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Zeitschrift: Jahrbuch der Psychoanalyse
ISSN: 0075-2363
271 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: März 2024
Bestell-Nr.: 8456
https://doi.org/10.30820/0075-2363-2024-1
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Jahrbuch der Psychoanalyse - Band 88

Neues vom Unbewussten

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Das Unbewusste hat es schwer. War das verdrängte Unbewusste zunächst bei Freud noch ein Teil des »weiteren Unbewussten«, erfasste Freud bald, dass es auch Material gibt, das gar nicht erinnert, sondern agiert wird. Es muss dann in der Übertragung bestimmt werden. Dann wurde es von seinem substantivischen Thron gestoßen, wurde in der zweiten Topik zum Adjektiv »unbewusst« degradiert. Dafür erweiterte sich seine Wirkstätte: Ich, Es, Über-Ich, überall unbewusste Dynamiken.

Nach Freud wurde es noch komplizierter. In der kleinianschen Psychologie drohte das Unbewusste in der unbewussten Phantasie zu verschwinden, bei den Ich-Psychologen wurde es fast nur noch im Ich verortet, mit Tendenz im tief Vorbewussten aufzugehen. Es kam noch schlimmer für das Unbewusste: In der intersubjektiven Psychologie löste es sich endgültig im Vorbewussten auf, beim späten Bion wurde es zum Unbekannten. Bei den Postbionianern wird es derzeit zur Vermählung mit den physikalischen Quanten gezwungen.

Doch es gab auch Differenzierungen und Diversifizierungen. Mit den Untersuchungen zur Psychosomatik, den Entdeckungen von
breakdowns und nicht-existenten, autistoiden und unrepräsentierten Zuständen wie auch dem Gewahrwerden, dass Projektion und projektive Identifizierungen versagen können, wurden ihm neue Teilmengen zugeordnet: Das Unrepräsentierte scheint als ein Nicht-Verdrängtes ein Teil des Es, doch vom Verdrängten klar geschieden. Namenlose Zustände und breakdowns scheinen dagegen weder bewusste noch unbewusste Formen angenommen zu haben.

Die vorliegenden Arbeiten von Robinson, Caldwell, Schmid-Gloor, Schmidt-Hellerau, Angeloch, Bergstein und Saad versuchen diese Themen aus unterschiedlichen Perspektiven zu umkreisen, kommen zu neuen Erkenntnissen und – zum Glück – auch zu vielen neuen Fragen.

Das
Forum ist Hermann Beland gewidmet, der im Dezember 2023 seinen 90. Geburtstag feierte. In den Beiträgen kommt sein vielfältiges Schaffen zum Ausdruck, seine Beschäftigung mit Fragen der Theologie, sein Engagement für Gruppen, seine wissenschaftlichen Leistungen und seine Leidenschaft für Kunst und Kultur.
Bernd Nissen, Uta Zeitzschel, Uta Karacaoğlan & Wolfgang Hegener S. 7–10Editorial (PDF)
Dominic AngelochS. 13–36Schmerz Denken (PDF)
Über die Herkunft des Denkens aus dem Schmerz
Avner BergsteinS. 37–66Zur Unerkennbarkeit der letzten Realität der Stunde (PDF)
Lesley CaldwellS. 67–92Eine Annäherung an das Unbewusste durch das Psyche-Soma (PDF)
Eine Winnicottianische Perspektive
Ken RobinsonS. 93–118Dem Unbewussten auf der Spur: Ein Plädoyer für das Unbekannte (PDF)
Das Unbewusste als ein radikales Konzept
Amit SaadS. 119–146Objektbeziehung und Eigenschaftsbeziehung in der psychoanalytischen Situation (PDF)
Cordelia Schmidt-HellerauS. 147–167Die Rückseite des Mondes (PDF)
Eva Schmid-GloorS. 169–186Bild und Erlebnis (PDF)
Über die Vertiefung unbewusster Wahrnehmungen in der Gegenübertragung
Wolfgang HegenerS. 189–216›Kollektive Schuldintoleranz‹ (Hermann Beland) (PDF)
Psychoanalytische und theologische Gedanken zum Antisemitismus
Shmuel Erlich & Mira Erlich-Ginor S. 217–227Hermann Beland - zum Lobe des Mutes, der Wahrheit und der Ideale (PDF)
Dorothee von Tippelskirch-EissingS. 229–241Erfahrungen und Gedanken zur gemeinsamen Arbeit im Rahmen der ›Nazareth-Konferenzen‹ - The Past in the Present (PDF)
Hermann Beland zu Ehren
Jutta Gutwinski-JeggleS. 243–256›Die klugen Sinne pflegend‹ (PDF)
30 Jahre danach. Ein Rückblick
Wilhelm SolmsS. 257–261Die Seele in Goethes Dichtung (PDF)
Almut Constanze NickelS. 263–271›Dichterkünste machen’s wahr‹ (PDF)
Zu Wunsch und Gestalt in Goethes Märchen