437 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Juni 2019
ISBN-13: 978-3-8379-2863-1
Bestell-Nr.: 2863
Psychotherapie zwischen Neurowissenschaften und Kunst der Begegnung
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Eine zur Technisierung alternative Haltung ist das Handeln als Kunst. Die Kunst befragt und lässt sich ansprechen, sie öffnet sich als Handlungsweise für das Selbstsein und den Selbstwert ihres Gegenübers. In Zeiten der Technisierung und Ökonomisierung könnte es für PsychotherapeutInnen nichts Geringeres als eine Kunst erfordern, sich die Offenheit und den Sinn für die personale Existenz ihres Gegenübers zu bewahren. Mit diesem Plädoyer für die psychotherapeutische Praxis als Kunst der Begegnung legt Matthias Richter einen originären Ansatz vor und verhilft der beziehungsorientierten Psychotherapie darüber hinaus zu einem eigenständigeren wissenschaftlichen Paradigma.
»Der Autor ist Philosoph und Psychologischer Psychotherapeut in Heidelberg. Er hat hier eine fundierte Analyse vorgelegt, die über den Kreis psychotherapeutisch und philosophisch geschulter Fachleute hinaus für die Gewinnung eines innerlich frei getragenen Standpunktes gegenüber den Herausforderungen der technologischen Entwicklungen der Gegenwart von Bedeutung ist. (...) Zu wichtig finde ich sein Anliegen, als dass es allein in ausgewählten Bibliotheken seinen Platz finden sollte ...«
Klaus Herbig, die Drei, 5/2020
»Auf jeder Seite lernt der Leser mehr dazu und staunt darüber, wie es Richter gelingt, die großen Linien zu ziehen, die von Aristoteles‘ Tugendethik zur aktuellen Neuro-Debatte führen. Auch ist das Buch nicht dogmatisch, vielmehr versucht es den verschiedenen Standpunkten innerhalb eines für die alltägliche Praxis sinnvollen Gefüges Raum zu geben. Das Buch stellt von der ersten bis zur letzten Seite ein Lesevergnügen dar und ermöglicht es, die Debatte von einem vernünftigen Standpunkt aus zu betrachten und mit mehr Gelassenheit auf die Vereinnahmungstendenzen durch Neurowissenschaftler zu blicken. Jedem Psychotherapeuten, der sich in seinem Alltag mit solchen Fragen konfrontiert sieht, jedem Philosophen, der sich für die psychotherapeutische Praxis interessiert, aber auch jedem philosophisch interessierten Neurowissenschaftler möchte man dieses Buch ans Herz legen ...«
Daniel Broschmann, Sozialpsychiatrische Informationen 4/2019
Einleitung
1 Die Herausforderung der Neurowissenschaften
2 Der Einfluss der Neurowissenschaften auf die Psychotherapie
3 ZumAufbau dieses Buchs
I Was verrät uns die Hirnforschung?
1 Ist Bewusstsein nur die Innenseite der Hirnprozesse?
2 Das Gehirn als Integrationsorgan
3 Offene Fragen
II Die Methode der pragmatischen Reflexion
1 Der empirisch-technische Ansatz
2 Der theoretische Ansatz
2.1 Das Menschenbild in der Hirnforschung
2.2 Grenzen des theoretischen Ansatzes
3 Die pragmatische Reflexion
3.1 Durchgang – Erkenntnistheoretische Verortung der Naturwissenschaften
3.2 Ausgang – Existenzialismus: Vom Menschenbild zur konkreten Person
3.3 Zugang – Selbstreflexion: Das Verhältnis von Theorie und Praxis
4 Zur Fragestellung
III Der Mensch als Gegenstand der Neurowissenschaften
1 Das technische Erkenntnisinteresse der Naturwissenschaften
1.1 Die Entstehung der Naturwissenschaften
1.2 Transzendentalpragmatische Wissenschaftstheorie
1.3 Das relative Recht des Pragmatismus
2 Psychophysischer Zustand – Der Mensch aus Sicht der Wissenschaft
IV Die Person als Teilnehmer zwischenmenschlicher Praxis
1 Zwischenmenschliche Praxis
1.1 Praxis als Selbstzweck und Begegnung
1.2 Person, Anerkennung und Identität
1.3 Exkurs: Dialektik der Beziehung
1.4 Praxis der Freiheit
2 Personales Verstehen und Transzendenz
3 Psychotherapie als zwischenmenschliche Praxis
V Zum Verhältnis von instrumentellem Handeln und zwischenmenschlicher Praxis
1 Vernünftige Verhältnisse
1.1 Instrumentelles Handeln gründet in der zwischenmenschlichen Praxis
1.2 Sinnvolles Handeln in der Psychotherapie
2 Verkehrte Verhältnisse
2.1 Technisierung der Lebenswelt
2.2 Kolonialisierung der Psychotherapie und die Frage der Emanzipation
VI Technisierung der Psychotherapie
1 Zweckrationalisierung durch die quantitative Psychotherapieforschung
2 Technisierung durch die Neurowissenschaften
VII Fazit zumNutzen der Neurowissenschaften
1 Anwendung von Biotechnologien
2 Neurobiologische Diagnostik
3 Die Ausrichtung therapeutischen Handelns an neurobiologischen Kriterien
4 Weitere Nutzenvorstellungen für die Psychotherapie
5 Wissenschaftlich-konzeptuelle Erkenntnisse
6 Helfen die Neurowissenschaften, besser zu verstehen?
7 Fazit zumNutzen der Neurowissenschaften
VIII Die Herausforderung: Psychotherapie als Kunst
1 Technik als Dispositiv –Mechanismen der Entfremdung
2 Heidegger: Technikkritik als Besinnung auf die Kunst
3 Psychotherapie als Kunst der Begegnung
Schluss
Literatur