336 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
2. Aufl. 2023
Erschienen: August 2022
ISBN-13: 978-3-8379-3151-8
Bestell-Nr.: 3151
https://doi.org/10.30820/9783837978438
Gefühle machen Politik
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In der Politik und in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen spielen Gefühle deshalb eine zentrale Rolle: Der affektive Furor, den der Populismus entfacht, bündelt ohnmächtige Wut, blinden Hass, Neid, Verbitterung und Rachewünsche zu Ressentiments, die das soziale Zusammenleben vergiften. Gefühle, die an der menschlichen Verletzbarkeit anknüpfen, wie etwa Besorgnis, Trauer, Mitleid, Empathie und Hoffnung, eröffnen hingegen die Chance auf alternative Perspektiven. An zahlreichen Beispielen aus aktuellen politischen Auseinandersetzungen erläutert der Autor, wie Gefühle politisches Handeln beeinflussen und wie mit Gefühlen Politik gemacht wird.
Rollende Steine
Themen dieses Buches
Gefühle machen Politik
1 Zur psychoanalytischen Sozialpsychologie des Populismus
Ist der Populismus ein neues Phänomen?
Spannung zwischen Zentrum und Peripherie
Die Autoritäre Persönlichkeit
Die Unfähigkeit, zu vertrauen
Angst
Hass
Scham
Neid
Ekel
Verbitterung
Ressentiments
Brandstifter Alexander Gauland: Ressentiment, Feindseligkeit und Biederkeit
Abstinenz und der Umgang mit populistischen Äußerungen im Behandlungszimmer
2 Brexit – Ergebnis einer Politik des Machtmissbrauchs und des Ressentiments
»Die ganz gemeine Eitelkeit als Berufskrankheit bei Politikern« (Max Weber)
Der Brexit als illusionärer Souveränitätsgewinn
Wurzeln des antieuropäischen Ressentiments
Fremdenhass und Autonomieillusionen
als Kompensation für gekränkten Nationalstolz
3 Argwohn, Misstrauen, Verfolgungsängste – Verschwörungstheorien in der Corona-Krise
Epistemisches Vertrauen – epistemisches Misstrauen
Familiendynamiken in der Corona-Krise
Intellektuelle Gewährsmänner des Misstrauens: Agamben und Foucault
Empirisches zur Verschwörungsmentalität
Psychodynamik der Impfskepsis
Magisches Denken und die Fähigkeit zur Besorgnis
4 Das radikal Böse als Bestandteil der menschlichen Existenz
Der Film Das radikal Böse
Das Rätsel des Bösen
Die Banalität des Bösen
Die Pathologie des Bösen
Antisoziale Persönlichkeitsstörung und Autoritärer Charakter
Schließt die Normalitätsthese die Pathologiethese aus?
Maligner Narzissmus und Großgruppenidentität
Ist Völkermord ein Ausdruck des Todestriebes?
5 Von der »Unfähigkeit zu trauern« bis zur »Willkommenskultur« – zur psychopolitischen Geschichte der Bundesrepublik
Zwischen Rechtspopulismus und »Willkommenskultur«
Das vierfache Trauma des Zweiten Weltkrieges
Die Unfähigkeit zu trauern und die Atombegeisterung als weltweite kollektive Abwehr
Die Jugendbewegungen der 1960er und 1970er Jahre
»Mehr Demokratie wagen«
Stationen der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit
Im Schatten von Tschernobyl
Die Entdeckung der Kriegskindheiten aus dem Zweiten Weltkrieg
Im Schatten von Fukushima
Vergangenheitsbewältigung in Japan und Westdeutschland
Vergangenheitsbewältigung in der DDR und in Westdeutschland
Das deutsche Trauma der Vertreibung
Deutsche »Willkommenskultur«
Wie geht es mir mit meinem eigenen Text?
Politische Konsequenzen
6 AfD und Grüne – konträre Welt- und Menschenbilder
»Kalte« und »heiße« Kulturen
Empirische Daten und sozialpsychologische Interpretationen
Bilanz und Ausblick
7 Das neue Bewusstsein der Verletzlichkeit
»Vulnerabilität« und »Trauma«
Vulnerabilität als Charakteristikum des Lebendigen
Die Frühgeburtlichkeit des Menschen
Liebe und Sexualität
Die Verwundbarkeit der nackten Haut
Warum der Homo sapiens seine Körperbehaarung fast vollständig verloren hat
Zärtlichkeit und Sexualität
Psychische Vulnerabilität
Vulnerabilität, Vertrauen und Resonanz
»Dialektik der Sensibilität« (Andreas Reckwitz)
Verletzlichkeit und kollektive Verantwortung
Bilanz
8 Zeitenwende
Neues Leitbild »Wehrhafter Friede«
Die Grünen zwischen Pazifismus und Wehrhaftigkeit
Warum den Grünen Waffenlieferungen leichter fallen als der SPD
Blick zurück – die Zeitenwende von 1989
Die Auflösung der UdSSR als kollektive narzisstische Kränkung
Die Verleugnung kollektiver Traumata führt zu ihrer Wiederkehr
Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe
»Gewählte Traumata« und »gewählte Ruhmesblätter«
Selenskyj als psychologisches Gegenmodell zu Putin
Ausblick
Literatur
Textnachweise
»Trump, Scholz, Lindner: Alle sind wütend. Immer wieder menschelt es in der Politik. Wie ein Psychoanalytiker auf die Akteure blickt. ...«
Margit Hufnagel, Augsburger Allgemeine am 15. November 2024
»Was geht in den Köpfen von Rechtspopulist*innen, Menschenfeind*innen und Demagogen vor? Ein neuer Band betrachtet die Psyche, unter anderem die von Alexander Gauland ...«
Roland Kaufhold, belltower.news am 22. September 2023
»Der Psychoanalytiker und Publizist Hans-Jürgen Wirth hat kürzlich, auf psychoanalytischer Basis, die bemerkenswerte Studie ›Gefühle machen Politik. Populismus, Ressentiments und die Chancen der Verletzlichkeit‹ vorgelegt, in welcher er, mit zahlreichen Detailstudien auch zur seelischen Funktion von Coronaleugnungen, Ressentiments und NS-Relativierungen, psychoanalytisch und gesellschaftstheoretisch analysiert. Diese Erkenntnisse verbindet er in weiteren Kapiteln auch mit einer psychoanalytischen Analyse der AfD sowie in einer Einzelfallstudie mit einer Analyse des AfD-Politikers Alexander Gauland ...«
Jennifer Marken, Hagalil.com am 16. März 2023
»›Gefühle machen Politik‹ ist ein wichtiges Buch, haben doch Gefühle eine so wichtige Bedeutung für Einzelpersonen wie Großgruppen und sind andererseits doch so wenig geschätzt, beachtet und untersucht im Zusammenhang mit der Politik. Sie können zerstörerisch wirken und Kraft geben für notwendige Veränderungen, in jedem Fall ist es wichtig, sie zu analysieren […]. Das große Plus dieses Buches: Es behauptet nicht, alles zu wissen und erklären zu können; aber es ermöglicht mit der Reichhaltigkeit der zitierten Studien und mit der Offenheit, in der es geschrieben ist, eine enorme Fülle von Denkanstößen und Frageimpulsen. Es wird noch lange nachwirken! ...«
Delaram Habibi-Kohlen, Psychoanalyse im Widerspruch Nr. 69, Heft 1-2023
»[Hans-Jürgen Wirth] entfaltet ein zeitgenössisches gesellschaftspolitisches Panorama von der Zeit des Nationalsozialismus bis hin zum Ukraine-Krieg. Entsprechend dem individuellen psychoanalytischen Durcharbeiten der eigenen Geschichte sei die selbstkritische Aufarbeitung der traumatischen Vergangenheit eine kollektive Aufgabe […]. Im Fokus der Aufmerksamkeit von HJW steht die gefährliche Melange von Traumatisierungen, Kränkungen, Benachteiligungen, tatsächlicher oder gefühlter mangelnder Anerkennung, Demütigungen, Ängsten, Grundmisstrauen, Ohnmachtserleben und Verbitterung und ihrer kompensatorischen Abwehr durch ›epistemisches Misstrauen‹, malignen Narzissmus, Autoritarismus, Spaltungen, Ressentiments, Größenfantasien, Rache, Hass und Wutaktionen, die ein Gefühl der Selbstwirksamkeit wiederherstellen sollen ...«
Thomas Auchter, psychoanalyse-aktuell.de
»Gefühle haben großen Einfluss auf unser Handeln. Das gilt auch für die Politik. Im DUZ-Interuiew erläutert der Sozialpsychologe Hans-Jürgen Wirth, warum Politiker gut daran täten, die eigenen Gefühle und auch die der Bevölkerung mehr wahrzunehmen und zur Sprache zu bringen ...«
DUZ. Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft 03/23
»Die Corona-Leugnung, der Brexit und die Zeitenwende als Folge des russischen Angriffskrieges werden daraufhin untersucht, wie stark irrationale und gegen die objektiven individuellen und gesellschaftlichen Interessen gerichtete Affekte wie Angst, Scham und Hass von Medien und Politikerinnen gezielt eingesetzt werden. Gerade auch wegen der Fülle der Beispiele und der Anwendung psychoanalytischer Methoden sehr lesenswert! ...«
Klaus Hoffmann, Publik Forum, Nr. 5, 10. März 2023
»Der Psychoanalytiker und Publizist Hans-Jürgen Wirth hat kürzlich, auf psychoanalytischer Basis, die bemerkenswerte Studie ›Gefühle machen Politik‹ vorgelegt, in welcher er, mit zahlreichen Detailstudien auch zur seelischen Funktion von Coronaleugnungen, Ressentiments und NS-Relativierungen, psychoanalytisch und gesellschaftstheoretisch analysiert
...«
Jennifer Marken, www.ruhrbarone.de am 17. März 2023
»Da schreibt niemand, der mit einer plakativen These donnernd in die Talkshows drängt. Vielmehr bringt der Autor, Jahrgang 1951, Erkenntnisse aus seinem langen Therapeuten- und Forscherleben an Stellen ein, wo die Politikwissenschaft und Soziologie nicht so recht weiterwissen. Viele kleine Erkenntnisblitze bringen so insgesamt mehr Licht in die Mechanismen der Macht ...«
Wolfgang Streitbörger, Psychologie Heute, Heft 4, April 2023
»Nach ›Narzissmus und Macht – Zur Psychoanalyse seelischer Störungen in der Politik‹ legt Hans-Jürgen Wirth erneut ein bedeutendes Werk zur sozialpsychologischen Analyse politischer Phänomene vor [...] Dabei liefert der Autor eindrucksvolle phänomenologische Analysen von Angst, Hass, Scham, Neid, Ekel, Verbitterung und Ressentiment. Diese Analysen zeichnen sich durch eine gekonnte Verbindung von politischen, sozialpsychologischen und psychoanalytischen Perspektiven aus, die sich gegenseitig ergänzen ...«
Rainer Matthias Holm-Hadulla, Deutsches Ärzteblatt PP Heft 2, Februar 2023
»Wirth bietet komplexe, aber schlüssige Analysen, denen man am ehesten folgen kann, wenn man über politische und psychoanalytische Vorkenntnisse verfügt. [... ] Insgesamt liefert das Buch einen gelungenen Beitrag zum psychologischen Verständnis populistischer Phänomene ...«
Martin Schneider, Gehirn & Geist 3_2023
»Es geht dem Autor nicht nur um Negatives und Destruktives: Gefühle, die an der menschlichen Verletzbarkeit anknüpfen, wie etwa Besorgnis, Trauer, Mitleid, Empathie und Hoffnung, eröffnen die Chance auf alternative Perspektiven. Wirth stimmt hier einen ›hoffnungsvollen Schlussakkord‹ an ...«
supervision. Mensch Arbeit Organisation, 1.2023
»Am 18. Januar 2023 hielt Prof. Dr. Hans-Jürgen Wirth in Gießen einen Vortrag zum Thema ›Zeitenwende – Der Krieg in der Ukraine und seine sozialpsychologischen Ursachen und Folgen‹. Hier sehen Sie die Aufzeichnung seines Vortrags: ...«
www.horst-eberhard-richter-institut.de
»Wirth untersucht in seinem Buch, wie Gefühle in der Politik wirken, warum Populisten so viele Anhänger finden, nämlich durch das Schüren von Angst, Hass und Ressentiments – oder wie es sein kann, dass Verschwörungsgeschichten vormals unauffällige Menschen zu sogenannten Querdenkern machen ...«
Wolfgang Streitbörger, www.deutschlandfunkkultur.de am 9. Januar 2023
»Im Zentrum des Buches steht der grassierende Rechtspopulismus mit seinen komplexen psychologischen, gesellschaftlichen, politischen und historischen Ursachen. Der Autor versteht den Rechtspopulismus als eine regressive Reaktion auf den stetigen Wertewandel, von dem sich viele Menschen überfordert fühlen ...«
Michael Lausberg, Scharf Links. Die ›neue‹ linke online Zeitung, 29. Oktober 2022
»›Ich bin immer wieder angesprungen auf Themen, die mich persönlich, emotional berühren‹, erzählt [Hans-Jürgen Wirth] im Gespräch mit dem Anzeiger. So entstand nun auch die quellengesättigte, zahlreiche aktuelle Forschungsergebnisse aufgreifende Textsammlung, in der er sich mit ›Populismus, Ressentiments und der Chancen der Verletztlichkeit‹ beschäftigt, wie es im Untertitel heißt […]. Für seine Analysen griff Wirth auf unterschiedlichste Quellen zurück: Studien, empirische Erhebungen, Interviews sowie eigene Beobachtungen, die er auf Corona-
Demonstrationen machte. Oder er widmet sich intensiv politischen Statements wie der berüchtigten Vogelschiss-Rede von AfD-Spitzenpolitiker Alexander Gauland. Die hat er in seinem Buch Satz für Satz analysiert ...«
Gießener Anzeiger, 5. Oktober 2022
»Ein sozialpsychologisch wichtiges und lesenswertes Buch, das zum Nachdenken über die Bedeutung von Gefühlen bei der Lösung aktueller sozialer und politischer Probleme anregt ...«
Gertrud Hardtmann, Socialnet.de am 14. September 2022
»Der Psychoanalytiker Hans-Jürgen Wirth erklärt, wie Ressentiments Gesellschaften polarisieren und warum wir verletzlich und wehrhaft zugleich sein müssen ...«
Armin Lehmann, Tagesspiegel, 28. August 2022
»Gefühle können gefährlich werden. Grundsätzlich aber spielen sie für den einzelnen Menschen und für die Gesellschaft eine sehr zentrale Rolle und zwar gerade bei der Bewertung der politischen, gesellschaftlichen Realität
...«
Armin Lehmann, Tagesspiegel am 26. August 2022