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Buchreihe: Psyche und Gesellschaft
338 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Oktober 2019
ISBN-13: 978-3-8379-2861-7
Bestell-Nr.: 2861
Leseprobe

Grenzerfahrungen

Migration, Flucht, Vertreibung und die deutschen Verhältnisse

Sofort lieferbar. Lieferzeit (D): 4-5 Werktage

Spätestens seit der spektakulären Entscheidung der Bundesregierung unter Angela Merkel vom 4. September 2015, die Grenzen für Tausende Flüchtlinge, die sich auf der Balkanroute ansammelten, zu öffnen, steht Deutschland – ja, steht Europa – im Zeichen der Flüchtlingskrise. Mit dem vorliegenden Sammelband reagieren die Herausgeber darauf. Die Beiträgerinnen und Beiträger nähern sich der Thematik unter zwei Gesichtspunkten. Zum einen geht es um die praktische Arbeit mit Geflüchteten und um die Probleme, die dabei auftauchen: Was können PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und andere HelferInnen für die Geflüchteten tun? Welche Probleme stellen sich? Welche Rolle spielt das Engagement der ehrenamtlichen HelferInnen? Wie können komplexe Versorgungskonzepte aussehen?

Der zweite Schwerpunkt dreht sich um Fragen nach den kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Dimensionen der Flüchtlingskrise: Welche Prozesse werden in der deutschen Gesellschaft ausgelöst oder verstärkt? Wie reagieren Politik, Bevölkerung, Medien und einzelne gesellschaftliche Gruppierungen? Welche latent vorhandenen Ressentiments und antidemokratischen Einstellungen werden verstärkt oder finden einen Kristallisationspunkt? Wie ist die »Willkommenskultur« in Deutschland zu verstehen? Wie reagieren andere Gesellschaften in Europa und wie sind die Unterschiede zu erklären?

Mit Beiträgen von Heinz Bude, Željko Čunović, Dorothee Dienstbühl, Manfred Gerspach, Marga Günther, Hartmut Häußermann, Rolf Haubl, Anke Kerschgens, Marian Kratz, Joachim Küchenhoff, Marianne Leuzinger-Bohleber, Anna Leszczynska-Koenen, Albert Scherr, Rolf-Peter Warsitz, Meike Weber, Hans-Jürgen Wirth und David Zimmermann

»Wer sich vor psychoanalytischen Formeln nicht scheut, findet hier etliche Aufsätze, die für die Soziale Arbeit mit Flüchtlingen fruchtbar sind ...«

Wolfgang Berg, Socialnet.de am 8. Mai 2020

»Wer diesen Band mit Neugier und Spannung liest, kann sich bereichert und kundiger fühlen. Das Wegschauen vor der erschütternden ›Flüchtlingskrise‹ wird schwieriger, auch vor der erschreckenden Polarisierung unserer Gesellschaft, die vom anklagenden Neid vor den ›Schmarotzern‹ noch verstärkt wird, weil sie die unsrige wie die fremde Sehnsucht nach Integration anwachsen lässt und Resignation auf beiden Seiten fördert ...«

Tilmann Moser, Ärzteblatt PP, Heft 4, April 2020

»Die Bilder von ertrinkenden Flüchtlingen auf Booten, von im Elend vegetierenden Flüchtlingen auf griechischen Inseln, wirken verstörend. Sie wecken Ängste, aber auch Empörung. (...) Sie lösen – wie die Herausgeber Haubl [&] Wirth (…) beschreiben – sehr konträre Reaktionen aus: Gefühle von Solidarität, von Hilfsbereitschaft, aber auch ›Mechanismen der Angstbewältigung‹ (S. 10), die keineswegs ›prosozial‹ sind: Flüchtlings- und fremdenfeindliche Parteien wie die antisemitische AfD nutzen diese Ängste für ihre Propaganda. Autoritarismus bedient sich der Ängste, um antidemokratisch-völkische Kategorien wie ›Volk‹ und ›Nation‹ wieder zu erneuern. Rolf Haubl und Hans-Jürgen Wirth haben einen umfangreichen Sammelband zusammengestellt, in dem 17 Autoren[nbsp]vor allem aus psychoanalytischer und politikwissenschaftlicher Perspektive über Grenzerfahrungen reflektieren ...«

Roland Kaufhold, haGalil.com am 9. März 2020

Einführung

Teil I
Die deutschen Verhältnisse: Zwischen Rechtspopulismus und Willkommenskultur

Rolf Haubl
Gelingt es, ohne Feindbilder zu leben?

Albert Scherr
Die Abschwächung moralischer Empörung
Eine Analyse politischer Reaktionen auf zivilgesellschaftliche Proteste
gegen Gesetzesverschärfungen und Abschiebungen

Heinz Bude
Pegida, die Gesellschaft der Angst und der Protestbegriff des Volkes

Dorothee Dienstbühl
Rekrutierung und Radikalisierung im Internet
Psychologische Aspekte extremistischer Mediennutzung

Heinrich Detering
Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten
»Wer ist wir?«

Rolf-Peter Warsitz
»Fremde sind wir uns selbst«
Die Flüchtlingskrise und die deutschen Verhältnisse

Hans-Jürgen Wirth
Von der »Unfähigkeit zu trauern« bis zur »Willkommenskultur«
Zur psychopolitischen Geschichte der Bundesrepublik

Anna Leszczynska-Koenen
Heimat ist kein Ort

Teil II
Theorie und Praxis der psychosozialen Arbeit mit Geflüchteten

Joachim Küchenhoff
Die Konstruktion des Eigenen und des Fremden
Eine Grundfrage der transkulturellen therapeutischen Arbeit

Hartmut Häußermann †
Effekte der Segregation

Željko Čunović
Analytische Therapie als »Übergangsraum« in der Behandlung von Geflüchteten
Einige Bemerkungen zur Behandlungstechnik

David Zimmermann
Der psychoanalytische Beitrag zu einer traumasensiblen Pädagogik

Manfred Gerspach
Das Schibboleth der Bildung
Zur Inklusion von geflüchteten Minderjährigen ins deutsche Schulsystem

Marian Kratz
Eigene und fremde Männlichkeiten
Eine Fallrekonstruktion aus einem ehrenamtlichen
Mentor_innenprojekt mit volljährigen geflüchteten Männern

Marga Günther & Anke Kerschgens
Komplexe Beziehungen
Flucht und Frühe Hilfen

Marianne Leuzinger-Bohleber
»Die Humanität einer Gesellschaft zeigt sich vor allem in ihrem Umgang
mit Fremden und Traumatisierten …«
Erfahrungen aus dem Michaelisdorf