Jürgen Habermas

Bemerkungen zu Alexander Mitscherlichs analytischer Sozialpsychologie

Psyche, 1983, 37(4), 352-363

Die Beiträge Alexander Mitscherlichs zur Weiterentwicklung der analytischen Sozialpsychologie werden aufgeführt, diskutiert und gewürdigt. Dabei wird insbesondere auf seine Verdienste eingegangen, die mit der Ausweitung der individualistisch orientierten Psychoanalyse Freuds auf soziale Phänomene und Prozesse verbunden sind. Mitscherlich ist es gelungen, die begriffliche Schranke zwischen Individual- und Sozialpsychologie zu überwinden, indem er die ... [ mehr ]

Waltraud Gölter

Zukunftssüchtige Erinnerung. Aspekte weiblichen Schreibens

Psyche, 1983, 37(7), 642-668

Die Frage nach einer spezifisch weiblichen Produktivität im Bereich der Literatur wird auf der Grundlage des psychoanalytischen Kreativitätsmodells und der psychoanalytischen Theorie der Weiblichkeit untersucht. Aufgrund einer problematischen Sozialisationsgeschichte ist die weibliche Identität im Vergleich zur männlichen offen . Diese Offenheit der Identität und die weibliche Empfindung des Mangels, des Andersseins können eine Freiheit von ... [ mehr ]

Jutta Gutwinski-Jeggle

Zum Verhältnis von Arzt, Patient und Krankheit

Psyche, 1983, 37(8), 715-750

Die Arbeit in Balint-Gruppen findet im Medium der Sprache statt. Ausgehend von der Hypothese, dass sich in der Art und Weise, in der ein Arzt über einen Fall spricht, seine Beziehung zum Patienten ausdrückt, wird mittels linguistischer Textanalyse an zwei Beispielen gezeigt, wie nah (oder wie fern) der Arzt dem Patienten bzw. dem Verständnis seiner Krankheit steht und wie gut (oder wie schlecht) er unbewusste Interaktionsprozesse im ... [ mehr ]

Dieter Gröschke

Subjekt und Lebensgeschichte

Psyche, 1983, 37(5), 440-453

Im Vergleich von Psychoanalyse und Verhaltenstherapie wird der Stellenwert des historisch-biographischen Moments in beiden Theorien und in den auf sie bezogenen Praxisformen der Therapeutik untersucht. Es wird deutlich gemacht, dass die Psychoanalyse als historische Anthropologie zu bestimmen ist, während die Verhaltenstherapie wegen ihres ahistorischen Subjektbegriffs eher dem Typus einer Technologie entspricht. Weiterhin wird daran erinnert, dass die therapeutische ... [ mehr ]

Henning Graf von Schlieffen

Psychoanalyse ohne Grundregel

Psyche, 1983, 37(6), 481-496

In der rigiden Anwendung der psychoanalytischen Grundregel, der Patient müsse frei assoziieren, wird eine Externalisierung des innerpsychischen Kampfes gesehen, als welchen Freud den Widerstand sowohl des Analysanden wie des Analytikers verstand. Die Externalisierung verhindert, was eine anerkannte Regel der psychoanalytischen Technik fordert: dass noch vor der Bearbeitung der abgewehrten Inhalte die Widerstände gegen deren Bewusstwerdung analysiert werden. (c) ... [ mehr ]

Rolf Fetscher

Selbst und Identität

Psyche, 1983, 37(5), 385-411

Ausgehend von Freuds komplexem Begriff des Ichs werden die durch die Ich-Psychologie eingeführten Konzepte des Selbst und der Identität diskutiert. Dabei geht es weniger um eine Rechtfertigung dieser Konzepte innerhalb des Rahmens der psychoanalytischen Theorie als vielmehr darum, ihre Verschiedenheit wie ihre Beziehung untereinander und zugleich ihre Kompatibilität mit der Strukturtheorie herauszuarbeiten. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Iring Fetscher

Alexander Mitscherlich - zur Pathologie der bundesdeutschen Gesellschaft

Psyche, 1983, 37(4), 298-310

Der wissenschaftliche Beitrag von Alexander Mitscherlich zur Erhellung der Pathologie der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft wird dargestellt und gewürdigt. Anhand von vielen Zitaten aus den Arbeiten Mitscherlichs werden seine Überlegungen (1) zur Fundierung und Gestaltung des Nachkriegs-Deutschland, (2) zu den Nürnberger Prozessen gegen nationalsozialistische Ärzte, (3) zur Frage der Kollektivschuld der Deutschen, (4) zur Analyse des ... [ mehr ]

Peter Dettmering

Literatur als Selbstbefreiungsversuch

Psyche, 1983, 37(3), 254-268

Als Beispiel für ein literarisches Werk, das einen Selbstbefreiungsversuch darstellt, wird Jean Pauls Roman Titan diskutiert. Es wird die These entwickelt, Jean Paul habe sich in diesem Werk seine Ich-Problematik von der Seele geschrieben, in der er sonst untergegangen wäre. In einer psychoanalytischen Betrachtung der Romanfiguren und ihrer Handlungen werden Inzestmotive, Ödipuskomplex, Abwehrmechanismen des idealen, guten, das heißt gesunden ... [ mehr ]

Helmut Dahmer & Lutz Rosenkötter

Jasager und Weißwäscher

Psyche, 1983, 37(12), 1146-1153

In getrennten Stellungnahmen gehen die Autoren auf den Vortrag des Philosophen H. Lübbe zum 50. Jahrestag der Machtergreifung der Hitlerbewegung ein. Den Ausführungen Lübbes zur Bewältigung des Nationalsozialismus im Nachkriegsdeutschland und in der Gegenwart und zur Rolle der Psychoanalyse dabei wird zum Teil heftig widersprochen. Versuche, die Vergangenheit zu irrealisieren, werden aufgedeckt, und es wird konstatiert, dass der ... [ mehr ]

Helmut Dahmer

Kapitulation vor der »Weltanschauung«

Psyche, 1983, 37(12), 1116-1135

Auf die Entwicklung und die Stellung der Psychoanalyse und der Psychoanalytiker im Dritten Reich wird eingegangen, wobei die Kapitulation einiger deutscher Psychoanalytiker vor dem Nationalsozialismus beschrieben und interpretiert wird. Ausgangspunkt ist eine 1933 erschienene Arbeit von C. Müller-Braunschweig, einem Vorstandsmitglied der damaligen deutschen psychoanalytischen Zweigvereinigung, in der die Gleichschaltung der psychoanalytischen Theorie der Neurosen mit ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

»Die Sprache der Zärtlichkeit und der Leidenschaft«

Psyche, 1983, 37(11), 988-1015

Der Beitrag Sándor Ferenczis zur psychoanalytischen Theorie wird erörtert. Dabei wird auf einen Vortrag eingegangen, den Ferenczi 1932 in Wiesbaden unter dem Titel Die Sprache der Zärtlichkeit und der Leidenschaft hielt. Durch die Analyse dieses Vortrages werden Ferenczis innovative Vorschläge zur psychoanalytischen Behandlungstechnik (Erweiterung des Indikationsrahmens, Neufassung des Abstinenzbegriffs) rekonstruiert. Die Linie, die von Ferenczi ... [ mehr ]

Geoffrey C. Cocks

Psychoanalyse, Psychotherapie und Nationalsozialismus

Psyche, 1983, 37(12), 1057-1106

Die Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus wird dargestellt. Dabei wird vor allem auf die Entwicklung des sogenannten Göring-Instituts , das von Matthias Heinrich Göring, einem Vetter von Hermann Göring, geleitet wurde, eingegangen. Es wird gezeigt, dass die deutsche Psychotherapie und die medizinische Psychologie zwischen 1936 und 1945 wesentliche Fortschritte auf dem Weg zur Etablierung und Anerkennung als eigener ... [ mehr ]

Michael B. Buchholz

Psychoanalytische Aspekte der Kommunikation

Psyche, 1983, 37(7), 624-641

Der sozialwissenschaftliche Begriff der Kommunikation wird durch psychoanalytische Aspekte erweitert und gegen den systemtheoretischen abgegrenzt. Grundgedanke ist, dass in jeden Kommunikationsakt die ganze Lebensgeschichte eines Subjekts eingeht und dass gestörte Kommunikation als entfremdete Artikulation des wahren Selbst (Winnicott) aufgefasst werden kann. Die systemtheoretische Sicht des Zusammenhangs zwischen Kommunikation und Selbstdefinition wird wegen der ... [ mehr ]

Walter Bräutigam

Beziehung und Übertragung in Freuds Behandlungen und Schriften

Psyche, 1983, 37(2), 116-129

Berichte von Analysanden Sigmund Freuds auswertend wird aufgezeigt, dass Freuds tatsächliches Verhalten in seinen Behandlungen in Widerspruch zu dem stand, was er selbst in seinen theoretischen Schriften als Behandlungstechnik beschrieben hat. Es wird vorgeschlagen, das Übertragungskonzept durch das der Beziehung zwischen Analytiker und Patienten zu ergänzen. Die Konstituierung und Gestaltung dieser Beziehung wird als Voraussetzung für eine deutende und ... [ mehr ]

Andreas E. Benz

Die ungewollte Schwangerschaft und ihre Unterbrechung - eine Möglichkeit zur unbewussten Inszenierung von Trauerarbeit

Psyche, 1983, 37(2), 130-138

Aufgrund von Erfahrungen bei der Gutachtertätigkeit in Fragen des legalen Schwangerschaftsabbruchs wird davon ausgegangen, dass eine ungewollte Schwangerschaft nie zufällig in einer individuellen Lebensgeschichte auftritt, sondern meistens nach dem Verlust eines narzisstisch hoch besetzten Objekts. Anhand von Falldarstellungen wird die These erläutert, dass bei Frauen, die ungewollt schwanger sind und einen Abbruch der Schwangerschaft wünschen, der ... [ mehr ]

Andreas Benz

Die abgetriebenen Abtreibungsgehilfinnen

Psyche, 1983, 37(5), 470-473

In einer Glosse wird die Arbeit von Menne und Moersch Psychoanalytische Erfahrungen aus der Supervision von Schwangerschaftsberatung (Psyche 1980, 34 (2)) kritisiert. Angegriffen wird vor allem die unreflektierte Unterordnung einem Gesetz gegenüber, dessen Ermessensspielräume dem Arzt tatsächlich eine hohe Entscheidungsbreite einräumen; die Entmündigung der abtreibungswilligen Schwangeren durch den Gesetzgeber wird durch die zu ihren Lasten ... [ mehr ]

Hermann Argelander

Der Weg Alexander Mitscherlichs

Psyche, 1983, 37(4), 292-297

Der Lebensweg von Alexander Mitscherlich und die Entwicklung seiner wissenschaftlichen Arbeiten zur Psychoanalyse und psychosomatischen Medizin werden skizziert. Sein familiärer Hintergrund, seine Jugend, seine schulische und wissenschaftliche Ausbildung sowie sein Berufsweg werden beschrieben. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Psyche

37. Jahrgang Heft 1 1983

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Psyche

36. Jahrgang Heft 12 1982

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Norbert Spangenberg & Annegret Altevogt-Brauns

Johannisthal liegt nicht in Sizilien und auch nicht in Kreuzberg. Dis psychohistorische Dimension der Entstehung von Fremdenhaß in einer oberhessischen Gemeinde (PDF)

psychosozial 16 (1982), 125-141

Die Emigration von ausländischen, aus vornehmlich ländlichen Gegenden stammenden Arbeitnehmern in die industriellen Ballungszentren ist ein Folgeproblem der Industrialisierung. Anhand der kleinen oberhessischen Gemeinde Johannisthal wird aufgezeigt, dass im vorigen Jahrhundert auf Grund einer marginalen ökonomischen Situation eine Reihe von verarmten Dorfbewohnern zur Auswanderung in die Zentren der damaligen Industrialisierung gezwungen wurde. Dies hat ein hohes ... [ mehr ]

Giovanni Red

Eine unheimliche Wirklichkeit. Lebensbelastungen von italienischen Gastarbeitern in der Schweiz (PDF)

psychosozial 16 (1982), 112-124

Die Schweiz verfügt über eine lange Tradition der Beschäftigung ausländischer Arbeiter. Es werden der historische und der aktuelle Rahmen der Bedingungen der Ausländerpolitik und der Lage der italienischen Arbeiter in der Schweiz dargestellt. Auf diesem Hintergrund werden die besonderen psychosozialen Konflikte und Lösungsversuche der betroffenen Männer, Frauen und ihrer Familien analysiert, und es wird Einblick in die Möglichkeiten einer ... [ mehr ]

Gerd Ziegeler & Barbara S. Hock

Ein Leben zwischen Anpassung und Isolation. Aspekte von psychischen Erkrankungen bei Gastarbeitern (PDF)

psychosozial 16 (1982), 91-111

Das soziale Phänomen eines sich in den letzten Jahren an die deutsche Bevölkerung angleichenden Krankenstandes bei Gastarbeitern und ihren Familien gilt es zu erklären, denn auf Grund der günstigen Altersstruktur und der gesundheitlichen Auslese wäre eine niedrigere Rate zu erwarten. So wird der Vermutung nachgegangen, dass die gebotenen Lebensbedingungen in der Bundesrepublik einen »kränkenden Kern« enthalten. Epidemiologische ... [ mehr ]

Ursula Boos-Nünning & Wolfgang Nieke

Orientierungs- und Handlungsmuster türkischer Jugendlicher zur Bewältigung der Lebenssituation in der Bundesrepublik Deutschland (PDF)

psychosozial 16 (1982), 63-90

Obwohl zahlenmäßig die größte Gruppe von Jugendlichen ausländischer Nationalität, sind die Türken auf Grund von Sprachbarrieren, Diskriminierungsprozessen über den Weg fehlender Schul- und Berufsausbildung in eine marginale Position abgedrängt, in der sie auf sehr eingeschränkte Möglichkeiten zu sozialem Handeln treffen. Es wird untersucht, welche Orientierungsmuster diese Jugendlichen entwickeln angesichts des ... [ mehr ]

Rosemarie Wolf-Almanasreh

Einer ist gestreift und einer ist kariert...« Bikulturelle Ehen in der Bundesrepublik Deutschland an Hand der Erfahrungen der Interessengemeinschaft der mit Ausländern

psychosozial 16 (1982), 38-62

Auf der Grundlage der Erfahrungen der »Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen« (IAF) werden Probleme bikultureller Ehen in der Bundesrepublik Deutschland diskutiert. Nach einigen statistischen Angaben wird zunächst auf die rechtliche Situation deutsch-ausländischer Ehen eingegangen (Aufenthaltserlaubnis, Arbeitserlaubnis, Internationales Familienrecht, Staatsangehörigkeit/Einbürgerung). Es wird herausgestellt, dass ... [ mehr ]