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Buchreihe: Forum Psychosozial
191 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Juni 2024
ISBN-13: 978-3-8379-3333-8
Bestell-Nr.: 3333
https://doi.org/10.30820/9783837962291
Leseprobe

Wochenkrippen und Säuglingsheime

Institutionalisierte Fremdbetreuung im frühen Kindesalter

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In den 1950er und 1960er Jahren wurden in der DDR fast 40.000 Plätze zur wochenweisen Fremdbetreuung von Kindern im Alter zwischen sechs Wochen und drei Jahren geschaffen. Wochenweise bedeutete, dass diese Kinder Tag und Nacht in der Einrichtung verblieben und ein Kontakt zu ihren Eltern nur am Wochenende möglich war. Diese intensive Betreuungsform war eine Voraussetzung dafür, dass die Arbeitskraft der Frauen uneingeschränkt dem Aufbau der DDR zur Verfügung stand. Jedoch passte es auch zum ideologischen Hintergrund, bereits die Jüngsten durch eine umfassende kollektive Erziehung zu einer »sozialistischen Persönlichkeit« zu formen – mit teils lebenslangen Folgen für die Kinder.

Die Geschichte der Wochenkrippen und die Entwicklung der dort untergebrachten Kinder wird von den Autor*innen aus verschiedenen Perspektiven nachgezeichnet und in den Kontext aktueller Forschungsergebnisse gesetzt. Dabei richtet sich der Blick auch auf vergleichbare Einrichtungen jenseits der Grenzen der damaligen DDR. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur für die persönliche und therapeutische Aufarbeitung der ehemaligen Wochenkrippenkinder relevant, sondern auch vor dem gegenwärtigen Hintergrund der 24-Stunden-Kita-Angebote und der Heimeinrichtungen im Rahmen der Jugendhilfe.

Mit Beiträgen von Felix Berth, Maya Böhm, Eva Flemming, Agathe Israel, Christian Jakubaszek, Stefanie Knorr, Patricia Lannen, Karsten Laudien, Sophie Linz, Heike Liebsch, Florian von Rosenberg, Antje Schunke, Carsten Spitzer, Jaroslav Šturma und Susanne Vogel

Vorwort

Aus den Erfahrungen der Kunsthalle Rostock im Ausstellungsprojekt »abgegeben – Wochenkrippen in der DDR« im Jahr 2023
Antje Schunke

abgegeben
Sophie Linz

Familien- oder Krippenerziehung?
Jaroslav Šturma

Säuglingsheime in West- und Ostdeutschland
Kontinuitäten und Diskontinuitäten der deutsch-deutschen Sozialgeschichte
Felix Berth

Wochenkrippen in der DDR
Heike Liebsch

Was wussten die Fachleute über die Wochenkrippenkinder in der DDR?
Einige Bemerkungen zur Geschichte
Florian von Rosenberg

Kindheit und Jugend in Einrichtungen der Jugendhilfe der DDR
Die biografischen Folgen
Karsten Laudien

Die Entwicklung primärer Objektbeziehungen und die Folgen früher Trennung
Agathe Israel

Heimplatzierung von Kleinkindern in der Schweiz – 60 Jahre danach
Patricia Lannen, Heidi Simoni & Oskar Jenni

Das Forschungsprojekt »Bindung und seelische Gesundheit ehemaliger Wochenkrippenkinder«
Eva Flemming, Stefanie Knorr, Laura Lübke & Carsten Spitzer

Schreiben über Erfahrungen in Wochenkrippe und Wochenheim
Maya Böhm & Birgit Wagner

Ein Bericht zum Gesprächskreis im Rahmen des Rostocker Symposiums zum Thema: Erfahrungen mit psychosozialen Hilfsangeboten für Wochenkinder
Susanne Vogel

Bundesweite Selbsthilfe für ehemalige Wochenkinder
Christian Jakubaszek

»Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur für die persönliche und therapeutische Aufarbeitung der ehemaligen Wochenkrippenkinder relevant, sondern auch vor dem gegenwärtigen Hintergrund der 24-Stunden-Kita-Angebote und der Heimeinrichtungen im Rahmen der Jugendhilfe.
Das Buch ist als Fortsetzung und Vertiefung der Reaktionen aus den Diskussionen rund um die Ausstellung und das Thema zu verstehen. Es bietet Betroffenen ein Forum und geht auf Forschungsergebnisse aus anderen Ländern ein. Es ist somit ein weiterer Beitrag zu einer brisanten und kontroversen Diskussion, die noch lange nicht abgeschlossen sein dürfte
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Michael Lausberg, Scharf Links. Die ›neue‹ linke online Zeitung, 13. Juli 2024