162 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Mai 2024
ISBN-13: 978-3-8379-3339-0
Bestell-Nr.: 3339
https://doi.org/10.30820/9783837962352
Das böse Erbe der Erlösung
Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage
Im psychoanalytischen Nachdenken über destruktive Züge der Masse spielt die Abwehr von Ambiguität eine wesentliche Rolle. Dazu greift das Kollektiv auf Mythen zurück, die im Besonderen mit Gewalt verbunden sind. Auch die christliche Erzählung vom Erlösungstod Jesu enthält eine solche destruktive Schattenseite: das mit der Lüge vom Gottesmord verbundene antijüdische Ressentiment, das liturgisch und kulturell tradiert wird und sich in Prozessen destruktiver Gruppenbildungen jederzeit – und insbesondere in Krisenzeiten – reaktivieren lässt.
Stefan Etgeton zeigt anhand konkreter Überlieferungsstücke aus dem Umfeld der Karfreitagsliturgie und der protestantischen Liedtradition, wie Passion und Pogrom rituell unterschwellig verknüpft und das Narrativ des Gottesmords präsent bleiben. Mit Dietrich Bonhoeffers späten Überlegungen zu einem religionslosen Christentum wird am Ende dennoch deutlich, dass gute Theologie nicht selten ein wirksames Gegengift gegen schlechte Religion darstellt.
1 Die Masse als Symptom – Dispositionen
Der destruktive Charakter
Ich-Schwäche und Massenwahn
2 Mythen, Klischees und Massenverdrängung
Kollektive Gewalt als »Maschinerie zur Mythenherstellung«
Die »archaische Erbschaft« zwischen Mythos und Genetik
Das kulturelle »Langzeitgedächtnis« und seine Dynamik
3 Paradoxer Glaube – das Erlösungsopfer
Dem Opfer »ein für alle Mal« ein Ende
Die Projektion des Gottesmordes
Die »unselige Nabelschnur« zerschneiden
4 Die Passion – in der Gefahrenzone
Hoc est corpus meum – die Verschiebung der Schuld
Die Bahnung als »Dauerspur der Erregung«
Das unglückliche Bewusstsein vom Tode Gottes
5 Glaube ohne Religion
Die zähe Korrelation zwischen Vorurteil und Frömmigkeit
Mündig glauben, etsi deus non daretur
»Man muß eine Rede finden, die das Schweigen wahrt«
Literatur