Buchreihe: Imago
255 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: September 2008
ISBN-13: 978-3-89806-869-7
Bestell-Nr.: 869
255 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: September 2008
ISBN-13: 978-3-89806-869-7
Bestell-Nr.: 869
Den Spiegel durchqueren
Die kinetische Semantik in Musik und Psychoanalyse
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Mit dem Konzept der kinetischen Semantik erweitert Leikert die psychoanalytische Begrifflichkeit in die Musik hinein. In Auseinandersetzung mit Lacan, Ogden und Stern beschreibt er eine dritte Sprache des Psychischen neben der lexikalischen Semantik der Sprache und der unbewussten Fantasie.
Musik ist Literatur in einer anderen Sprache - in der kinetischen Semantik. Im Gegensatz zur lexikalischen Semantik der Sprache wird in der Musik Bedeutung (Semantik) durch kunstvoll verflochtene Bewegungsfolgen (kinein, gr. = bewegen) erzeugt. Diese Bewegungsfolgen werden nicht, wie die Sprache, gedanklich dekodiert, sondern vom Hörer dadurch rezipiert, dass sie im Körpertonus nachgeahmt werden und auf diese Weise unmittelbar emotional wirken. Dieser archaische Modus der Aufnahme von Bedeutung ist bereits vorgeburtlich nachweisbar; er wird in der Musik kultiviert und spielt auch in der klinischen Arbeit eine bedeutsame Rolle.
»Leikert nennt seine Theorie der Musik ›sehr einfach‹. Der Grundgedanke ist es, die Ausführung weitreichend und die Verbindung zwischen Psychoanalyse und Musik endlich überzeugend. Hier wird Neuland betreten.«
Michael B. Buchholz
Musik ist Literatur in einer anderen Sprache - in der kinetischen Semantik. Im Gegensatz zur lexikalischen Semantik der Sprache wird in der Musik Bedeutung (Semantik) durch kunstvoll verflochtene Bewegungsfolgen (kinein, gr. = bewegen) erzeugt. Diese Bewegungsfolgen werden nicht, wie die Sprache, gedanklich dekodiert, sondern vom Hörer dadurch rezipiert, dass sie im Körpertonus nachgeahmt werden und auf diese Weise unmittelbar emotional wirken. Dieser archaische Modus der Aufnahme von Bedeutung ist bereits vorgeburtlich nachweisbar; er wird in der Musik kultiviert und spielt auch in der klinischen Arbeit eine bedeutsame Rolle.
»Leikert nennt seine Theorie der Musik ›sehr einfach‹. Der Grundgedanke ist es, die Ausführung weitreichend und die Verbindung zwischen Psychoanalyse und Musik endlich überzeugend. Hier wird Neuland betreten.«
Michael B. Buchholz
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Kinetische und lexikalische Semantik in der Psychoanalyse
Die Metapher als Fenster der Sprache
Metapher und Verdichtung - Metapher oder metaphorischer Prozess? - Transzendenz der Bedeutung durch sinnliche Konnotation - Die Erforschung der Welt mit der Elle des Körpers - Die kinetische Metapher - Rhythmus und Stimme in der Sprache - Kinetische Metapher und Selbstrekurrenz
Die kinetische Semantik
Was ist Bedeutung? - Die Beziehung von Binnen- und Außenwahrnehmung - Eine vorsymbolische Organisation der Bedeutung - Stimme und Körper in der kinetischen Semantik - Stimme und Musik - Zielbestimmung des musikalischen Prozesses
2 Der Orpheusmythos
Das Wesen des Mythos
Der Orpheusmythos - Traum und Mythos - Die Herstellung der Aura des mythischen Symbols - Kinetische und analogische Semantik, der Körper im Mythos - Orpheus, Narziss, Ödipus - Mythische Motive zur Musik, Überwältigen und Verschmelzen
Die Welt des Archaischen, der Orpheusmythos
Die magische Beherrschung der Welt durch die Stimme - Hadesfahrt und Blickverbot - Katastrophe und Symbolisierung - Der Orpheusmythos als Paradigma der symbolischen Transformation - Orpheus, ein archaischer Ödipus? - Zusammenfassung.
3 Die Stimme, Transformation und Insistenz des archaischen Objekts
Die Genese des Objekts Stimme
Die Stimme als archaisches Objekt - Die belebende Stimme - Die verfolgende Stimme - Die abwesende Stimme
Die Stimme als Kern der Objekt- und der Selbstkonstitution
Das Objekt rufen, Suggestivität - Die Differenzierung emotionaler Erfahrung, Kommunikation - Die Inkorporation der archaischen Stimme, Autonomie - Die kinetische Semantik und die autistisch-berührende Position nach Ogden - Drei Modi der Erfahrungsbildung - Haut und Stimme - Genetische Aspekte der kinetischen Semantik - Stimme und Sprache, Transformation und Insistenz - Stimme und Über-Ich - Stimme und Ich-Bildung - Stimme und Genießen - Die kinetische Semantik im analytischen Setting
4 Zur Psychoanalyse der Musik - die Subjektivierung des Begehrens
Musik als Ritual der Stimme
Antizipation und Erfüllung - Stimme, Rhythmus, Ritualisierung - Ritualisierung - Wiederholung, Steigerung, Transformation - Synchronisierung, die fortschreitenden Verbindung von Stimme und Körper - Der kalte Mantel der Entfremdung und die Stimmbegegnung - Die Stimmimago - Ziele des musikalischen Prozesses
Musik, Oper - Sprache des Begehrens
L Orfeo, favola in musica - Struktur der Musik, Inhalt des Mythos - Die Stimme und die Darstellung des Mangels in der Oper - Die Stimme des Numinosen - Die belebende Stimme - Das Begehren des Orpheus und das Durchqueren des Spiegels - Die Poetik des Orpheus bei Cocteau
5 Rahmen und Prozess der psychoanalytischen Begegnung - Stimme und musikanaloge Strukturen im analytischen Geschehen
Der Rahmen - Grundregel, Couch-Situation, Ritualisierung der Zeit
Die Couch-Situation, Fokussieren der Beziehung von Stimme und Körper - Die Kulturgeschichte der Couch - Der zeitliche Rahmen und die analytische Regression - Wiederholungsprozesse unter musikalischem Blickwinkel - Wiederholung und kinetische Semantik
Der Prozess - Wiederholungszwang und Stimmbegegnung
Die Maske der Übertragung und die Stimme des Analytikers - Vom Tanz mit den Toten, die Reprise
6 Bericht aus einer Behandlung - archaische Objekte und kinetische Aspekte im intersubjektiven Feld
Erster Eindruck und Biografie - Die beschränkte Reichweite symbolischer Prozesse - Kinetische Objekte - Wiederholungsprozesse im Behandlungsverlauf - Kinetische Aspekte der intersubjektiven Begegnung - Verknüpfungen, das Orpheusthema
7 Übertragung und Begehren in der analytischen Beziehung - die Musik des Sprechens
Übertragung und Begehren
Begehren - Das Begehren in der psychoanalytischen Behandlungstechnik - Kinetische Semantik und die Analyse der Übertragung - Stimme und körperliche Resonanz in der Übertragungsanalyse - Dialog und Improvisation - Begehren und Aktualität - Die Infantilisierung des Begehrens - Der Ausschluss des Begehrens aus der analytischen Beziehung - Die Begegnung als Geheimnis - Momente des Begehrens
Der Traum als Ereignis des intersubjektiven Prozesses
Der Traum als Deutung des intersubjektiven Geschehens - Die Haltung des Analytikers - Der Traum deutet - Der Traum und die Musik des Sprechens - Traumdeutung und kinetische Semantik - Aktualität - Sinnlichkeit, Entbindung der kinetischen Energie - Transmodalität, kinetische und lexikalische Semantik - Objektverbundenheit, Trennung, Begehren - Die Musik des Geschehens in der analytischen Arbeit
Literatur
Register