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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
ISSN: 2364-0588
450 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: Oktober 2025
ISBN-13: 978-3-8379-3455-7
Bestell-Nr.: 3455
Leseprobe

Libido und Narzissmus

Vom Verlust des Sexuellen im psychoanalytischen Diskurs. Eine Spurensicherung

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Lilli Gast untersucht die psychoanalytische Konzeption des Narzissmus und ihre vielfältigen Metamorphosen, seit Freud sie in den psychoanalytischen Diskurs eingeführt hat. Im Fokus steht die Entwicklung und Transformation des Begriffs vor dem Hintergrund des Bedeutungsverlusts der Triebtheorie im postfreudianischen Denken, sowie die Frage, inwiefern eine Geschlechterdifferenz metapsychologisch im Narzissmus formuliert werden kann. Gasts Analyse des Freud’schen Narzissmuskonzepts beschreibt, wie die narzisstische Libidoorganisation sowohl Produkt als auch Determinante der Subjektwerdung ist.

Anhand der theoretischen Entfaltung des Narzissmusbegriffs werden die erkenntnistheoretischen und subjekttheoretischen Dimensionen der Freud’schen Metapsychologie herausgearbeitet. Die sich daran anschließende diskurskritische Diskussion der vielen Revisionen des Narzissmusbegriffs im postfreudianischen Kontext identifiziert das Sexuelle als das bis heute beunruhigende »Skandalon« der Psychoanalyse.
Vorwort zur Neuausgabe
Einführung

I. Geschichte und Entwicklung der Narzißmusfigur Freuds. Die Anfänge. Das Original

Das diskursive Vorfeld des Narzißmuskonzepts. Die erste paradigmatische Krise der Freudschen Metapsychologie

Zur Vorgeschichte des Narzißmusbegriffs bei Freud

Die Einsprüche Adlers und Jungs gegen die Freudsche Libidotheorie. Erste Revisionsversuche

Die Inauguration des Narzißmuskonzepts und die Neuordnung der Triebtheorie

Die Narzißmusfigur zwischen Jungs Triebmonismus und Adlers Ich-Psychologie. Das Verhältnis von Libido, Narzißmus und Ich-Konstitution

Das Konstrukt des primären Narzißmus als Konstitutionsfigur des Psychischen. Überlegungen zum »Urzustand«. Das zentripetale Moment
Das Konstrukt des primären Narzißmus als Kontrapunkt zu Adlers Minderwertigkeitslehre und Jungs Triebmonismus

Der Narzißmus im Spannungsfeld der Triebdualität. Die Erschließung der »dritten Dimension« in der Rotation. Die dialektische Struktur der Narzißmusfigur

Narzißmus zwischen innerer und äußerer Welt. Vom Narzißmus zum Objekt. Das zentrifugale Moment
Das Ich-Ideal und die Relativität der Entfernung vom Narzißmus
Exkurs: Freuds »Ichideal« und Adlers »Persönlichkeitsideal«
Der »sekundäre« Narzißmus zwischen Ichlibido und Objektlibido
Die »Eigenlogik« der narzißtischen Frau. Narzißmus und Objektwahl
Exkurs: »Katzen sind immer noch die Weiber«. Lou Andreas-Salomé, Friedrich Nietzsche und die Wiener Moderne
Das ökonomische Verhältnis von Ichlibido und Objektlibido. Lieben und Geliebtwerden

Das Dreieck Freud-Jung-Adler und das Problem der »Uranfänglichkeit« des Psychischen. Das erkenntnislogische Dilemma der ontologischen Rückgründung

Trieb und Unbewußtes bei Freud. Das Aporem

Die Kollektivpsyche Jungs. Der Rekurs auf die Mythologie

Organminderwertigkeit und »Urwille« bei Adler. Der Rekurs auf die biologische Anthropologie

Der Narzißmusbegriff im Dreieck

II. Erste Rezeptionen des Freudschen Narzißmuskonzepts am Vorabend der Emigration der Psychoanalytischen Gemeinschaft. Das Phänomen der perspektivischen Verzeichnung

Die Entsexualisierung des Narzißmus am Beispiel der Modifikationen Ferenczis. Die Sehnsucht nach dem Paradies
Exkurs: Freud und Ferenczi

Rezeption des Freudschen Narzißmuskonzepts im Umfeld der »Weiblichkeits-Debatte« der Psychoanalytischen Gemeinschaft bis 1934
Weiblichkeit als narzißtische Wunde
Weiblichkeit als narzißtische Regression
Weiblichkeit als Entfaltung einer genuinen Disposition

III. Die begriffslogischen Metamorphosen des Narzißmuskonzepts im amerikanischen und britischen Exil und seine Bedeutung für die Entwicklung der post-freudianischen psychoanalytischen Metatheorie. Die zweite paradigmatische Krise der Freudschen Metapsychologie

A. Der Narzißmus zwischen Anpassung und Glück. Der psychoanalytische Diskurs in Nordamerika
Die Zähmung der Triebe und die Autonomie des Ich. Narzißmus zwischen Krieg und Frieden
Das Streben nach Glück und die Verwirklichung des Selbst. Narzißmus zwischen »wahrem« und »falschem« Selbst

B. Der Narzißmus auf dem Weg vom Uterus in die Milchflasche. Der psychoanalytische Diskurs in Großbritannien
Narzißmus und Objektspaltung im phantasmatischen Raum. Narzißmus zwischen Neid und Vergeltungsangst
Exkurs: Kursorische Inspektion der Rezeption der Beiträge Ferenczis und Kleins in der Narzißmustheorie Grunbergers
Narzißmus und primäre Objektliebe. Narzißmus zwischen »unio mystica« und »Sprachverwirrung«
Narzißmus und Objektspaltung im interpersonellen Raum. Narzißmus zwischen Hunger und Kontaktbehagen

C. Die anglo-amerikanische Synthesis und die Frage des Paradigmenwechsels

Zwischenhalt: Erneute Betrachtung des primären Narzißmus. Narzißmus und frühe Objektbeziehung

IV. Die Universalisierung des Narzißmus in der Psychologie des Selbst als Höhepunkt der Entsexualisierung des psychoanalytischen Diskurses. Narzißmus zwischen »Individuation« und Selbstwerdung

Die endgültige »Befreiung« des Narzißmus aus der Triebumklammerung und seine

Rehabilitierung. Narzißmus zwischen archaischer Wut und kosmischer Weisheit

Der »Triumph« des Narzißmus. Narzißmus als Paradigma. Historische Einordnung

Der »moderne Narzißmus« und das Veralten der Psychoanalyse

V. Narzißmus zwischen Vergangenheit und Zukunft. Rückschau und Ausblick

Die Vergangenheit des Narzißmus. Rückschau

Die Zukunft des Narzißmus. Ausblick

Resümee

Literatur
Personenregister