zur Gewalt
8.6. Über-Ich- und Ich-Ideal-Veränderungen und die Neigung zur Destruktion
8.7. Neue Aspekte des Ödipuskonflikt als zentraler Schaltstelle für die seelische Entwicklung
8.7.1. Der andere Ödipus
8.7.2. »Ödipus neu« – der Wunsch nach anderen Vätern?
8.7.3. Ödipus als Geschlechterpolarisierung

9. Allgemeine Sozialisationsbedingungen Jugendlicher zwischen Individualisierung, Beziehungslosigkeit und Gewalt
9.1. Ausgangsbedingungen, Fragestellung
9.2. Die unerfüllbaren Wertvorstellungen
9.3. »Die« gewalttätige Jugend?
9.3.1. Nur deprivierte Jugendliche?
9.3.2. (Rechte) Gewalt, Männlichkeitsprobleme und die Lockerung der Sitten
9.3.3. Nur männliche Jugendliche?
9.4. Der enttäuschte Kampf gegen den enttäuschenden Vater
9.4.1. Der Vater der Gewalttätigen
9.4.2. Vater-»loser«, »loser«-Vater und das Phantasma der Nation

10. Familie, Kultur und rechtsextremistische Gewalt – sozialpsychologische und psychoanalytische Erklärungsversuche
10.1. Ökonomische Krisenerscheinungen und »situative Labilisierung«
10.2. Rechtsextreme Gewalt als »Opferkultkrise« in der vaterlosen Gesellschaft?
10.3. Der Körper am Schnittpunkt zwischen Angst und »Schiefheilung«
10.4. Die Bedeutung der Bindungserfahrungen
10.5. Fehlender – autoritärer – punitiver Vater
10.6. Klassisch autoritärer Charakter, Narzißmus und Rechtsextremismus
10.7. Vaterhaß, Fremdenhaß, Minderheitenhaß?
10.8. Der Vater, der Jud’ und der Narzißmus
10.9. Vaterlosigkeit, Narzißmus und Geschwisterneid

11. Die Mehrgenerationenperspektive und die Rolle der Väter für die intergenerationelle Transmission

11.1. Spezielle Aspekte der Vaterlosigkeit durch Krieg und Nazismus – die »Schablonen-Väter«
11.2. Die Drei-Generationen-Perspektive
11.3. Destabilisierung der Generationen und Geborgenheitssuche

12. Patriarchat, Autoritarismus und ›Antiödipaler Fortschritt‹
12.1. Der Laios-Komplex und die Rache an den Söhnen
12.2. Die Zukunft des »fathering«?
12.3. Der archaische Vater

13. Auf dem Weg zum dyadischen Vater

13.1. Vatersehnsucht und Vaterhunger
13.2. Der frühe, dyadische Vater

14. Neue Väterlichkeitsdimensionen im Präodipalen und Negativ-Ödipalen

14.1. Nachtrag zum negativen Ödipuskomplex
14.2. Neue Qualität von ›Vaterliebe‹ – neue Über-Ich- und Autoritätsbildung?

15. Theoretische und sozialpolitische Schlußfolgerungen: Fehlender, autoritärer, schwacher, liebloser Vater?

16. Empirischer Anhang: »Der lästige Hund!« – Eine qualitativ-interpretative Recherche zur Vaterbeziehung gewaltorientierter Jugendlicher

16.1. Methodisches
16.2. Forschungssubjekt – Forschungsobjekt
16.3. Zur Anlage der Interviews

17. Die Interviews: Ehemalige Skinheads im Rückblick auf ihre Skin-Zeit, ihre Kindheit, Jugend und ihre Familienbeziehungen
17.1. Der ›Bulle‹
17.2. Olaf
17.3. Walter
17.4. Zusammenfassende Deutungsmuster
17.4.1. Allgemeines zur Übertragungssituation
17.4.2. Brüche, Widersprüche, Idealisierung
17.4.3. Erniedrigung und Geschlechterproblematik
17.5. Abwesender Vater, guter Vater und »lästiger Hund«