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Buchreihe: Forum Psychosozial
246 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
1. Aufl. 2023
Erschienen: Juni 2023
ISBN-13: 978-3-8379-3268-3
Bestell-Nr.: 3268
https://doi.org/10.30820/9783837961300
Leseprobe

Als Himmel und Erde sich trennten

Die Dualisierung des Bewusstseins in Psychoanalyse und Religion

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Himmel und Erde symbolisieren die Dualisierung des Bewusstseins in Form der Subjekt-Objekt-Spaltung. Diese Trennung führt zur Entfremdung von der Natur, dem übergeordneten Ganzen, dem Anderen und dem eigenen Selbst. Aktuelle Krisen und Konflikte sowie zunehmende Gewaltbereitschaft lassen sich als Folge einer extremen Dualisierung verstehen.

Dieter Funke unternimmt psychohistorische Erkundungen zur Entstehungsgeschichte dieser Dualität in der Evolution des Bewusstseins. Mit seinen Ausführungen ermöglicht der Autor den Leser*innen, ihre je eigenen Positionen anhand des von ihm dargelegten Paradigmenwechsels vom Getrenntheits- zum Verbundenheitsdenken zu reflektieren. Dies betrifft sowohl die eigenen psychotherapeutischen oder beraterischen Positionen als auch die Bedeutung, die sie philosophischen und religiösen Fragen geben.
Vorwort

Einleitung

1 Duales Bewusstsein in Kultur und Religion
Die duale Strukturbildung des Bewusstseins
in der Ontogenese
Dualisierung im kollektiven Bewusstsein
Das Rätsel des Bewusstseins
Die Dualisierung von Materie und Geist,
von Gehirn und Bewusstsein
Jenseits der Dualisierung von Materie und Geist

2 Der emporgerückte Himmel
Formen und Folgen der Dualisierung
Das duale Getrenntheitsparadigma
und die Metaphysik der Objektivität
als typische Formen europäischen Denkens
Die Folgen: Der Mensch, nicht Teil der Erde,
sondern deren Gegenüber
Auch Gott wird im dualen Modell zum Objekt
Gewalt als Folge der Dualität?
Die Macht des Objektivismus und das schwache Denken
Was folgt auf die Objektivität der Metaphysik
und auf den Naturalismus?
Das transduale Paradigma der Verbundenheit

3 Dualisierung des Bewusstseins in psychohistorischer Sicht
Die Entstehung der seelischen Architektur
des modernen Menschen
Die Evolution des Bewusstseins: Phasen und Übergänge
Die Entzweiung von Himmel und Erde,
Göttern und Menschen
Die Zwei-Kammer-Psyche
als gespaltenes duales Bewusstsein
Die mythische Phase: Der Übergang
von einer gespaltenen zu einer polaren Dualität
Die Wende der Achsenzeit: Der Wandel
von einer gespaltenen zu einer polaren Dualität
Vom Mythos zum Logos und zur Transzendenz:
Die Wege »Athens« und »Jerusalems«

4 Der Weg »Athens«
Vom Mythos zum Logos
Vom Logos zum Unbewussten
Vom Unbewussten zum Symbolischen
Vom Symbolischen zum Transbewussten
Vom Transbewussten zum Integralen

5 Der Weg »Jerusalems«
Die monotheistische Aufklärung
als Installation und Transzendierung des Dualen
Das Bilderverbot als »Fortschritt in der Geistigkeit« –
Freuds Trennung der Sinnlichkeit von der Geistigkeit
Monotheismus und Gewalt: Assmanns These
Verschriftlichung gegen Sinnlichkeit:
Nordhofens Medientheorie
Der neue Gottesname:
JHWH – Präsenz und Abwesenheit zugleich
Ein bipolares Gottesbild entsteht: Polarität statt Spaltung
Ein bipolar-monotheistisches Gottesbild
in der Evolution des Bewusstseins

6 Die Wende im Christentum
Inkarnation als Weg zum transdualen Bewusstsein
Der »Riss im Vorhang des Tempels« oder
die Überwindung der Trennung von Himmel und Erde
Inkarnation – der Durchbruch
zum transdualen Bewusstsein
Die Ich-Selbst-Dynamik
als bipolare Dualisierung im Subjekt
Das Bild der Evangelien von Jesus
als Gestalt und Medium eines transdualen Bewusstseins
Das »Reich Gottes« – jetzt:
Jenseits der ablaufenden, dualen Zeit
»Ich und der Vater sind eins« (Joh 10,30) –
Jesu »Selbst«-Werdung
Freuds Deutung des Opfertodes Jesu
Die Selbstwerdung Jesu durch Gott-gleich-Sein:
Narzisstische Regression?
Der Tod Jesu als Auferweckung:
Eine bewusstseinstheoretische Deutung des Kreuzestodes
Paulus und die Auferweckung
Hintergrund: Die Lehre von der Erbsünde –
anthropologisch verstanden
»Nicht Gott gleich zu sein« – Jesu »Ich«-Werdung
als Überwindung der narzisstischen Position
Verleiblichung statt Verschriftlichung: Gnade contra Gesetz
Das missverstandene Kreuz: Der christliche Masochismus
Opfer als innerseelische Wandlung

7 Die unvollendete inkarnatorische Wende im Christentum
Bewusstseinstheoretische Optionen
für eine Theologie »nach Gott«
Der Tod Gottes als Chance:
Anwesenheit durch Abwesenheit
Jenseits von Glauben und Wissen
Abschied von einem Gott, den es »gibt«
Vom »Glauben an« zum »Werden zu«
Auferweckung als Modell: »Christusförmig werden«
als Transformation ins Transduale
Im Glauben erwachsen und erwachend werden:
Ein bipolares Glaubensmodell

8 Die unvollendete bewusstseinstheoretische Wende in der Psychoanalyse
Transbewusst – eine Dimension des Unbewussten
Transbewusst – ein anderes Paradigma
Transbewusst – jenseits der Repräsentanzen
Die Dynamik des Transbewussten
Transbewusst praktisch: Lockerung mentaler Konzepte

Zum Ausklang
Die Vereinigung von Himmel und Erde
als humanisierende gesellschaftliche Aufgabe

Literatur

»In dieser bewusstseinstheoretischen wie psychohistorischen Studie wirbt der Psychotherapeut und Theologe dafür, das (im Westen) verbreitete duale Denken – Mensch-Natur, Gott-Welt, Subjekt-Objekt, Diesseits-Jenseits – zu überschreiten. Ein transduales Denken überwinde schädliche Gegensätze und betone die Bezogenheit der Pole aufeinander  ...«

Hartmut Meesmann, Publik-Forum, kritisch – christlich – unabhängig, Ausgabe 15/2023