Joachim Küchenhoff

Edgar Degas, die Photographie und der Voyeurismus

Psyche, 1990, 44(8), 741-756

Es wird die Ansicht vertreten, dass der französische Maler Edgar Degas seine Gemälde in einer voyeuristischen Perspektive gemalt hat. Ihr Voyeurismus wird nicht als Ausdruck der individuellen Psychopathologie des Malers, sondern als Ausdruck der voyeuristischen Veränderungen der optischen Wahrnehmungswelt durch das neue Medium Photographie, die Degas in seinen Bildern reflektiert, aufgefasst. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Helmut König

Masseninszenierungen im Nationalsozialismus. Eine sozialpsychologische Analyse des Festspiels »Olympische Jugend«

Psyche, 1990, 44(7), 628-642

Anhand des Festspiels Olympische Jugend , das die Nationalsozialisten 1936 in Berlin inszenierten, wird die Struktur der Masseninszenierungen im Dritten Reich untersucht. Dabei werden vor allem die Faszination, die diese Inszenierungen auf die Beteiligten ausübten, und der psychologische Bindungsmodus, der dem Verhältnis zwischen der Person des Führers und der Masse zugrunde lag, angesprochen. Außerdem wird auf das Zusammenspiel von perfekter Dressur ... [ mehr ]

Peter Kutter

Eine umstrittene Anwendung der Psychoanalyse und die Frage der Neutralität. Offener Brief an Johannes Cremerius

Psyche, 1990, 44(10), 953-965

Fragen zur Anwendung der psychoanalytischen Theorie in der Militärpsychologie werden diskutiert. Dabei steht in der Erwiderung auf die in Form eines offenen Briefes geäußerte Kritik von J. Cremerius (Psyche 1989, 43 (6)) an einem Gutachten des Autors für das Bundesverteidigungsministerium zur entwicklungspsychologischen Situation der zum Grundwehrdienst heranstehenden Wehrpflichtigen (Wehrpsychologische Untersuchungen 1982, 17 (1)) die ... [ mehr ]

Ilany Kogan

Vermitteltes und reales Trauma in der Psychoanalyse von Kindern von Holocaust-Überlebenden

Psyche, 1990, 44(6), 533-544

Die Auswirkungen der Retraumatisierung von Kindern von Überlebenden des Holocaust, die durch unbewusste Identifizierung das Trauma der Eltern übernommen haben, werden aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Es wird die These aufgestellt, dass das analytische Durcharbeiten des realen Traumas eine Abschwächung des vermittelten Traumas in der inneren psychischen Realität bewirkt und Trauerprozesse in Gang setzt, die eine Bewältigung des ... [ mehr ]

Jerry L. Jennings

Die »Dora-Renaissance«: Fortschritte in psychoanalytischer Theorie und Praxis

Psyche, 1990, 44(5), 385-411

Es wird ein Überblick über Entwicklungen in der psychoanalytischen Theorie und Praxis gegeben. Dabei wird deutlich gemacht, dass die veränderte Einstellung zur Gegenübertragung und das wachsende Verständnis der spezifischen Adoleszenzprobleme seit Beginn der siebziger Jahre zu einer Flut von psychoanalytischen Arbeiten über Freuds Fall Dora führten. Wesentliche Inhalte dieser Arbeiten werden erörtert. Abschließend werden die ... [ mehr ]

Sebastian Hartmann & Siegfried Zepf

Über die Grenzen psychoanalytischer Einsichten

Psyche, 1990, 44(4), 285-307

Die Grenzen psychoanalytischer Erkenntnismöglichkeiten in der gegenwärtigen Psychoanalyse werden erörtert. Es wird gezeigt, dass die abstrakte, idealtypische Erkenntnismöglichkeit von Psychoanalyse, die in Abgrenzung gegen benachbarte Humanwissenschaften die innere Strukturgrammatik von Subjektivität zu erschließen hat, durch ihre gegenwärtige Erkenntniswirklichkeit und therapeutische Praxis tendenziell konterkariert wird. Es wird die ... [ mehr ]

Ilse Grubrich-Simitis

Freuds Moses-Studie als Tagtraum

Psyche, 1990, 44(6), 479-515

Ausgehend von einer Beschreibung der Moses-Handschriften und einer Untersuchung bestimmter Auffälligkeiten der Druckfassung wird S. Freuds Werk Der Mann Moses und die monotheistische Religion (1939) als Tagtraum interpretiert. In diesem Werk werden Anzeichen einer durch die nationalsozialistische Verfolgung ausgelösten Krise, die Freud tagträumend und selbstanalytisch bewältigte, gesehen. Dabei wird deutlich, dass er seine Erkenntnisse über die ... [ mehr ]

Barbara Gissrau

»Der Analytiker und sein Patient«. Ein Plädoyer für die sprachliche Sensibilisierung gegenüber der Geschlechterdifferenz innerhalb der Psychoanalyse

Psyche, 1990, 44(4), 356-365

An verschiedenen Beispielen wird die Ausblendung des Weiblichen in der Sprache von Analytikern dargestellt. Dann wird auf die wichtige Funktion des Sprechens als identitätsverstärkende alltägliche Handlung hingewiesen. In diesem Zusammenhang wird ein sensibler Umgang mit Sprache in der analytischen Therapie, deren Hauptwerkzeug ja die Sprache ist, gefordert. An Beispielen wird gezeigt, dass es möglich ist, Weibliches in der Sprache sichtbar zu machen, ... [ mehr ]

Paul Friedman

Aspekte einer Konzentrationslager-Psychologie

Psyche, 1990, 44(2), 164-172

Im Rahmen eines Erfahrungsberichtes werden Erkenntnisse und Beobachtungen referiert, die an Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrationslager gewonnen wurden. Aus psychoanalytischer Sicht werden psychodynamische und psychopathologische Phänomene bei diesem Personenkreis erläutert und an verschiedenen Beispielen veranschaulicht. Die Erkenntnisse stammen von insgesamt 172 Personen, die 1946 als Flüchtlinge in Zypern lebten. (c) Psyindex.de 2009 ... [ mehr ]

Claudia Frank

Was will Cremerius?

Psyche, 1990, 44(11), 1044-1047

Widersprüche in dem Beitrag Die hochfrequente Langzeitanalyse und die psychoanalytische Praxis: Utopie und Realität von J. Cremerius (in Psyche 1990, 44 (1)) werden kritisiert. Im Vordergrund stehen dabei (1) die Kritik von Cremerius an der niederfrequenten, zeitlich limitierten psychoanalytischen Behandlung und sein gleichzeitiges Eintreten für sie, (2) der überzogene Anspruch von einer institutionalisierten Psychoanalyse, (3) die ... [ mehr ]

Dirk Fabricius

Vor dem Teufel ist man nicht mal im Himmel geschützt. Anmerkungen zu E. Reinkes Aufsatz »Soziotherapie mit Straftätern« (Psyche 10/1987)

Psyche, 1990, 44(4), 333-342

In Anmerkungen zu einem Artikel von E. Reinke über Soziotherapie mit Straftätern (in Psyche 1987, 41 (10)) wird insbesondere kritisiert, dass die genuin psychoanalytische Reflexion der Zuschreibungen von Subjekt und Objekt, Täter und Opfer, Therapeut und Patient unterblieben war und die Einbeziehung und Aufhebung dieser Zuschreibungen im beabsichtigten Veränderungsprozess nicht berücksichtigt wurde. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Shmuel H. Erlich & Sidney J. Blatt

Narzißmus und Objektliebe. Zur Metapsychologie des Erlebens

Psyche, 1990, 44(11), 995-1018

Zwei fundamentale Weisen des Ich-Erlebens werden unterschieden, nämlich die des Seins und die des Tuns. Diese Erlebnisweisen betreffen sowohl Objekt- wie Selbstkonstellationen und werden dem Primär- und Sekundärprozess zugeordnet. Sie bringen subjektive Ich-Erfahrungen hervor, die zugleich Determinante und Folge dessen sind, was klinisch und metapsychologisch als Narzissmus und Objektliebe beschrieben wird. Die Einführung dieser beiden Erlebnisweisen ... [ mehr ]

H. Shmuel Erlich

Verleugnung in der Adoleszenz. Einige widersprüchliche Aspekte

Psyche, 1990, 44(3), 218-239

Die Rolle der Verleugnung in der Adoleszenz wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei steht folgender Aspekt im Vordergrund: Um die oft extrem divergenten Gefühle von Stärke, Schwäche und Abhängigkeit bei gleichzeitigen intensiven Regressionsbedürfnissen ertragen und meistern zu können, benutzt der Adoleszente den Abwehrmechanismus der Verleugnung, der zu Spaltungen führen kann. An einem exemplarischen Fallbeispiel wird ... [ mehr ]

Hilke Engelbrecht

Die Inszenierung der psychoanalytischen Situation in der Supervision

Psyche, 1990, 44(8), 675-688

Die Bedeutung von Phantasien, Fehlleistungen und Assoziationen in der Beziehung zwischen Psychoanalytikern und Supervisoren wird analysiert und durch Supervisionsbeispiele illustriert. Es wird gezeigt, wie sich mit Hilfe von Lorenzers Konzept des szenischen Verstehens das in der Supervision zu beobachtende Interaktionsgeschehen für das Verständnis des vom Patienten angebotenen Fallmaterials nutzen lässt. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Tilman Elliger

Sigmund Freuds »splendid isolation«. Materialien zur Kritik der psychoanalytischen Geschichtsschreibung

Psyche, 1990, 44(7), 612-627

Bei kritischer Sichtung der zu Freuds Werk erschienenen Rezensionen werden Ausmaß und Intensität der wissenschaftlichen Rezeption der Psychoanalyse evaluiert. Dabei wird gezeigt, dass angesichts der Befunde traditionelle Sichtweisen, die einseitig auf die frühe akademische Isolation der Psychoanalyse abheben, ebenso revidiert werden müssen wie radikalisierte Gegenpositionen der modernen amerikanischen Wissenschaftshistoriographie. (c) Psyindex.de 2009 ... [ mehr ]

Leo Eitinger

KZ-Haft und psychische Traumatisierung

Psyche, 1990, 44(2), 118-132

Es wird über umfangreiche, sich über mehr als 30 Jahre erstreckende Untersuchungen in Norwegen berichtet, in deren Verlauf nachgewiesen werden konnte, dass bei nahezu allen der untersuchten 227 ehemaligen Konzentrationslagerhäftlingen physische und psychische Folgeschäden bestanden. Diese Ergebnisse nahm das norwegische Parlament zum Anlass für die gesetzliche Verankerung eines großzügigen Entschädigungsprogramms. Anders als in der ... [ mehr ]

Manfred Dierks

Der Wahn und die Träume in »Der Tod in Venedig«. Thomas Manns folgenreiche Freud-Lektüre im Jahr 1911

Psyche, 1990, 44(3), 240-268

Der Einfluss der Psychoanalyse auf Thomas Manns Der Tod in Venedig und Der Zauberberg wird untersucht. Es wird gezeigt, dass Mann insbesondere von Freuds Arbeit Der Wahn der Träume in W. Jensens Gradiva stark beeinflusst war. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Leo de Nobel

Wenn der Patient nicht selbst bezahlt

Psyche, 1990, 44(10), 902-914

Die Auswirkung verschiedener Arten der Bezahlung auf die Entwicklung der therapeutischen Situation in der psychoanalytischen Behandlung und die sich daraus ergebenden Übertragungs- und Gegenübertragungsprobleme werden erörtert. Dabei wird insbesondere auf die Problematik von vom Patienten nicht selbst bezahlten Therapien eingegangen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Helmut Dahmer

Derealisierung und Wiederholung

Psyche, 1990, 44(2), 133-143

Der Stellenwert der Derealisierung im Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit wird erörtert. Es wird die Ansicht vertreten, dass sich die dem Hitlerregime gegenüber loyale Bevölkerungsmehrheit 1945 mit Hilfe der Derealisierung ihrer historischen Verantwortung entzog und dass die Derealisierung einer ganzen Etappe der Kollektivgeschichte und der damit verknüpften Phase der individuellen Lebensgeschichte ihr die Arbeit der ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

Die hochfrequente Langzeitanalyse und die psychoanalytische Praxis

Psyche, 1990, 44(1), 1-29

Anhand vorliegender empirischer Daten zur Lage der psychotherapeutischen Behandlung in der Bundesrepublik Deutschland (Prognos-Studie zur Lage der psychotherapeutischen Behandlung, Auswertung von über 1000 Anträgen für Ersatzkassenpatienten aus der Zeit von 1973 bis 1983) wird gezeigt, dass die hochfrequente Langzeitanalyse eher die Ausnahme als die Regel ist und fast ausschließlich von einer kleinen Gruppe privilegierter Therapeuten ausgeübt ... [ mehr ]

Gernot Böhme

Sinn und Gegensinn - über die Dekonstruktion von Geschichten

Psyche, 1990, 44(7), 577-592

Die Bedeutung von Sinn und Gegensinn in der Geschichtsschreibung wird erörtert. Es wird die Auffassung vertreten, dass Geschichtsschreibung, die sich selbst nur als Wahrheitssuche darstellt, als naiv zu bezeichnen ist. Mit Freud wird jede über das Leben erzählte Geschichte als Rationalisierung bzw. als eine Strategie der Lebensführung verstanden. Es wird die These aufgestellt, dass die Geschichtsschreibung ihre Funktion, durch Sinngebung Leben zu ... [ mehr ]

Karl Werner Böhm

Der Narziß Thomas Mann und die Pathologisierung seiner Homosexualität. Zu einem »neuen Konzept« der Thomas-Mann-Forschung

Psyche, 1990, 44(4), 308-332

Von Morgenthalers sexualtheoretischen Überlegungen ausgehend wird versucht, die von Wysling erörterte narzisstische Symptomatik Thomas Manns aus der Außenperspektive des Pubertätskonflikts neu zu zentrieren. Im Streben nach Aufrechterhaltung des durch die Auflösung der Mutter-Kind-Einheit extrem gefährdeten narzisstischen Gleichgewichts wird der Motor jeder Form gesellschaftlich organisierter Sexualitität gesehen. Es wird die Ansicht ... [ mehr ]

Walter Bräutigam

Die mich loben..., die mich tadeln... D. E. Zimmer, H. Platta und die Psychoanalyse

Psyche, 1990, 44(8), 757-764

Ausgehend von einer Besprechung des Buches Tiefenschwindel von Dieter E. Zimmer durch H. Platta (in Psyche 1987, 41 (8)) wird gezeigt, dass Psychoanalyse nur dann eine Zukunft als wissenschaftliches Fach hat, wenn sie ihre eigenen Aussagen aus der Interpretation der inneren Lebensgeschichte mit Daten der Ethologie, Psychobiologie, Sozialpsychologie und anderer Nachbardisziplinen verbindet. Zimmer wird als wissenschaftlicher Journalist gesehen, der Psychoanalyse genau ... [ mehr ]

Eric Brenman

Hysterie

Psyche, 1990, 44(12), 1063-1081

Erscheinungsweisen (Symptome, Charakter) und Funktionen (Depressionsabwehr, Schutz vor Psychose) der Hysterie werden aus psychoanalytischer Perspektive überblicksartig dargestellt. Dabei wird auch auf besondere Formen der hysterischen Abwehr wie Verleugnung der Realität, Spaltung von Selbst, Objekt und Welt in Gut und Böse, projektive Identifizierung sowie narzisstische und destruktive Objektbeziehungen eingegangen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte ... [ mehr ]