Klinische Anmerkungen zur weiblichen Homosexualität
Psychoanalytische Annahmen zur weiblichen Homosexualität sowie das Normalitätspostulat reifer, reziproker Heterosexualität werden kritisch erörtert, und anhand der Falldarstellung einer homosexuellen Frau wird die Struktur einer lesbischen Liebesbeziehung nachgezeichnet: Im angstvoll-erregenden Erleben der Urszene, in der unwillentlichen Teilhabe am elterlichen Beischlaf werden weibliche Wünsche geweckt, die frühe libidinöse Erfahrungen ... [ mehr ]
Die Zukunft einer Nation. Politische und psychoanalytische Überlegungen zur deutschen Wiedervereinigung
Anknüpfend an die Zeitdiagnose von Alexander und Margarete Mitscherlich bezüglich der deutschen Unfähigkeit zu trauern sowie an narzissmustheoretische Erwägungen von Heinz Kohut wird der überlastete Prozess der deutschen Wiedervereinigung als Versuch der Wiederherstellung eines kollektiv gefährdeten narzisstischen Gleichgewichts interpretiert. Ähnlich wie nach dem Zweiten Weltkrieg, als man die Vergangenheit durch Wiederaufbau und ... [ mehr ]
Anmerkungen zum psychogenen Autismus
Das psychoanalytische Verständnis von Autismus als einer defensiven Regression auf ein sogenanntes normales autistisches Stadium in der Säuglingsentwicklung wird kritisiert, und eine auf der Basis der neueren Ergebnisse der Entwicklungsforschung entstandene revidierte Position des Autismus wird vorgestellt. Dabei wird der Autismus auf ein System perverser Reaktionen zurückgeführt, die durch eine frühkindliche traumatische Erfahrung körperlicher ... [ mehr ]
Hermeneutik oder Naturalismus? Freuds verborgene Bedeutungstheorie
Es wird die Ansicht vertreten, dass sowohl die einseitig hermeneutischen als auch die einseitig naturalistischen Interpretationen der Psychoanalyse wesentliche Aspekte des psychoanalytischen Ansatzes ausklammern. S. Freuds wenig beachtete Studie zur Auffassung der Aphasien aus dem Jahr 1891 gewährt Einblick in die von ihm vertretene psychologistische Bedeutungstheorie. Eine Rekonstruktion dieser im späteren psychoanalytischen Werk implizit vorausgesetzten ... [ mehr ]
Triebkräfte des Denkens bei Norbert Elias. Ein Versuch psychoanalytischer Theoriedeutung
Ausgehend von der Beobachtung, dass das gelungene wissenschaftliche oder künstlerische Werk eine Synthese von Es-, Ich- und Überich-Kräften sowie von Affekt, Wissen und Gewissen darstellt, wird deutlich gemacht, dass zentrale Themen in den Werken von Norbert Elias - Engagement und Distanzierung, Etablierte und Außenseiter, Zurückdämmung von Aggression im Prozess der Zivilisation, Interdependenz der Individuen - auf frühe Erfahrungen ... [ mehr ]
Jenseits der Schuld? Die Unfähigkeit zu trauern in der zweiten Generation
Die größtenteils zustimmende Resonanz, auf die Tilmann Mosers Kritik von A. und M. Mitscherlichs Buch Die Unfähigkeit zu trauern (in Psyche 1992, 46 (5)) gestoßen ist, legt den Verdacht nahe, dass Moser damit im Zentrum des Zeitgeistes angekommen ist: Es soll umgedeutet und revidiert werden, was vor 25 Jahren von den Mitscherlichs eingeklagt worden war, nämlich die Anerkennung der eigenen Schuld und Einfühlung in die Opfer deutschen ... [ mehr ]
Überbau oder Fundament? Zur Metapsychologie und Metapsychologiedebatte
Die kontroverse Diskussion um die psychoanalytische Metapsychologie wird rekonstruiert. S. Freuds Metapsychologie wird dabei als früher Versuch einer Konzeptualisierung der einheitlichen Organisationsprinzipien von psychischen und somatischen Abläufen innerhalb des Modells vom psychischen Apparat aufgefasst. Beim Versuch, dieser Auffassung Geltung zu verschaffen, ergibt sich die Notwendigkeit einer strikten Trennung der verschiedenen Theorieebenen sowie die ... [ mehr ]
Zur Kritik des Freudschen Kulturbegriffs
S. Freuds Verständnis von Kultur wird dahingehend kritisiert, dass es sowohl funktionalistisch als auch individualistisch verengt ist. Als Ursache dafür wird Freuds methodologischer Hobbesianismus gesehen. Außerdem wird bemängelt, dass Freuds Kulturbegriff mit der Annahme von Trieben operiert, die topisch unterhalb und zeitlich vor der kulturstiftenden Tat liegen. Demgegenüber wird hervorgehoben, dass Freud solche Einstellungen letztlich nur wieder ... [ mehr ]
»Mutter« und »Vater« in psychoanalytischen Fallvignetten. Über einige latente Regeln im Diskurs der Psychoanalyse
Ausgehend von der Überzeugung, dass es innerhalb der Psychoanalytikergemeinschaft ein kollektives geschlechtsspezifisches Unbewusstes gibt, welches latente Regeln im psychoanalytischen Diskurs festlegt, wurden in einem mehrjährigen Forschungsprojekt Fallschilderungen aus psychoanalytischen Fachzeitschriften systematisch daraufhin untersucht, inwieweit sie diesen latenten geschlechtsspezifischen Regeln folgen. Überprüft wurde, in welcher Art und Weise ... [ mehr ]
Selbstkritik und Versöhnungsfähigkeit
Anhand ausgewählter Ergebnisse aus eigenen sozialpsychologischen Untersuchungen über Vorurteile im Zusammenhang mit der erworbenen Immunschwäche (AIDS) und von Umfrageergebnissen zu Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Nationalismus wird gezeigt, dass in dem Maße, wie die Fähigkeit zur Anerkennung eigener Schuld und zur Selbstkritik ausgebildet ist, auch jene zur Versöhnung mit sich selbst und anderen wächst. Wo hingegen Selbsthass und ... [ mehr ]
Unterwegs zum Geheimnis der Freudschen Psychoanalyse. Von Emmy von N. bis »Totem und Tabu«
Ein Herangehen an das Werk Sigmund Freuds wird vorgestellt, in dem versucht wird, Theorie und Geschichte der Psychoanalyse von einem gemeinsamen Dritten her, dem Geheimnis, zu erschließen. Diese Tendenz zum Geheimnis, die im Gegensatz zur psychoanalytischen Forderung nach bedingungsloser Aufklärung steht, wird an verschiedenen Beispielen aufgezeigt: (1) an der von E. Jones 1911 S. Ferenczi und Freud vorgeschlagenen Bildung eines geheimen Komitees zur ... [ mehr ]
Organwelten: Grundriß einer analytischen Körperpsychologie
Im Kontext einer psychoanalytischen Körperpsychologie werden die Begriffe Organphantasie , pathologische Zone im Körperselbst und Organwelt eingeführt und erläutert. Es wird gezeigt, dass der eigene Körper die Bedeutung eines Primärobjekts hat, das dem Individuum normalerweise bestimmte Urerfahrungen ermöglicht, etwa die von Lebendigsein, Körperlichsein oder Getrenntsein. Ausgehend von der Arbeit mit Borderline-Patienten wird ... [ mehr ]
Gegen die Vergiftung der Kindheit. Offener Brief
In einem von verschiedenen Organisationen unterzeichneten offenen Brief an Miglieder der deutschen Bundesregierung wird auf Gesundheitsschäden hingewiesen, die bei Kindern aufgrund der Dauerbelastung durch die Umweltbedrohung ausgelöst werden. Es wird die Bitte geäußert, grundlegende Strukturveränderungen im Umweltschutz einzuleiten bzw. zu beschleunigen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Psychoanalytische Theorien zur Geschlechtsidentität
Ausgehend von S. Freuds Erkenntnis, dass das psychosoziale Geschlecht (gender) nicht mit dem biologischen Geschlecht (sex) übereinstimmt, werden drei psychoanalytische Theorien zur Geschlechtsidentität diskutiert: (1) Freuds Konzept von Femininität als verhinderter Maskulinität; (2) Annahme einer angeborenen heterosexuellen Geschlechtsidentität bei K. Horney und E. Jones; (3) Annahme einer für beide Geschlechter gültigen ... [ mehr ]
Rousseau auf der Couch. »La Nouvelle Heloïse« als Schlüssel zu seinem Kindheitstrauma
Während viele Interpreten und Biographen J. J. Rousseaus dazu neigen, den Gegenstand ihres Interesses zu pathologisieren, werden die autobiographischen Bekenntnisse und der Briefroman Julie oder Die neue Héloïse (1761) als Mittel der Selbsttherapie des Autors aufgefasst. Es wird die Auffassung vertreten, dass in diesem Roman bestimmte Szenen immer wieder derart konstelliert werden, dass sie schließlich als Komplementärszenen zur ... [ mehr ]
Neutralität, Bisexualität und Androgynie des Psychoanalytikers
Es werden Überlegungen zur Rolle des Geschlechts des Psychoanalytikers für den psychoanalytischen Prozess und insbesondere für das Übertragungs-Gegenübertragungs-Geschehen erörtert. Dabei wird die Ansicht vertreten, dass im Gegensatz zur Philosophie, deren Anfänge in der zentralen und tendenziell homosexuellen Beziehung von Rhetorik und Dialog zwischen Lehrer und Schüler liegen, der psychoanalytische Dialog das heterosexuelle ... [ mehr ]
Was können wir aus der Vergangenheit lernen?
Die Aktualität der in A. und M. Mitscherlichs Buch Die Unfähigkeit zu trauern (1967) gestellten Zeitdiagnose wird in den derzeitigen Gewaltausbrüchen als bestätigt angesehen. Wie nach Kriegsende über die von den Nazis angerichteten Greuel Schweigen herrschte, Schuld und Scham verleugnet wurden und die Erinnerung und Durcharbeitung von Trauer über Millionen fremder und eigener Kriegsopfer ausblieben, zeigt die aktuelle von einer schweigenden ... [ mehr ]
Delinquenz als Ausdruck des Narzißmus- und Borderline-Leidens. Institutionelle und einzeltherapeutische Behandlungselemente
Es wird über Erfahrungen berichtet, die im Rahmen der therapeutischen Tätigkeit mit delinquenten Jugendlichen in einer Schweizer strafrechtlichen Institution, in der das Konzept einer therapeutischen Gemeinschaft verwirklicht wurde, gesammelt wurden. Der Erfolg dieser Einrichtung wird vor allem darauf zurückgeführt, dass mit Hilfe psychoanalytisch orientierter themenzentrierter Gruppen und unter Einbeziehung des gesamten Personals Spaltungsprozesse ... [ mehr ]
Kekules Traum. Ergänzende Betrachtungen zum »Benzolring«
Vor zwanzig Jahren publizierte A. Mitscherlich eine psychologische Studie zu jenem berühmten Traum des Chemikers Friedrich August Kekulé, welcher der Formulierung der Benzoltheorie unmittelbar vorausging. Mitscherlich deutete Kekulés Traum als Ausdruck eines verklemmten und unterdrückten Sexualwunsches. Es wird eine alternative Deutung vorgestellt, die sich von der suggestiven Kraft des Traumbildes löst und in Kekulés Traumproduktion die ... [ mehr ]
Die doppelte als einseitige Vergangenheitsbewältigung. Tilmann Mosers analytisch-therapeutischer Beitrag zum geistigen Wiederaufbau
Mit inhaltsanalytischen Methoden sowie einer Synopse von mehrenen Aufsätzen T. Mosers zur Bewältigung der Vergangenheit wird der Nachweis zu führen versucht, dass Mosers Zurückweisung der kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit als Teil eines konservativen Kulturkampfes gegen Restbestände des 68er-Denkens verstanden werden kann. Die intendierte Diskreditierung der sozialpsychologischen Methoden und ... [ mehr ]
Der Patient als Zeichen und als Erzählung: Krankheitsbilder, Lebensgeschichten und die erste psychoanalytische Fallgeschichte
Die Entwicklung von Fallgeschichten wird aus geschichtlicher Perspektive erörtert. Obwohl S. Freud allgemein als Erfinder der Fallgeschichte gilt, gab es auch vor ihm Berichte und Geschichten über Patienten. Der französische Arzt Philippe Pinel (1745 bis 1826) war der erste, der bei seinen Patienten mentale Störungen systematisch aufzeichnete und beschrieb. Von Pinel her leiten sich zwei Traditionen ab, die zwei Diskurse generieren: (1) der ... [ mehr ]
Spätfolgen bei verfolgten Kindern
Spätfolgen bei Kinder, die in der Nazizeit verfolgt wurden, werden erörtert. Zunächst wird über ein Forschungsprojekt (International Study of Organized Persecution of Children) berichtet, in dem Menschen befragt wurden, die als Kinder dem Schicksal der Verfolgung ausgesetzt waren. Anschließend werden die Lebensläufe von vier verfolgten Kindern und deren Selbstheilungsversuche als Erwachsene beschrieben. Für besonders wichtig wird ... [ mehr ]
Nachträglichkeit
In Verbindung mit der Konzeption der Zeitlichkeit und der psychischen Kausalität spielt der Begriff der Nachträglichkeit im Werke S. Freuds eine erhebliche Rolle: Frühe Erfahrungen, Eindrücke, Erinnerungsspuren werden später aufgrund neuer Erfahrungen umgearbeitet und erhalten so nachträglich eine Bedeutung, die sie ursprünglich nicht hatten. Es wird deutlich gemacht, dass eine sich solchermaßen strikt hermeneutisch verstehende ... [ mehr ]
Die Olympischen Spiele der Psychotherapie: Das Forschungsgutachten zum Psychotherapeutengesetz
Das 1991 veröffentlichte Forschungsgutachten zum Psychotherapeutengesetz wird hinsichtlich seiner berufs- und wissenschaftspolitischen Bedeutung analysiert; dabei stehen Auswirkungen des Gutachtens auf die Psychoanalyse im Mittelpunkt. Nach einer Skizzierung der Inhalte des Gutachtens wird die Fragwürdigkeit einer Effizienzforschung aufgezeigt, die ausschließlich der quantitativ-statistischen Methodologie verpflichtet ist und dem Selbstverständnis der ... [ mehr ]