Symbol, Repräsentanz, Primärprozeß
Seit längerer Zeit wird von psychoanalytischen Autoren die Möglichkeit diskutiert, den spezifisch psychoanalytischen Symbolbegriff (wie er von Ferenczi und Jones geprägt wurde) mit dem allgemeinen (sprachphilosophischen) in Zusammenhang zu bringen. Die Autorin konstatiert eine starke Tendenz, zu diesem Zweck die Symbolbildung auf Kosten unbewußter Bildungsprozesse als Ich-Funktion zu deklarieren. An Lorenzers Konzeption, der sich, wie sie zu zeigen ... [ mehr ]
Der Trieb als humanspezifische Kategorie
Mit Blick auf die Frage nach der Vergesellschaftung der Individuen unterzieht die Autorin sowohl die Interaktionstheorie abweichenden Verhaltens (labelling approach) als auch die von A. Lorenzer entwickelte Konzeption des neurotischen als eines klischeebestimmten Verhaltens einer Kritik: Die Interaktionstheorie übersieht die lebensgeschichtlich erworbene Beschädigung der abweichenden Subjekte, an die die soziale Etikettierung, sie fixierend, anknüpft, und ... [ mehr ]
Kindermord - ein historischer Rückblick
Angeregt durch Beobachtungen im County Hospital von Chicago und in einem südamerikanischen Slum geht die Autorin der Geschichte des Kindermords nach – dem Zusammenhang von Armut, Frauenausbeutung und Hospitalisierung von Kleinkindern. Kollektive Verdrängungsleistungen hindern uns, die Realität des Kindermords in unserer Gegenwart deutlich wahrzunehmen. Erst wenn eine Einstellungs- (und Wahrnehmungs-)Änderung die hier und da in die Wege geleiteten ... [ mehr ]
Flucht in die Phantasie. Aus der Geschichte einer Pubertierenden
Berichtet wird über den Fall eines (zur Zeit 13jährigen) Mädchens, das der Störung seiner Geschlechtsidentität durch Flucht in eine Phantasiewelt und durch Verkleidungsspiele zu begegnen sucht. Die Störung wird auf frühkindliche Erfahrungen mit den Eltern, vor allem mit dem – selbst identitätsgestörten – Vater, zurückgeführt, der das Kind zuerst überforderte, um sich dann jäh von ihm ab- und den ... [ mehr ]
Der psychische Urkern
Weil nimmt an, daß kongenitale Eigenarten im Konnex mit den frühesten Mutter-Kind-Interaktionen eine psychische Grundschicht, einen Urkern abgeben, der für den Modus der Entfaltung der Ich-Funktionen, für die Ausbildung der Ich-Es-Balance und der Libido-Aggressions-Balance, für Charakter und neurotische Symptomatik bestimmend ist. Die kompensatorischen Möglichkeiten, die durch die Art der mütterlichen Interventionen gegeben sind, werden hoch ... [ mehr ]
Sechs Jahre Beratung. Arbeitsbericht der psychoanalytischen Beratungsstelle in Frankfurt/M
David Rapaports Beitrag zur Psychoanalyse
Gedo unternimmt eine Würdigung der Arbeiten von David Rapaport, den er als einen psychoanalytisch orientierten Denkpsychologen charakterisiert, der im Rahmen der Freudschen Psychologie Kants Erkenntnistheorie zur Geltung zu bringen suchte. Rapaports Bedeutung sieht er in dessen Bemühungen um eine Systematisierung der psychoanalytischen Theorie, um die Klärung offener methodologischer Probleme und um den Aufbau einer psychoanalytischen Lernpsychologie (auf der ... [ mehr ]
Gegenübertragung und Bereitschaft zur Rollenübernahme
Anknüpfend an Paula Heimanns Hinweis auf die produktive Funktion der Gegenübertragung im psychoanalytischen Prozeß zeigt der Autor an Beispielen, daß irrationale Reaktionen des Analytikers nicht bloß auf dessen blinde Flecken zurückzuführen sind, sondern Kompromißbildungen darstellen zwischen eigenen Strebungen und dem unvermeidlichen (mehr oder weniger) kontrollierten Eingehen auf Rollenzumutungen des Analysanden. [ mehr ]
Die Naturwissenschaft und der zwanghafte Programmierer (Kritische Glosse)
Thomas Bernhards Ereignisse oder Die Wiederkehr des Verdrängten
Schönau verbindet Rezeptionstheorie und Psychoanalyse in der Deutung dreier Kurzgeschichten (Ereignisse) von Thomas Bernhard. Indem er den Inhalt der kleinen Erzählungen als grauenvoll-lustvollen Appell an unbewußte Wünsche der Leser und ihre Form als Abwehr-Analogen auffaßt, kann er zeigen, wie an den rätselhaften Leerstellen der Texte die Rezeptions-Arbeit der Leser eingreift. [ mehr ]
Psychoanalyse eines epileptischen Patienten mit hysterischem Charakter
Geschildert wird die erfolgreiche Psychotherapie eines Patienten, der an psychosenahen epileptischen Dämmerzuständen litt. Ein zerebral bedingter Reifungsrückstand führte bei ihm zu einer Ich-Schwäche, die in Streßsituationen (etwa bei der Abwehr archaischer Aggressionen) alternierend nur epileptische oder hysterische Abwehr- und Abfuhrformen zuließ. Im Laufe der Therapie ging der Patient von einer negativ-ödipalen Einstellung über ... [ mehr ]
Gebärneid
Mitgeteilt wird die Geschichte eines unter Frauen aufgewachsenen Mannes, der es lange Zeit nicht verwinden konnte, daß er der Geburt seines Kindes nicht hatte beiwohnen können. Der Fall gibt dem Autor Anlaß zu weit führenden Erwägungen über die Verdeckung der mit dem Stichwort Gebärneid umschriebenen männlichen Problematik durch die traditionelle Geschlechtsrollendefinition und über die Einstellungswandlungen, die eine ... [ mehr ]
Der Ödipus-Komplex in der heutigen psychoanalytischen Theorie
Die Autoren skizzieren die Entwicklung des für die Theorie der psychosexuellen Entwicklung, die Metapsychologie und die Kulturtheorie gleichermaßen bedeutsamen Ödipus-Konzepts bei Freud und seinen Schülern. Die gehäuft auftretenden Borderline-Pathologien, der Einfluß der Kulturanthropologie und die Kleinianische Schule sowie die Erfahrung mit neuartigen Sozialisationsagenturen, die an die Stelle der Kleinfamilie treten (z.B. Kollektiverziehung ... [ mehr ]
Veränderung oder Wandlung in der Psychoanalyse (Kongreßbericht)
Über die psychischen Wurzeln der Religion
Der (religiöse) Glaube an das Absurde hat, Klauber zufolge seine Quelle in der Zuversicht des Kleinkindes, die (ewige) Gegenwart der Mutter werde es vor aller Gefahr bewahren. (Daher waren die ersten Gottheiten die großen Muttergöttinnen.) Zur Stützung seiner These zieht der Autor den Fall eines Patienten heran, der unter Verdammungsgefühlen litt. Hier hatte eine tiefgreifende Uneinigkeit der Eltern jene frühkindliche Zuversicht, von der die ... [ mehr ]
Bemerkungen zur Supervision
Frijling-Schreuder faßt ihre Erfahrungen als Kontrollanalysandin und -analytikerin zusammen. Die Supervision ist ein – am klinischen Material orientierter – Lernprozeß zwischen Kollegen, keine Lehrer-Schüler-Beziehung und keine Arzt-Patient-Beziehung. Die Aufgabe des Supervisors, die berufliche Eignung des Kandidaten zu beurteilen, definiert die Autorin als die Aufgabe, dem Kandidaten behilflich zu sein, die eigene Kompetenz richtig einschätzen ... [ mehr ]
Michael Balint und die Droge Arzt
Enid Balint schildert – als engagierte Mitarbeiterin – Michael Balints Versuche, ein Stück Psychotherapie in die normale ärztliche Praxis einzuführen, also Ärzten zu verstehen helfen, was ihre Patienten suchen, wofür ihre Symptomangebote stehen. Die Ausbreitung der Balint-Gruppen, die günstige Erfahrung mit Kurzinterviews und Flash-Therapie berechtigen zu Optimismus, wenngleich der mühevolle Weg zur Sensibilisierung der eigenen ... [ mehr ]
Der Bereicherungstrieb (1934/1938) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)
Fenichels Studie über den Bereicherungstrieb gehört zu einer Reihe von in den dreißiger Jahren geschriebenen Arbeiten, in denen er den psychoanalytischen Psychologismus kritisierte. Bleibt die psychoanalytische Neurosenlehre und Sozialpsychologie weithin dem individualistischen Schleier verhaftet, so führt Fenichel dagegen die Marxsche Einsicht ins Feld, daß die zu Institutionen kristallisierten Herrschaftsverhältnisse sich gegenüber den ... [ mehr ]
Wahrheit - ein Entwurf
Heinrichs vergegenwärtigt den Kontext aktueller theoretischer Kontroversen, die für die Entwicklung der Sozialwissenschaften konstitutiv sind, um die Arbeiten Alfred Lorenzers als Reaktion und Selbstbehauptungsversuch der Psychoanalyse verständlich zu machen. Deren Praxis und Theorie wurde allzu lange im Streit der wissenschaftstheoretischen Parteien – in dem es einstweilen nur vermeintliche Sieger gibt – als Beweis- und Beutestück reklamiert. ... [ mehr ]
Psychoanalyse und gesellschaftliche Widersprüche
Das traditionelle Problem des Verhältnisses von Soziologie und Psychologie hat in der gegenwärtigen Diskussion die Gestalt der Frage nach einer Vermittlung von (soziostruktureller) Krisen- und (politisch-psychologischer) Konflikttheorie angenommen. Zu einer nichtsubjektivistischen Theorie des Subjekts (R.Garaudy), wie diese Fragestellung sie fordert, kann die (sozialwissenschaftlich aufgeklärte) Psychoanalyse einen einzigartigen Beitrag leisten. Horn kontrastiert ... [ mehr ]
Das Mikroskop der vergleichenden Psychoanalyse und die Makrosozietät
Parin stellt die von ihm und anderen entwickelte vergleichende Psychoanalyse (Ethnopsychoanalyse) vor, die darauf abzielt, durch interkulturellen Vergleich die von der klassischen Psychoanalyse naiv als konstant angesetzte soziale Realität, die Matrix der Familienstrukturen und Traditionen, in ihrer Dynamik sehen zu lernen und sie in der Genese psychischer Konflikte und Konfliktlösungen angemessen zu berücksichtigen. Gegenüber idealistischen Konzeptionen, ... [ mehr ]