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Buchreihe: Forschung Psychosozial
302 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Januar 2009
ISBN-13: 978-3-89806-896-3
Bestell-Nr.: 896

Das (Nicht-)Sprechen über die Judenvernichtung

Psychische Weiterwirkungen des Holocaust in mehreren Generationen nicht-jüdischer Deutscher

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Die Autorin erhebt mit den Methoden einer psychoanalytisch orientierten Sozialforschung themenzentrierte Gruppendiskussionen und Einzelinterviews in drei Generationen und wertet diese psychoanalytisch orientiert aus.

Hintergrund des Forschungsprojekts ist die Deportation der Jüdinnen und Juden aus einer nordhessischen Stadt in das Ghetto bzw. Vernichtungslager von Minsk im Jahre 1941. In Minsk wurden zwischen 1941 und 1943 etwa 135.000 Jüdinnen und Juden ermordet. Die Bedeutung des Sprechens bzw. Nicht-Sprechens über diese Deportation ist ein Schwerpunkt der Analyse.

Die psychoanalytische Erkenntnismethode und Theorie ermöglichen eine Herausarbeitung sowohl aktueller und kollektiver unbewusster Verstrickungen in Bezug auf die Shoah und deren Folgen als auch unbewusster Phantasmen, die im Nationalsozialismus selbst virulent waren.

»Diese Studie eröffnet einen neuen Zugang zur Erforschung psychischer Weiterwirkungen der Shoah in mehreren Generationen nicht-jüdischer Deutscher. Die Autorin erhebt mit den Methoden einer psychoanalytisch orientierten Sozialforschung themenzentrierte Gruppendiskussionen und Einzelinterviews in drei Generationen und wertet diese psychoanalytisch orientiert aus

 ...«

Ludwig Helwig, Literatur-Report

»Das Spannende an der Studie liegt im Wesentlichen in der Verbindung von Gegenstand und Methode  ...«

Prof. Dr. Leonie Wagner, www.socialnet.de

»Katharina Rothe hat sich ein zweifelsohne interessantes und bedeutendes Thema gewählt. Freilich bleibt festzustellen, dass der ganz überwiegende Teil ihrer Erkenntnisse, wie von der Jungvolkgeneration mit dem Holocaust umgegangen wird, allen bekannt sein dürfte, die sich mit dem Thema beschäftigt haben  ...«

Robert Fuchs, www.roterdorn.de


Inhalt

1. Einleitung

2. Stand der Forschung

2.1 Intergenerationelle Folgewirkungen der Shoah und des Nationalsozialismus im Allgemeinen
2.2 Problematik des Generationenmodells
2.3 Unbewusste Konflikt- und Abwehrformen

3. Methode
3.1 Gegenstand psychoanalytisch orientierter Sozialforschung: das Allgemeine im Besonderen
3.2 (Re)Inszenierung und Übertragung/Gegenübertragung in der Sozialforschung
3.3 Szenisches Verstehen
3.4 Methodenwahl: Themenzentrierte Gruppendiskussion und Interviews
3.5 Erschließen des Forschungsfeldes
3.6 Dokumentation und Auswertung des Erhebungsmaterials
3.7 Kategorisierung und Analyseebenen
3.8 Gütekriterien qualitativer Forschung
3.9 Die themenzentrierte Gruppendiskussion als Ausgangs- und Mittelpunkt der Studie

4. Einführung in die Untersuchung
4.1 Untersuchungsgruppe
4.2 Fragestellungen

5. Das fortgesetzte Verschwinden der Opfer
5.1 Wegbewegung: Abtrennung der Verfolgung der Juden von der »Gesamtzeit« des Nationalsozialismus
5.2 Das sprechende Nicht-Sprechen
5.3 Erinnerungsbilder
5.4 Die doppelte Bestimmung der (Re)Inszenierung
5.5 Szenisches
5.6 Kontrastanalysen: Momente, die die Gegenläufigkeit durchbrechen
5.7 Die Tendenz der Verleugnung
5.8 ›Wir Kinder‹ versus ›keine Opferkinder‹
5.9 Kontrastanalyse: Durchbrechen der Abwehr und Durchbrechen vom Grauen
5.10 Wegbewegung versus (Re)Inszenierung in der zweiten Generation der Untersuchungsgruppe
5.11 Ausblick in die dritte Generation der Untersuchungsgruppe: Die gemeinsame
Wegbewegung

6. ›Wir Deutschen‹ versus ›die Juden‹
6.1 ›NS-Identifizierung‹ und das ›Phantasma der (deutschen) Nation‹
6.2 Der Zusammenbruch oder: Die Konfrontation mit ›der deutschen Schuld‹
6.2.1 Die (Re)Inszenierung eines Zusammenbruchs
6.2.2 Der drohende Umschlag des Phantasmas der Nation
in sein Gegenteil und dessen Abwehr durch Wiederbesetzung
6.2.3 Die Vorstellung, die Vernichtung könne sich gegen ›uns Deutsche‹ zurückwenden
6.2.4 Vergleichs-/Kontrastanalyse: Anerkennung und Reflexion des Bruchs
6.2.5 Vergleichs-/Kontrastanalyse: Die Negation eines Bruchs
6.3 Zur intergenerationellen Weitergabe des Phantasmas der Nation, ›der deutschen Schuld‹ und ihrer Abwehr
6.3.1 Zwei Geschichten einer weitergegebenen Täterschaftsphantasie
6.3.2 Der ›neue alte‹ Wunsch an die Nation
6.3.3 Das Wehren gegen einen implizierten Schuldvorwurf
6.3.4 Relativierungen und Gleichmachungen
6.3.5 Amalgamierungen: das einheitliche Wir ›der Deutschen‹
6.3.6 Von der Schuld zur Last zur Lust oder: ›Wir sind heute (wieder) ganz besonders gut‹!

7. ›Die Juden‹ versus ›wir Deutschen‹
7.1 Bilder von Juden im Kontext des (Nicht-)Erinnerns der Deportation
7.1.1 Keine Juden
7.1.2 Philosemitische Bilder
7.1.3 Juden, die (über)leben
7.2 Die zentrale Intervention in der Gruppendiskussion: das Vorlesen eines antisemitischen Schulaufsatzes
aus dem Jahre 1943
7.3 ›Wegarbeiten‹ der narzisstischen Kränkung
7.3.1 Eine Rettungsphantasie oder das ›Wiedergutmachen‹ der imaginären Gemeinschaft
7.3.2 Die Ambivalenz zwischen Konfrontation, Reflexion und Affirmation
7.3.3 ›Ausarbeiten‹ der antisemitischen Bilder
7.4 ›Bilder‹ von Juden in der zweiten Generation der Untersuchungsgruppe
7.4.1 Wegbewegung, Reflexion, Reproduktion
7.4.2 Parallelisierungen, Verschiebungen und die Tendenz der Täter-Opfer-Umkehr

8. Entlastung versus Anklage versus Verteidigung
8.1 Intergenerationelle Beziehungen zwischen Verteidigung, Anklage und Entlastung im Interviewmaterial
8.1.1 Verteidigung und Kampf
8.1.2 Der Auftrag
8.1.3 Entlastung, Anklage, Verteidigung in der zweiten Generation der Untersuchungsgruppe
8.2 Die Entlastung der Eltern (und Großeltern) aus der ›NS-Generation‹
8.2.1 Die Entlastung der (Groß)Eltern in der zweiten Generation der Untersuchungsgruppe

9. Resümee

Literatur
Anmerkungen
Dank