P. J. van der Leeuw

Über die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung des Briefwechsels zwischen Freud und Jung

Psyche, 1977, 31(11), 1021-1044

Erörtert wird die Freud-Jung-Korrespondenz, bei der es sich um den ersten vollständig (so weit erhalten gebliebenen) publizierten Briefwechsel Freuds handelt, unter dem Gesichtspunkt der Sicherung der psychoanalytischen Revolution gegenüber den Kräften der Tradition. Der Autor sieht die Psychoanalyse gegenwärtig unterwegs zu Jung. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Hans A. Thorner

Über projektive Identifizierung

Psyche, 1977, 31(12), 1126-1132

Anhand einer Fallskizze wird das von Melanie Klein (1946) entwickelte Konzept der projektiven Identifizierung , bei der der Patient mit Komponenten seiner Persönlichkeit in andere eindringt und sie von innen kontrolliert , veranschaulicht. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Helmut Thomae

Identität und Selbstverständnis des Psychoanalytikers

Psyche, 1977, 31(1), 1-42

Wissenschaftsgeschichtliche, sozialpsychologische und berufspolitische Faktoren haben dazu beigetragen, dass in der Psychoanalyse die Identitätsfrage aufgekommen ist. Diese Tatsache wird auf einige wesentliche Aspekte des von S. Freud geschaffenen revolutionären wissenschaftlichen Paradigmas (im Sinne von T. S. Kuhn) zurückgeführt: auf die Einführung des Subjekts als eines teilnehmenden Beobachters und auf die persönliche Gleichung und ihre ... [ mehr ]

Helm Stierlin, Ingeborg Rücker-Embden-Jonasch, Norbert Wetzel & Michael Wirsching

Familientherapie als empathischer Prozess

Psyche, 1977, 31(9), 786-802

Die beschriebene Familientherapie ist ein Derivat der Psychoanalyse. Ihr wichtigstes Instrument ist die empathische Fähigkeit des Therapeuten, der sich (vermittels seiner Gegenübertragungen) sowohl mit den einzelnen Familienangehörigen zu identifizieren als auch die Eigenart des Familiensystems im ganzen (seine spezifischen Binnen- und Außenbeziehungen) zu erfassen weiss. Die Durcharbeitung eigener Familienprobleme ist seine beste Schule. Seine ... [ mehr ]

Hubert Speidel

Freuds Symbolbegriff

Psyche, 1977, 31(8), 689-711

Die Entwicklung verschiedener Symbol-Konzepte in Freuds Schriften wird verfolgt. Es wird gezeigt, dass Freud in seinen Arbeiten aus den Jahren 1893-95 hysterische von normalen Symbolen, nicht-symbolische und symbolische Symptombildung unterschied. Später verdrängte die Traumdeutung sein Interesse am Symbolkonzept. Die Traumsymbole wurden als von der individuellen Traumarbeit unabhängige (überindividuelle) Bildungen aufgefasst. Hier schlossen Stekel ... [ mehr ]

Ernst K. Specht

Die psychoanalytische Theorie der Verliebtheit - und Platon

Psyche, 1977, 31(2), 101-141

Freuds Theorie der Verliebtheit, die mit der Annahme eines primären Narzissmus eng verbunden ist, wird mit Platons mythologischen Deutungen des Eros (im Gastmahl und im Phaidros) verglichen. Im Anschluss an M. Balint und anderen entwickelt der Autor eine Konzeption des Narzissmus, die sich von Freuds und Ferenczis Theorie darin unterscheidet, dass sowohl der solipsistische Ansatz als auch der Paradies-Mythos vermieden werden (Narzissmus setzt die ... [ mehr ]

Joyce Robertson

Mutter-Kind-Interaktionen im ersten Lebensjahr

Psyche, 1977, 31(2), 167-182

Es wird die These vertreten, dass die Qualität der Interaktionen zwischen Mutter und Kind in den ersten Lebenswochen darüber entscheidet, ob das Kind den durchschnittlich erwartbaren Entwicklungs-Zeitplan des ersten Lebensjahres erfüllt oder in seiner Entwicklung zurückbleibt, und dass die im ersten Lebensjahr erworbene Konstitution (M. James) prognostisch bedeutsam ist. Dass auch geringfügig erscheinende und zeitlich befristete Störungen im ... [ mehr ]

Horst E. Richter

Die Psychoanalyse und das Problem der sozialen Abhängigkeit

Psyche, 1977, 31(10), 865-878

Vielfältig integriert in öffentliche Versorgungseinrichtungen ist die Psychoanalyse zur Dienstleistung für Kassenpatienten geworden. Angesichts der Alternative, sich entweder in klösterliche Selbstisolierung zurückzuziehen oder neuartigen gesellschaftlichen Anforderungen entgegenzukommen, haben die psychoanalytischen Vereinigungen sich bereits entschieden, ohne sich freilich über die Konsequenzen ihrer pragmatisch getroffenen Vorentscheidungen ... [ mehr ]

Werner F. Pritz & Bernhard Mitterauer

Metapsychologie und organismische Theorie

Psyche, 1977, 31(11), 986-1020

Die psychoanalytische Psychologie wird als Wissenschaft definiert, die sich wesentlich mit dem Phänomen organismischer Selbst-Referenz und mit personalen Selbstwertproblemen befasst. Neuere kybernetisch-organismische Konzeptionen (des kognitiven Prozesses, der zirkulären Organisation und der Selbst-Referenz) werden vorgestellt und für die Reformulierung der Strukturtheorie eingesetzt, um die Psychoanalyse in einen interdisziplinären Dialog einbeziehen ... [ mehr ]

Paul Parin

Das Ich und die Anpassungs-Mechanismen

Psyche, 1977, 31(6), 481-515

Der Autor unterscheidet Anpassungs- von Abwehrmechanismen. Es handelt sich um kultur- und schichtspezifische Modi der Bewältigung von Anforderungen der sozialen Umwelt. Realitätsgerecht eingespielt, entlasten und stabilisieren sie das Ich, schraenken aber seine Flexibilität ein, wenn es gilt, rasch sich ändernden sozialen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Um die Anpassungsmechanismen zu erforschen, muss die vereinfachende Annahme einer wesentlich ... [ mehr ]

Gerd Overbeck

Das psychosomatische Symptom

Psyche, 1977, 31(4), 333-354

Methodenkritisch und phänomenorientiert wird gegen die Identifizierung psychosomatischer Krankheiten mit der pensee operatoire beziehungsweise der Alexithymie - also mit pathophysiologischen, sinnlosen Reaktionen auf der Basis einer defekten Ichorganisation - argumentiert. Im Anschluss an K. Brede und andere Autoren wird die Gegenthese vertreten, dass gerade die psychosomatischen Symptome Produkte sinnhafter und origineller Ichleistungen (im Medium einer ... [ mehr ]

William G. Niederland

Die Narbe - ein Fall von angeborener Gesichtsentstellung

Psyche, 1977, 31(3), 263-271

Es wird über die Psychoanalyse einer jungen Frau mit einer Gesichtsentstellung berichtet, deren Lebensinteresse und Symptomatik um das Verbergen dieser Entstellung und um verschiedene kompensatorische Aktivitäten zentriert waren (das Sammeln bestimmter Edelsteine, Erwerb und Renovierung von Häusern, Schreiben von Gedichten). Der Zusammenhang von Beschädigung und ästhetischer Sensibilität und Kreativität ist auch bei Künstlern wie ... [ mehr ]

Hans Müller-Braunschweig

Aspekte einer psychoanalytischen Kreativitätstheorie

Psyche, 1977, 31(9), 821-843

Im Hinblick auf neuere Untersuchungen zur Genese von originellem Problemlösungsverhalten (bei kreativen Talenten ) wird die psychoanalytische Theorie ästhetischer (und wissenschaftlicher) Innovation - im Anschluss an Kris, Kubie, Eissler, Sterba und anderen erörtert. Ideale Voraussetzungen für Kreativität bietet offenbar eine Kombination von außergewöhnlichen Spannungen in der Persönlichkeitsstruktur mit außerordentlicher ... [ mehr ]

Michael L. Moeller

Zur Theorie der Gegenübertragung

Psyche, 1977, 31(2), 142-166

Im Anschluss an H. Deutsch, H. Racker und A. Green wird den interaktionellen Implikationen der Übertragungs-Gegenübertragungstheorie nachgegangen. In der psychoanalytischen Kur wird eine Beziehungs-Repräsentanz des Patienten (die das spezifische Verhältnis zwischen Selbst- und Objektrepräsentanz wiedergibt) aktualisiert. Soll eine therapeutische Beziehung zustande kommen, so bedarf es auf seiten des Therapeuten einer doppelten Probe-Identifizierung ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen

Psychoanalytische Bemerkungen zu Franz Kafka

Psyche, 1977, 31(1), 60-83

Es wird der Einfluss typischer Traumen auf die Entwicklung von Kafkas Begabung untersucht. Am Beginn seiner neurotischen Entwicklung standen offenbar der frühe Tod seiner beiden Brüder und die darauf folgende depressive Abkehr der Mutter. Angst und Einsamkeitsgefühle, innere Leere und sadomasochistische Phantasien begleiteten Kafka sein Leben lang. Seine Versuche, dauerhafte Beziehungen zu Frauen einzugehen, mussten scheitern, sofern sie der utopischen Suche ... [ mehr ]

Alexander Mitscherlich

Massenpsychologie und Ich-Analyse - Ein Lebensalter später

Psyche, 1977, 31(6), 516-539

Statt von Massen wird gegenwärtig eher von (kleinen und großen) Gruppen gesprochen. Dass auch Gruppen häufig die Struktur der von Freud analysierten regressiven Massenbindung aufweisen, sich darum zu massenfeindlichen Zwecken einsetzen lassen, wird deshalb weniger deutlich gesehen. Die lebensgeschichtliche Arbeit am Aufbau einer Identität ist ein langwieriger und krisenhafter Prozess. Die regressive Masseneinbindung von Individuen, ihre ... [ mehr ]

Steven Marcus

Die »Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie«

Psyche, 1977, 31(6), 540-560

Die 1905 erschienenen Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie zählen wie die Traumdeutung zur grundlegenden Literatur der Psychoanalyse. Der Autor führt die eigentümliche Struktur des Textes vor Augen: seinen Palimpsest-Charakter; die Platzierung der 2. Abhandlung; die Verbindung von Systematik und Offenheit; das Verhältnis von Konstruktion und Empirie. Die Revolution der Drei Abhandlungen bestand in der Aufhebung der kulturellen (wie individuellen) ... [ mehr ]

Henry Lowenfeld

Zur Psychologie des Faschismus (1935)

Psyche, 1977, 31(6), 561-579

Bei dem Text handelt es sich um das Manuskript eines Vortrags, der im Herbst 1935 vor einem großen Publikum in der Prager Volkshochschule Urania gehalten wurde. Die kampflose Machtergreifung der Nazis hatte neuerlich auf die enorme Bedeutung von Wunschphantasien und kollektiven Illusionen aufmerksam gemacht, die in bestimmten gesellschaftlichen Situationen die Bildung massenfeindlicher Massenbewegungen begünstigen. Ein Beitrag zur Verarbeitung der Erfahrung der ... [ mehr ]

Henry Lowenfeld

Einige Bemerkungen über Schamlosigkeit

Psyche, 1977, 31(10), 897-907

Nachdem der Frage nachgegangen worden ist, welche Folgen die zu beobachtende Abschwächung des Schamgefühls für die Individuen und die Gesellschaft hat, wird der Schluss gezogen, dass dem Schamgefühl früher eine wichtige Rolle bei der Sicherung des sozialen Zusammenhalts zukam und dass die Schwächung des Schamgefühls Regressionen im Bereich einiger wichtiger Ichfunktionen nach sich zieht. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Wolfgang Loch

Anmerkungen zum Thema Ich-Veränderungen, Ich-Defekte und psychoanalytische Technik

Psyche, 1977, 31(3), 216-227

Nach einführenden Bemerkungen zum Ich-Konzept werden spezifische Verfahren erörtert, deren der Psychoanalytiker sich bedienen muss, will er ontogenetisch sehr früh eintretende Ich-Defekte und die Dimension des eigentlichen Unbewussten therapeutisch angehen. Da diese Techniken keinen Gegensatz zu den klassischen darstellen, sie allenfalls vertiefen, wird im Hinblick auf die Beiträge von Fürstenau und Argelander (Psyche 1977, 31 (3), 197-207 und ... [ mehr ]

Adam Limentani

Die Affekte und die psychoanalytische Situation

Psyche, 1977, 31(7), 660-679

In der Arbeit, die sich als Beitrag zur Diagnose des Unbehagens versteht, das gegenwärtig bei vielen Psychoanalytikern wegen der problematischen Beziehung zwischen der Theorie und dem klinischen Alltag herrscht, werden, ausgehend von Fallskizzen, Überlegungen entwickelt sowie besonders auf die Rolle der (Angst-)Affekte und der Worte in der psychoanalytischen Arbeit eingegangen. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Peter Kutter

Konzentrierte Psychotherapie auf psychoanalytischer Grundlage

Psyche, 1977, 31(11), 957-974

Die konzentrierte Psychotherapie auf psychoanalytischer Grundlage wird als ein Verfahren vorgestellt, das sich von der klassischen Psychoanalyse nicht qualitativ, sondern nur quantitativ unterscheidet, mit Übertragungsdeutungen arbeitet und von supportiven Interventionen freigehalten wird. Die Variation des klassischen Verfahrens durch Verkürzung der Dauer der Kur wird durch die Beschränkung der Deutungsarbeit auf nur einen jeweils vordringlichen ... [ mehr ]

Ernst Kris

Die Aufdeckung von Kindheitserinnerungen in der Psychoanalyse

Psyche, 1977, 31(8), 732-768

Anhand von Fallbeispielen wird gezeigt, dass (vor allem, wenn nicht die Verdrängung, sondern andere Abwehrmechanismen die Neurose charakterisieren) nicht die Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Patienten das Hauptziel der Therapie ist, sondern die deutungsvermittelte Aufhebung von Gegenbesetzungen, in deren Folge dem Ich (und seinen integrativen Funktionen) mehr neutralisierte Triebenergie zur Verfügung steht. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

John Klauber

Analysen, die nicht beendet werden können

Psyche, 1977, 31(9), 777-785

Das Problem sogenannter unendlicher Analysen wird anhand zweier Fallskizzen erörtert: Die Pathologie beider Patientinnen wurzelte in maternaler Deprivation in früher Kindheit. Geschwisterhörigkeit und überwältigende Introjektionen zogen die Übertragung der Abhängigkeit auf den Therapeuten und die Furcht nach sich, bei Abschluss der Analyse abermals von Introjektionen überschwemmt zu werden. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]