246 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: März 2023
ISBN-13: 978-3-8379-3217-1
Bestell-Nr.: 3217
https://doi.org/10.30820/9783837979350
Jenseits von Ödipus?
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Sind Ödipuskomplex, Inzesttabu und symbolische Kastration in der »vaterlosen« und zunehmend permissiven Gesellschaft veraltete Kategorien? Oder enthalten sie einen anthropologischen Kern, der aus seiner mythischen Umhüllung herauszuschälen und in eine zeitgemäße Form zu übersetzen wäre? Diese und ähnliche Fragen, die sich spätestens seit den 1960er Jahren stellen, haben sich vor dem Hintergrund der jüngsten sexualpolitischen Weichenstellungen – »Ehe für alle«, drittes Geschlecht, gendergerechte Sprache – nicht etwa erübrigt, sondern erheblich verschärft.
Der Band versammelt Beiträge von Lüdemann und Seifert aus dem Feld einer psychoanalytischen Theorie der Sexualität und der Kultur nach Freud und Lacan. Die Autorinnen kombinieren theoretische Überlegungen zu den sexualpolitischen Umbrüchen der letzten 30 Jahre mit Falldarstellungen aus der psychoanalytischen Praxis. Im Mittelpunkt stehen – neben den kulturtheoretischen Grundlagen der Psychoanalyse selbst – die Auffassung des Vaters bzw. der Vaterfunktion bei Freud und Lacan sowie die Frage nach neuen Möglichkeiten der Subjektbildung jenseits der vaterbasierten Ordnung.
Teil I
Psychoanalytische und kulturtheoretische Grundlagen
Jenseits der Normalisierung
Das Inzestverbot und die Logik der Kultur
Susanne Lüdemann
Ödipus oder Ménage-à-trois
Die Figur des Dritten in der Psychoanalyse
Susanne Lüdemann
Sexualität und Tabu
Freuds erweiterter Sexualitätsbegriff
Edith Seifert
Teil II
Gesetz ohne Vater – Väter ohne Gesetz?
Des Kaisers alte Kleider
Zur Ambivalenz von Autorität in der Moderne
Susanne Lüdemann
Der Tod Gottes und die Wiederkehr des Urvaters
Freuds Dekonstruktion der jüdisch-christlichen Überlieferung
Susanne Lüdemann
Ursprungsfragen
Reproduktionen großer Meister oder die »paternelle Ätiologie« der Psychoanalyse
Susanne Lüdemann
Psychoanalytische Aspekte der Vaterautorität: Exzess, Unterstellung, Ausnahme
Edith Seifert
Geschichten von Liebe und Begehren
Von der Bedeutung des Namens und der Opfer gebietenden Sprache
Edith Seifert
Variationen psychischer Bindung
Vom Vaternamen zur materiell-mütterlichen Synthese
Edith Seifert
Teil III
Jenseits des Lustprinzips – neue Wege des Genießens
Die Venus im Pelz von Sacher-Masoch
Klinische und kulturelle Aspekte
Edith Seifert
Selbstverwirklichung ohne Lustprinzip?
Edith Seifert
Sexualität im Gender-Check
Psychoanalyse gegen Paul B. Preciado
Edith Seifert
Peut-on changer de sexe?
Über Transsexualismus und die medizinisch-juridische Konstruktion des Geschlechts
Susanne Lüdemann
Zur Normativität des Nicht-Normativen
Ein Kommentar zur »Ehe für alle«
Susanne Lüdemann
Textnachweise