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Buchreihe: Imago
255 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Juli 2017
ISBN-13: 978-3-8379-2684-2
Bestell-Nr.: 2684
Leseprobe

Die Wahrnehmung der Bilder

Elemente einer psychoanalytischen Prozessästhetik

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Im vorliegenden Buch, das sich gleichermaßen an PsychotherapeutInnen wie an Kunst-, Literatur- und KulturwissenschaftlerInnen richtet, entwickelt Joachim F. Danckwardt die Grundlagen einer psychoanalytischen Prozessästhetik. Kunstwerke, so seine in Anlehnung an Gottlieb Baumgarten und Paul Klee entwickelte These, sind nicht nur die »Manifestationsorgane« sinnlicher Erkenntnisse, sie sind auch »Wahrnehmungsorgane«. Sie umfassen Formen, Farb-, Sprach- und Klangbilder ebenso wie Prozesse der Entwicklung, Veränderung und Deformation. Auch die psychoanalytische Deutungskunst, so Danckwardt, kann auf diese Weise als Ergebnis der Integration von inneren und äußeren Prozessen verstanden und behandelt werden.

Der Autor bietet einen überaus anschaulichen Einblick in zentrale Prozesse, deren Plausibilität sonst meist an der mangelhaften Darstellbarkeit scheitert: Prozesse der Entwicklung, Veränderung und Deformation auf dem Gebiet der Künste und der therapeutischen Verfahren wie Psychoanalyse, Psychotherapie, Kreativtherapie und Pharmakotherapie sowie Prozesse der Bildfindung und Bildentwicklung.

»Das Buch regt zum Nachdenken über und zur Wahrnehmung von Kunst und Ästhetik an. Ganz nebenbei führt der Autor auch vor, wie es der psychoanalytischen Auseinandersetzung mit Kunstwerken und künstlerischen Prozessen gelingen kann, für Nachbardisziplinen interessant und ertragreich zu sein: nämlich indem nicht psychoanalytische Theorie, sondern psychoanalytische Methodik eingebracht wird bzw. Prozessbeschreibungen eingebracht werden und indem man sich der Unmittelbarkeit und Ästhetik (im Sinne der Wahrnehmung/aisthesis) der Kunst stellt, statt zu meinen, man könne ästhetische Inhalte übersetzen. Danckwardts Buch kann hier als beispielhaft für die psychoanalytische Kunstforschung gelten ...«

Timo Storck, PSYCHE, Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und ihre Anwendungen, 73. Jahrgang, Heft 12, Dezember 2019


Inhalt

Vorbemerkung

Eine paradigmatische Einleitung in die Phänomene der Prozessästhetik
Johann Wolfgang von Goethe als Adriaen van Ostade

Elemente einer psychoanalytischen Theorie des Schönen
Das ästhetische Quintett vom Erschrecken über Spalten, Verleugnen zum Verkehren und Idealisieren

»Dies reicht uns zu verstehen, was Kunst ist und was Natur« (Bernardo Bellincioni, 1493)
Cecilia Gallerani als Beispiel für die Prozesse der Ästhetisierung

Sigmund Freuds ergobiografischer Traum vom »Schloss am Meer«
Ästhetische Erkenntnisprozesse: Verwunderung, Aufmerksamkeit, Besetzung und Besetzungsentzug
Morphing im Assoziieren, Verschieben und Verdichten
Arbeitsprozesse der Abstraktion, Montage, Collage, Surrealismus und des Kubismus
Die psychoanalytische Revolution, psychoanalytische Farben- und Formenlehre
Sigmund Freuds Position in der wissenschaftlichen Wahrnehmung der Farb- und Formprobleme Freuds Wahrnehmungsmodell
Affekt, Form und Farbe im (Tag-)Träumen
Freuds psychoanalytische Farbauffassung, Farbpraxis und Affekttheorie
Allgemeine Ergebnisse
Freuds tatsächliche Handhabung der Farben im (Tag-)Traum
Freuds ästhetische Affekthermeneutik

Paul Klees Entwicklung der Farbe aus der »Sklaverei der Imitation« bis hin zu den »magischen Quadraten«

Die ästhetischen Erfahrungsprozesse der Verdichtung und Verschiebung

Die Kaleidoskop-Prozesse

Die ästhetischen Prozesse der Aporie

Die ästhetische Situation bei der Prozessprojektion

Die ästhetische Situation bei der Prozessidentifizierung


Prozessidentifizierung als Trojanerprozess, Plagiierungsprozess, Fälschung und Verkennung von Künstlern

Der ästhetische Prozess bei der Entstehung einer linearen Form in der Container-Contained-Interaktion der Zschokke-Klee-Episode
Die Entstehung der bogigen Linie durch die Projektion des Noch-Nicht und durch Internalisierung der Bearbeitungsprozesse

Die Entstehung einer Werkgruppe von Gerhard Richter
Die zu einer Idee passenden bildnerischen Mittel entscheiden, ob Bilder geboren werden sollen oder etwas anderes

Der ästhetische Prozess der mehrfachen Determinierung

Synästhesien

Psychoanalytische Ästhetik der Betrachtung

Ästhetische Performance-Prozesse des Künstlers und Betrachters

Die surrealistische Situation in der Performance, die Umkehr der Sublimierung, Symbolbildung und Alpha-Funktion

Die ästhetische Situation von »Lenz’« Zusammenbruch im Spiegel eines psychoanalytischen Close Reading

Vorbemerkung zum Close Reading/Close Seeing
Lenz’ psychotischer Zusammenbruch
Lenz’ psychotischer Zusammenbruch im Close Reading
Was hat Büchner mithilfe ästhetischer Prozesse durch das Kunstwerk erkannt? Was wurde mithilfe von psychoanalytischem Close Reading an metaphorischen Kaskaden und Prozessen erkannt?

Psychoanalytische Prozessästhetik im Interview 1

Psychoanalytische Prozessästhetik im Interview 2

Nachwort

Seelische Entwicklung, Veränderung und Deformation als Prozessintegration

Bildnachweise

Literatur