Roy Schafer

Handeln in der psychoanalytischen Deutung und Theorie

Psyche, 1981, 35(10), 875-926

Die Freudsche Metapsychologie wird einer kritischen Analyse unterzogen. Dabei wird aufgezeigt, dass deren naturwissenschaftlicher Determinismus ungeeignet ist, Begriffe wie Wahl , Absicht , Bedeutung und Erfahrung im Rahmen des psychoanalytischen Prozesses angemessen zu berücksichtigen. Dagegen wird der Begriff des Handelns ins Zentrum metapsychologischer Überlegungen gerückt, ein Begriff, der nicht im (engen) Sinne motorischen Verhaltens, sondern ... [ mehr ]

Anne M. Sandler

Frühkindliches Erleben und Psychopathologie der Erwachsenen

Psyche, 1981, 35(4), 305-318

Es wird aufgezeigt, wie die Mechanismen und Phantasien, die in der frühen Kindheit zur Bewältigung von Konflikten, Angst, schmerzlichen Erfahrungen und Bedrohung entwickelt wurden, das spätere Erleben prägen. Dabei wird betont, dass die vergangenen Erfahrungen jedoch niemals in reiner Form wiederbelebt werden können, weil das erinnerte Geschehen im Laufe der verschiedenen Entwicklungsstadien von dem reifenden psychischen Apparat umorganisiert worden ... [ mehr ]

Lutz Rosenkötter & Marieluise von Schweinichen

Psychoanalyse als Teil der sozialen Krankenversicherung

Psyche, 1981, 35(1), 42-48

Vereinbarungen über das Honorar und die Handhabung der Honorarzahlung wurden stets als wichtiger Teil der psychoanalytischen Situation angesehen. Es wird daher untersucht, wie die deutschen Psychoanalytiker psychoanalytische Behandlungen als Leistungen der sozialen Krankenversicherung einschätzen, da der Patient hierbei das Honorar nicht selbst zahlt, sondern die Behandlung als Naturalleistung erhält. In einer schriftlichen Umfrage wurden 190 Mitglieder der ... [ mehr ]

Lutz Rosenkötter

Die Idealbildung in der Generationenfolge

Psyche, 1981, 35(7), 593-599

Die Gefolgschaft gegenüber dem Nationalsozialismus wird als Korruption des Ichideals interpretiert, und es werden die Spätfolgen für die Ichidealbildung der heutigen Generation untersucht. Besondere Bedeutung wird dabei der Tatsache zugesprochen, dass sich die meisten Beteiligten nach Kriegsende der inneren Verarbeitung ihrer Hörigkeit entzogen und sich gegenseitig in der Verleugnung ihrer Vergangenheit bestärkten. Anhand zweier Fallskizzen wird ... [ mehr ]

Herbert Rosenfeld

Zur Psychopathologie und psychoanalytischen Behandlung einiger Borderline-Patienten

Psyche, 1981, 35(4), 338-352

Es werden einige Aspekte der Psychopathologie und Behandlung von Borderline-Zuständen insbesondere bei schwer traumatisierten Borderline-Patienten beschrieben. Hierzu werden zunächst einige neuere Arbeiten über Borderline-Persönlichkeitsstörungen, vor allem die Veröffentlichungen von Otto Kernberg, kurz referiert, und es wird auf die Konfusions- oder Verwirrungszustände eingegangen, die einen wichtigen Anteil der ... [ mehr ]

Udo Rauchfleisch

Zum Agieren »dissozialer« Persönlichkeiten

Psyche, 1981, 35(6), 527-543

Es wird auf die für dissoziale Persönlichkeiten spezifischen Aspekte des Agierens eingegangen, und es werden einige therapeutische Konsequenzen abgeleitet. Die erhöhte Neigung zum Inszenieren psychischer Konflikte in sozialen Beziehungen als ein typisches Merkmal dissozialer Persönlichkeiten wird als therapeutisch nur schwer handbares Phänomen beschrieben. Anhand von Fallbeispielen wird aufgezeigt, welch unterschiedliche Funktionen das Agieren ... [ mehr ]

Horst Petri

Aspekte familiärer Gewalt

Psyche, 1981, 35(10), 927-962

Anhand einer empirischen Studie wird das Ausmaß familiärer Gewalterfahrungen bei vier verschiedenen Probandengruppen in Zusammenhang mit Affekt- und Abwehrvorgängen untersucht. 127 normale, 126 neurotische und 63 psychotische Erwachsene sowie 61 strafgefangene Jugendliche bearbeiteten einen Fragebogen zu Erfahrungen mit Schlägen in der Kindheit. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Gewalt einen besonders traumatischen Einfluss auf die psychosoziale ... [ mehr ]

Werner Obermeit

Die Wirklichkeit des Fiktiven

Psyche, 1981, 35(3), 193-208

Es wird das Verhältnis des Psychoanalytikers und Wissenschaftlers Sigmund Freud zur Literatur untersucht. Freuds Aufgreifen von Themen und Begriffen der romantischen Literatur, die er zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung machte, wird als Grundlage für die Beziehungen zwischen Literatur und Psychoanalyse gesehen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Traumdeutung als Modell der Literaturdeutung, die Traumarbeit als Analogon der Arbeit der dichterischen ... [ mehr ]

Tilmann Moser

Spaziergänge eines Borderline-Patienten?

Psyche, 1981, 35(12), 1136-1160

Anhand von Buchzitaten wird zu belegen versucht, dass es sich bei Gregor Keuschnig, dem Helden von Peter Handkes Die Stunde der wahren Empfindung , um einen typischen Borderline-Patienten handelt. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Arnold H. Modell

Die »bewahrende Umwelt« und die therapeutische Funktion der Psychoanalyse

Psyche, 1981, 35(9), 788-808

Es wird versucht, eine Theorie der therapeutischen Funktion der Psychoanalyse im Hinblick auf die Behandlung von narzisstischen Charakterstörungen zu entwerfen. Das für die klassische Analyse unerlässliche therapeutische Bündnis als Grundlage für verändernde Deutungen kann bei narzisstischen Charakterstörungen, deren Ursache vor allem im Versagen der ursprünglichen bewahrenden Umwelt gesehen wird, erreicht werden, indem der ... [ mehr ]

Arthur Mitzman

Sartres Flaubert

Psyche, 1981, 35(3), 268-298

In einer Untersuchung der Flaubert-Studie Jean-Paul Sartres wird nachzuweisen versucht, dass dieser die Entwicklung Flauberts zum Künstler zu sehr unter dem Aspekt des väterlichen Fluchs sieht, dem der junge Flaubert durch die Schöpfung eines künstlichen Universums zu entgehen trachtete. Demgegenüber wird aufgezeigt, dass die entscheidenden Wendepunkte in Flauberts Leben und Werk von der inzestuös geprägten Beziehung zu seiner Schwester ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen

Die Vergangenheit in der Gegenwart

Psyche, 1981, 35(7), 611-615

Am Beispiel des Films Spiel um Zeit - das Mädchenorchester in Auschwitz wird aufzuzeigen versucht, dass die krankhaften und grausamen Ideale der Hitlerzeit auf wohlangesehenen Traditionen, Idealen und typischen Verhaltensweisen einer autoritätsgläubigen und ordnungsbesessenen Gesellschaft fußten. Ebenso wird auf die aus dem Zwang zur Unterordnung entstehende Mischung von Idealisierung und Aggression eingegangen. Im Ausweichen vor der Konfrontation mit ... [ mehr ]

Hans G. Metzger

Sprachverwirrung und Konzeptlosigkeit

Psyche, 1981, 35(9), 849-850

Im Rahmen der Kritik an einer Replik von Eschenroeder (im gleichen Heft) auf den Aufsatz Selbstkontrolle und Selbstsicherheitstraining (Psyche 1979, 33 (1)) wird die Beziehung von Psychoanalyse und Verhaltenstherapie diskutiert. Am Beitrag Eschenroeders wird vor allem kritisiert, dass er auf einer pragmatisch-bewusstseinspsychologischen und technik-immanenten Ebene antwortet und die psychoanalytische Kritik übersieht, wodurch er das Diskussionsangebot nicht aufnimmt. ... [ mehr ]

Gunter Mecke

Der Jäger Gracchus: Kafkas Geheimnis

Psyche, 1981, 35(3), 209-236

Am Beispiel der Erzählung vom Jäger Gracchus wird eine neue Art, Kafka zu lesen, vorgestellt. Gestützt auf die Briefsammlungen werden Kafkas Erzählung und Romane als Kryptogramme verstanden. Sein Werk wird philologisch-kryptographisch entschlüsselt und, unterstützt durch die psychoanalytische Methode, als verschlüsselte künstlerische Mitteilung der Lebenserfahrungen eines Grenzgängers zwischen Homo- und Heterosexualität ... [ mehr ]

Wolfgang Loch

Kommunikation, Sprache, Übersetzung

Psyche, 1981, 35(11), 977-998

Der Prozess des Spracherwerbs und besonders die Zusammenhänge zwischen seelischen Ereignissen und sprachlichem Ausdruck werden dargestellt, und es wird auf die psychotherapeutische Deutung sprachlicher Mitteilungen eingegangen. Ausgehend vom Schrei des Neugeborenen als erster potentialer Kommunikation erfolgt der Aufbau einer Repräsentanzenwelt von Wortsymbolen und - parallel dazu - der Aufbau einer inneren Welt exilierter, unbewusster Wünsche. Deren Signale ... [ mehr ]

Hermann Lang

Zur Problematik der Übertragung in der Psychose in Abgrenzung zur Neurose

Psyche, 1981, 35(8), 705-717

Anhand von zwei Fallskizzen wird die Problematik von Übertragungsdeutungen in der Behandlung der Psychose gegenüber der Neurose diskutiert. Es wird herausgestellt, dass die verdrängten Reminiszenzen des Neurotikers selbst schon sprachlich verfasst sind, so dass er die entsprechenden Übertragungsdeutungen mitvollziehen und bestätigen kann. Dem wird die Abspaltung der primären Traumatisierungen beim Psychotiker gegenübergestellt, die nicht ... [ mehr ]

Hans D. König

Rituale der weltlichen und der geistlichen Gewalt

Psyche, 1981, 35(7), 642-656

Die öffentlichen Gelöbnisse und der Papstbesuch werden als Ausdruck einer gesellschaftlichen Krisensituation der Bundesrepublik zu Anfang der achtziger Jahre verstanden. Diese Inszenierungen des Staates und der Kirche, die sich gegen die Infragestellung ihrer Autorität verteidigen, werden im Rückgriff auf die Ergebnisse der analytischen Sozialpsychologie (Mitscherlich und Mitscherlich, Lorenzer) untersucht. Es lässt sich zeigen, dass die ... [ mehr ]

Peter Kutter

Psychoanalytische Selbsterfahrungsgruppen an der Universität

Psyche, 1981, 35(2), 157-162

Es wird ein Überblick über Konzeption und Durchführung psychoanalytischer Selbsterfahrungsgruppen für Psychologiestudenten gegeben. Als Ziel dieser Veranstaltungen wird neben der Sensibilisierung für unbewusste psychische Prozesse die bessere Vorbereitung der Studenten auf die Berufspraxis genannt. Es wird auf Organisationsform, Motivation der Teilnehmer und Funktion des Gruppenleiters eingegangen; typische Gruppenprozesse werden skizziert. ... [ mehr ]

Paul Krauss

»Mediale« Psychotherapie einer depressiven Krise

Psyche, 1981, 35(10), 963-971

Geschildert wird ein Fall von quasi-psychotherapeutischer Beratung im neopietistisch-Swedenborgianischen Milieu der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Nichte des verstorbenen Caspar Wegelin machte sich zu dessen Medium und beriet den in einer seelischen Krise befindlichen Swedenborg-Übersetzer Gustav Werner seelsorgerisch, wobei Traumauslegungen eine große Rolle spielten. Tief eingesenkt in den religiösen Mystizismus der Zeit, in ... [ mehr ]

Judith S. Kestenberg

Neurosenprophylaxe und Therapie

Psyche, 1981, 35(9), 826-839

Einleitend werden die Möglichkeiten der Neurosen-Prophylaxe erörtert; dann wird aus der Arbeit eines Vorbeugungszentrums berichtet, wo einerseits mit psychoanalytischer, andererseits mit Bewegungs- und Ausdruckstherapie gearbeitet wird, um die Beziehungen zwischen Eltern und (kleinen) Kindern zu verbessern. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Zur Behandlungstechnik bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen

Psyche, 1981, 35(6), 497-526

Für die Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen wird eine analytische Psychotherapie vorgestellt und an Fallbeispielen erläutert. Anders als bei neurotischen Patienten, die über genügend entwickelte kognitive und sonstige Ich-Funktionen verfügen, um ein stabiles Arbeitsbündnis zwischen Therapeut und Patient zu gewährleisten, wird die therapeutisch-analytische Ausgangsbasis im Falle von Patienten mit ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Zur Theorie der psychoanalytischen Psychotherapie

Psyche, 1981, 35(8), 673-704

Es werden Überlegungen zum therapeutischen Vorgehen in der analytischen Psychotherapie angestellt. Zunächst wird auf einige Definitionen der analytischen Psychotherapie in Abgrenzung zur eigentlichen Psychoanalyse eingegangen, und es wird zwischen aufdeckender und stützender Psychotherapie unterschieden. Weiterhin wird die psychoanalytische Objektbeziehungs-Theorie skizziert, und es wird ihre Bedeutung für die Theorie der aufdeckenden analytischen ... [ mehr ]

Roderich Hohage

Der Psychoanalytiker als »Übertragungsobjekt« und als »reale« Person

Psyche, 1981, 35(9), 822-825

Im Rahmen einer kasuistischen Mitteilung wird aufgezeigt, dass die realitätsgerechte Wahrnehmung spezieller Eigenheiten des Analytikers zu einer erfolgreichen Bearbeitung von übertragungsbedingten Verzerrungen der Wahrnehmung führen kann. Übertriebene Sorge, dass der Patient etwas von der Realität seines Analytikers bemerkt, erscheint demnach nicht am Platze. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Roderich Hohage

Analytische Aktivität und Passivität im Hinblick auf »Reden« und »Schweigen«

Psyche, 1981, 35(9), 819-822

Anhand einer kasuistischen Mitteilung wird belegt, dass in der analytischen Situation Rede nicht mit Aktivität und Schweigen nicht mit Passivität gleichgesetzt werden kann. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]