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11 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: März 2005
Bestell-Nr.: 21043
Leseprobe »Freie Assoziation«
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Joshua Durban

Angst und Sinnhaftigkeit im Schatten des Todes - die Analyse eines 84-jährigen Mannes (PDF)

Freie Assoziation 2005, 8(1), 41-51

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Der Autor versucht, anhand des Falles eines älteren Patienten die zentrale Bedeutung des unbewussten Prozesses der Wiedergutmachung für die Entfaltung eines persönlichen Gefühls der Sinnhaftigkeit angesichts des Lebensendes zu zeigen. Wiedergutmachung im kleinianischen Sinne ist eine hochkomplexe seelische Leistung. Sie beinhaltet die Fähigkeit, Verantwortung und Rücksichtnahme für sich selbst und den Anderen auf sich zu nehmen, indem eigene Gefühle und Projektionen anerkannt werden, die in der Phantasie oder Realität Verletzungen bei geliebten Objekten verursacht haben können. Auf diese Weise trägt Wiedergutmachung zu der Fähigkeit zur Empathie, zur Kreativität und zur Realitätsprüfung bei. Wiedergutmachung dient dem individuellen Bedürfnis, ein gutes und stabiles Inneres Objekt im Selbst erfolgreich zu bewahren und paranoide Ängste und psychotische Schuld zu überwinden. Wiedergutmachung ist eng mit Trauer verknüpft, zumal sie das gleichzeitige Halten und Loslassen des Objektes erfordert. Misslungene Wiedergutmachung ist, wie im Fallbeispiel gezeigt wird, auf frühe Ängste zurückzuführen, die einerseits an projektiven Identifizierungen und andererseits an exzessiver manischer Abwehr zu erkennen sind. Eine besonders wichtige Thematik alter Patienten ist die Verleugnung des nahenden Todes oder der Beendigung der Analyse, sowohl beim Patienten als auch beim Analytiker, was zu einer weiteren Verstärkung manischer Abwehr oder omnipotenter Phantasien führen kann, die die Wiedergutmachung behindern. Es ist für den älteren Menschen sehr schmerzhaft, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass die Wiedergutmachung begrenzt ist und die Kontrolle über das Objekt aufgegeben werden muss. Eine weitere Schwierigkeit ist das Aufkommen von Neid gegenüber den Jüngeren und dem Leben, wofür in der Übertragung der Analytiker steht. Analyse mit alten Patienten kann beim Trauern helfen, um auf diese Weise wenigstens eine teilweise Wiedergutmachung zu erreichen. Das ist elementar für die Würdigung des Lebens und für das Erreichen persönlicher Sinnhaftigkeit, mit deren Hilfe man besser dem Tod begegnen kann.

Abstract:
I have tried to examine, through the case material of an elderly patient, the central role of the unconscious process of reparation within the establishment of a sense of personal meaning when facing the end of life. Reparation, in the Kleinian sense, is a highly complex mental achievement. It is the ability to assume responsibility and concern for the self and the other through the acknowledgement of one’s emotions, projections and the harm they might cause, in phantasy or in reality, to the loved objects. As such it contributes to the capacity for empathy, creativity and reality testing. In order for reparation to succeed the individual needs to secure a good, stabile internal object within the self, and to transcend paranoid fears and psychotic guilt. Reparation is closely linked with mourning as it necessitates a simultaneous holding on to and letting go of the object. Failed reparation, as seen in the case material, is the outcome of early anxieties characterized by projective identification on the one hand, and excessive manic defenses, on the other hand. A salient feature in old patients, is the denial of one’s approaching death, or the termination of analysis, by both patient and analyst. This may lead to a further exacerbation of manic defenses or omnipotent phantasies which hamper reparation. It is very painful for the elderly individual to come to terms with the idea that reparation is limited and that control over the object has to be relinquished. Another complication is the arousal of envy towards the young and the living which the analyst comes to stand for in the transference. Analysis with elderly patients might help them mourn and thus achieve at least partial reparation. This is crucial for the appreciation of life, for attaining a sense of personal meaning with the help of which one is better able to face death.