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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
330 Seiten, Leinen, 152 x 227 mm
Erschienen: ? ?
ISBN-13: 978-3-8379-3085-6
Bestell-Nr.: 3085

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Michael Giefer
Herausgegeben von Michael Giefer

NASAMECU

Der gesunde und kranke Mensch gemeinverständlich dargestellt

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»Dieses Buch handelt vom gesunden und kranken Menschen. Es gibt meine persönlichen Meinungen wieder, es erhebt nicht den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.« Natura sanat, medicus curat (NASAMECU), die Natur heilt, der Arzt behandelt, ist einer von Groddecks Leitgedanken in seiner ärztlichen Tätigkeit. In diesem 1913 für ein breites Publikum verfassten Werk, das nach einer Vortragsreihe, die er in Baden-Baden gehalten hatte, entstanden ist, will der Autor die Ängste vor dem Leben und dem Erkranken mildern, indem er aufklärerisch und erzieherisch den menschlichen Körper und die Vorgänge in ihm beschreibt. Er will dem Menschen Vertrauen zu der Kraft seiner menschlichen Natur geben. Krankheiten sollten nicht als Feinde betrachtet werden, denn »Kranksein ist nichts andres als leben, als der Versuch des Lebens, sich veränderten Bedingungen anzupassen, es ist nicht ein Kampf des Körpers mit der Krankheit, sondern eine ordnende Tätigkeit«. Obwohl sich der Stand der medizinischen Wissenschaft ständig ändert, in den letzten 100 Jahren seit Erscheinen des Buches viele Erkenntnisse dazugewonnen wurden und es vielleicht keine Ewigkeitswerte beinhaltet, wie es eine Besprechung von damals behauptet, hat es bis heute für Kranke und Gesunde wie auch für Ärzt*innen einen Wert behalten, da es das Wirken der Natur und die Begrenztheit des ärztlichen Wirkens thematisiert. Gleichermaßen an Laien wie Ärzt*innen gerichtet weist Groddeck auf die Notwendigkeit der Einbeziehung der gesamten Lebensbedingungen des Erkrankten bei der Behandlung hin, die Beachtung der psychosozialen Bedingungen – wie wir heute sagen –, betont die Auswirkung der wirtschaftlichen und wohnlichen Verhältnisse für Gesundheit und Krankheit. Die Groddeck’sche Darstellung der Abläufe im menschlichen Körper, die regulären wie die reparativen, lösen bei den Leser*innen immer wieder Staunen über das bis heute unerklärliche Wunder des Lebens und der natürlichen Heilungsprozesse aus. Groddecks Werk ist aber keine Propagierung der sogenannten Naturheilverfahren, sondern die Heilverfahren der Natur sollen erkannt und künstlerisch vom Arzt angewandt und gefördert werden. Die Mittel zur Behandlung sind für ihn weit gestreut, sollen dem einzelnen Erkrankten gemäß genutzt werden. Zwei weitere Absichten, die Groddeck mit seiner Schrift verfolgte, waren der Kampf gegen die übermäßig naturwissenschaftlich orientierte Medizin, die den Menschen mehr und mehr aus dem Blickfeld verlor, sowie die wachsende staatliche Einflussnahme auf die ärztliche Tätigkeit und das Arzt-Patienten-Verhältnis. In diesem Werk lassen sich manche Schritte Groddecks zu seiner späteren psychodynamischen Behandlungsweise erahnen, auch wenn er die Psychoanalyse zunächst nur eingeschränkt akzeptiert. Die Verknüpfung von Leib, Seele und Umwelt und deren Wechselwirkung aufeinander wird hier aber schon deutlich spürbar.