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Buchreihe: Imago
300 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: März 2007
ISBN-13: 978-3-89806-572-6
Bestell-Nr.: 572

Goethe, Schiller und das Unbewusste

Eine literaturpsychologische Studie

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Das Unbewusste in Werken der Literatur nachzuweisen, scheint eine abenteuerliche Aufgabe. Was ist das Unbewusste? Welche Rolle spielt es im künstlerischen Prozess und in der Rezeption literarischer Kunstwerke? Zum 175. Todestag von Johann Wolfgang von Goethe liefert Oberlin ein neues Instrumentarium zur ganzheitlichen Wahrnehmung verschiedener Bewusstseinsschichten der hier interpretierten Hauptwerke von Goethe und Schiller und lässt den Leser so seine eigenen unbewussten Reaktionen und den Rezeptionsprozess verstehen. Dieses Buch leistet einen wichtigen methodologischen und inhaltlichen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion einer Hermeneutik und Ästhetik des Unbewussten. Es trägt damit zum Verstehen der mit am stärksten kanonisierten Werke deutscher Dichtkunst bei. Goethes »Leiden des jungen Werthers«, »Faust«, die sogenannte »Marienbader Elegie« und Schillers »Räuber« werden auf Formen und Inhalte untersucht, in denen das ›Nichtsagbare‹ zum Ausdruck kommt. Es wird erklärbar, weshalb der Rezeptionsprozess auch ein Prozess der Tabuisierung ist, bei dem Tabu und psychische Katharsis einander nicht ausschließen, sondern sogar bedingen.

»Auch wenn die vorliegende Studie deutlich aus Einzelinterpretationen zusammengesetzt ist, bleibt der Aufweis vergleichbarer psychodynamischer Elemente bei der Figurengestaltung in den frühen Werken von Goethe und Schiller verdienstvoll. Ohne Zweifel werden die ausgewählten Werke auch zum Komplex der Doppelgängerfiguren bzw. Spaltungsphantasien erhellend analysiert. Doch mäandern die Interpretationen immer wieder zwischen Hinweisen zur Autorpsychologie, zur Figurenpsychologie und zur psychodynamischen Konstruktion von Narrativen und Szenen  ...«

Ortrud Gutjahr, Goethe-Jahrbuch 124/2007

»Die präsentierte tiefenpsychologische Auslotung der gewählten Werke weist diese denn auch nicht nur als ›alte‹ Klassiker neuer Relevanz aus, sondern rückt sie in der Tat auch ins Licht als Texte, ›in denen die Nachtseiten nicht nur erlaubt, sondern kanonisiert sind‹  ...«

Campana Alexandra , IASL

»Der Autor leistet damit einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion einer Hermeneutik und Ästhetik des Unbewussten und trägt damit zum Verstehen bedeutender Werke der deutschen Literatur bei  ...«

, Public Health. Newsletter 3/2007

»Die eine Grundthese dieser Arbeit lautet, im Sturm und Drang entstehe eine Literatur, in der in zuvor nicht gekannter Weise Unbewusstes zur Darstellung komme: die Basis dafür bilde insbesondere die Ausbildung der bürgerlichen Familie, die – das ist die zweite zentrale These – zu einer narzisstischen Grunddisposition führe, mit (so der durchgehende Tenor) vorrangig pathologischen Folgen  ...«

Reiner Wild, Germanistik. Internationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen

Inhalt

Vorwort

I. Einleitung

II. Die Literatur und das Unbewusste
1. Das »innere Afrika«
Kolonisierung der Seele
2. Quelle der Inspiration
Verschwörung mit dem Unbewussten
3. Überlebens-Kunst
»… sagen, was ich leide«
4. Offene Verstecke
Formen des Unsagbaren
5. »Geheimnis der Schöpfertat«
Angst vor Entdeckung
6. Schreibstrategien
»… wie in einen Tunnel«
7. Szenenspiel
Neue Deutungswege

III. Goethe 1774: Die Leiden des jungen Werthers.
Eine psychische Inszenierung
1. Das Problem der »Lotte«-Figur
Die Frau als Fantasie des Mannes
2. Das »Werther«-Syndrom
»Furor Wertherinus« und Kulturpathologie
3. »Wenn wir uns selbst fehlen …«
Die »Lükke« und das Unbewusste des Texts
4. »Krankheit zum Todte«
Der unerfüllte Regress
5. Der Mutterkomplex
»Lottes« Mütterlichkeit als Übertragungsprojektion
6. Kindsbraut und Windsbraut
Mystik und Archetypik
7. Kind der Zeit
»Werthers« Selbstporträt als Zeitprofil
8. Werkentstehung und künstlerisches Arbeitsverfahren
Wertkränkung als psychologischer Leitgedanke

IV. Schiller 1781: Die Räuber. Die Zivilisiertheit des Bösen
1. Psychopathologie der Aufklärung
Das Gemeinsame der »Moor«-Brüder
2. Das Böse und das Tabu
Metadramaturgie der Räuber

3. Schiller gegen Schiller
Die Räuber und die Selbstrezensionen als Werkeinheit
4. Figuren und Mächte
Dramaturgie des Bewusstseins
5. Quellen und Konzeption
Das Räuberlied als »identity theme«
6. Aufklärung der Aufklärung
Schillers Theaterdidaktik
7. Verlorene Söhne
Extremlagen der Epochendynamik
8. Abadona und Don Quijote
Verkörperung einer Aufklärungsaporie
9. Apotheose des Wahns
Narzissmus und Destruktivität
10. Mechanik des Bösen
Fixierung und Übergangsidentität
11. Verlorener Vater
»Grausame Zärtlichkeit« mit System
12. Gefängnis der Freiheit
Raub als psychischer Regresszwang

V. Goethe 1772–1832: Faust. Der Teufelskomplex
1. »Speise die nicht sättigt«
Melancholiekult und melancholische Kultur
2. »Nordische Phantome«
Das Unbehagen an der Zivilisation
3. Utopie der Negation
Die Bejahung der Verneinung
4. Sehnsucht nach sich selbst
Alles, Eins und Nichts
5. Narziss und »Gretchen«
Hexenküche und Mädchenzimmer
6. Zwischen Staub und Sternen
»Verteufelung« als bürgerliche Seins-Option
7. Kosmologie des Bewusstseins
Das Teuflisch-Unbewusste der Kultur
8. »Geeinte Zwienatur«
»… man ahndet etwas von dem Doppeltsein«
9. Suche als Sucht
Goethes zyklische Melancholieformel
10. Sublimation des Strebens
Himmelfahrt und Heilende Kunst

VI. Goethe 1823: Elegie. »Indien des Herzens«
1. Ewige Sehnsucht
Lyrisches Zeitdokument
2. Werther in Marienbad
Reise in die Vergangenheit
3. »Vis superba formae!«
Trauerarbeit und Sublimation
4. »Indien des Herzens«
Orchestrierung des Bewusstseins

Literatur
1. Siglen
2. Literatur in alphabetischer Reihenfolge

Anmerkungen