Narzißmus, Identität und Religion
Ausgehend von der Affinität zwischen den Phänomenen des Narzißmus und denen der Religion sieht der Autor in der gegenwärtigen Konjunktur des Narzißmus-Problems in der psychoanalytischen Theorien-Fortbildung eine Möglichkeit, die abgebrochene Tradition der psychoanalytischen Religionspsychologie fortzusetzen. Er skizziert die wichtigsten Positionen und Probleme der gegenwärtigen Narzißmus-Diskussion und schließt daran die Frage ... [ mehr ]
Narzißtische Objektwahl bei Frauen
Während das Ich-Ideal auf der narzißtischen Identifizierung mit einem glorifizierten Elternteil beruht, basiert das Über-Ich (die internalisierten Ge- und Verbote der Eltern) auf der Annahme der Realität. Die narzißtische Objektwahl bei Frauen soll für das Kastrationstrauma entschädigen; ihre Liebe gilt dann Männern mit Ideal-Ich-Zügen. Reich unterscheidet zwei Typen der narzißtischen Objektwahl und illustriert durch ... [ mehr ]
Verbatimprotokolle als Mittel in der psychotherapeutischen Verlaufsforschung.
Die Herstellung wortgetreuer Protokolle von psychotherapeutischen Dialogen mit Hilfe von Tonbandaufnahmen eröffnet die Möglichkeit, ein noch nicht unter bestimmten Deutungsgesichtspunkten ausgewähltes und organisiertes Material verschiedenartigen inhaltsanalytischen Verfahren zu unterwerfen. Die Autoren berichten über Probleme und Methoden solcher psychotherapeutischen Verlaufsforschung anhand von Verbatimprotokollen, wobei Hypothesenbildung, ... [ mehr ]
Zwei-Wochen Paartherapie
Es handelt sich um die (seit drei Jahren erprobte) gemeinsame analytische Psychotherapie von Paaren, die in täglichen Sitzungen – mit eintägiger Unterbrechung – über eine Dauer von 10 bis 12 Doppelstunden durchgeführt wird. Thema der Behandlung ist der Dialog zwischen beiden Partnern bzw. dessen Störung durch einen Austausch psychosozialer Abwehrformen. Erstrebt wird, beiden Seiten zu helfen, die konflikthaften neurotischen Dialoganteile zu ... [ mehr ]
Die Psychodynamik einer Gruppenregression - Psychoanalytische Beobachtungen bei jugendlichen Ungarnflüchtlingen
Beschrieben wird der Verlauf einer Verwahrlostenbehandlung an 150 alleinstehenden, jugendlichen Ungarnflüchtlingen. Deren Symptomatik wird als kollektive (oral oder narzißtisch gefärbte) Regression infolge des von der Gruppe gemeinsam erlittenen Traumas umschrieben. Der Bericht verdient Interesse, weil er den Versuch einer sozialtherapeutischen Anwendung der Psychoanalyse dokumentiert. [ mehr ]
Die Objektbeziehungen im Lebenslauf eines schizophrenen Vierlings
Die Beobachtung eineiiger Zwillinge, die in bezug auf Schizophrenie diskordant sind, zeigt, daß in der Regel der erstgeborene, energischere Zwilling nicht erkrankt oder doch eine weniger schwere Störung ausbildet. Ausnahmen von dieser Regel sind besonders interessant, weil sie mögliche schizophrenogene Faktoren in Umwelt und Lebensgeschichte ins Blickfeld bringen. Stierlin hatte Gelegenheit, Nora, die Erstgeborene der Genain-Vierlinge – über die in ... [ mehr ]
Psychoanalyse - Hermeneutik oder Erfahrungswissenschaft?
Seit die Psychoanalyse in den wissenschaftstheoretischen Debatten zwischen Positivisten, Hermeneutikern und Dialektikern als Paradigma diente, werden jene Kontroversen zunehmend auch von Psychoanalytikern rezipiert. Mentzos diskutiert eine Reihe von Abgrenzungskriterien, die zur Begründung dichotomischer Wissenschaftseinteilungen dienen, und gesteht ihnen eine zwar differenzierende, nicht aber ausschließende Bedeutung zu. Auch die Analyse von Symbolsystemen erheischt ... [ mehr ]
Autobiographisches zur Identitätskrise
Erikson schildert, wie ihm auf Grund lebensgeschichtlicher Erfahrungen (Familienkonstellation, soziokulturelles Kindheitsmilieu; Psychoanalyse-Rezeption und Emigration) das Problem der Identitätskrise zum Zentralproblem wurde. Er glaubt, daß der Erforschung der Identitätsverwirrung und Identitätsfindung heute eine ähnlich strategische Bedeutung zukommt wie der Erforschung der infantilen Sexualität zur Zeit der Begründung der Psychoanalyse. Im ... [ mehr ]
Der psychoanalytische Begriff der Oralität
Der Begriff der Oralität wird in der Psychoanalyse teils beschreibend, teils zur Erklärung von Verhaltensweisen bzw. Störungen benutzt, die mit der Mundzone in Beziehung stehen. Sandler und Dare geben eine kritische Übersicht über die Anwendungsbereiche der Bezeichnung oral: Oralerotik, Oralcharakter und die Rolle der Nahrungsaufnahmefunktion in der psychoanalytischen Theorie der Identifizierungs- und Ichbildungsvorgänge, wobei auch die oralen ... [ mehr ]
Zur diagnostischen und prognostischen Bedeutung des Initialtraumes in der Psychotherapie
Die Sonderstellung der ersten Träume, die Patienten ihren Psychotherapeuten berichten, wurde zuerst von W. Stekel (1911) und S. Freud (1911), später von C.G. Jung (1931) erörtert. Seither hat die Entwicklung der psychoanalytischen Struktur- und Ich-Theorie die Traumlehre und die therapeutische Traumdeutung um eine neue Dimension bereichert. Schultz untersucht, ob dem Initialtraum gegenüber Träumen in späteren Behandlungsphasen eine spezifische ... [ mehr ]
Funktionale Struktur informeller Rollensysteme
Beckmann entwickelt ein Modell informeller Rollenbeziehungen in geschlossenen Kleingruppen (Zwei-und Drei-Personen-Beziehungen), das 4 Interaktionstypen zuläßt: einseitige und wechselseitige Verhaltensdetermination bei entweder symmetrischer (identifikatorischer) oder komplementärer Position der Beteiligten. Es zeigt sich, daß symmetrische Wechselbeziehungen sich eskalierend entwickeln, während die übrigen eher zeitstabil sind. Besondere ... [ mehr ]
Die Evolution des Dialogs
Die von Spitz in Das Leben und der Dialog entwickelten Gedanken zu einer Embryologie der Denkvorgänge werden hier weitergeführt. Die Frage nach der Genese der Fähigkeit, Lebendiges von Unbelebtem zu unterscheiden, konvergiert mit der nach dem Spracherwerb. Das Zustandekommen eines Dialogs (bzw. seiner Vorläufer, deren ältester die Stillsituation ist), die Erwiderung oder Nicht-Erwiderung seiner libidinösen und aggressiven Initiativen liefert dem ... [ mehr ]
Arnold Zweig - Sigmund Freud Das Schicksal einer agierten Übertragungsliebe
Cremerius interpretiert Arnold Zweigs Verhältnis zu Freud – dem Repräsentanten der Psychoanalyse – als agierte Übertragungsliebe. Was in Zweigs Psychoanalysen unaufgearbeitet blieb und auf Freud verschoben wurde, war auch für Zweigs Aneignung der Freudschen Lehre ungünstig. Seine – an die Person Freuds gebundene – Hochschätzung der neuen kritischen Theorie blieb, da unkritisch, nach Freuds Tod im wesentlichen folgenlos. In ... [ mehr ]
Pubertät und Beatmusik
Gestützt auf die psychoanalytische Theorie der Pubertätskrise und die neuere Narzißmus-Theorie werden einige Hypothesen über psychologische Hilfsfunktionen der Beatmusik entwickelt und durch eine Fallgeschichte illustriert. Der Sound der Beatmusik ist demnach geeignet, pubertäre Depersonalisierungsphänomene zu kompensieren. Die technisch verstärkte, schreiende Jungenstimme des Bandleaders eröffnet Identifikationsmöglichkeiten mit ... [ mehr ]
Zappelphilipp und der Wilde Jäger
Skizziert wird eine psychoanalytische Deutung der moralisch-realistischen Geschichte vom Zappelphilipp und der moralfrei-phantastischen vom Wilden Jäger aus Hoffmanns Struwwelpeter. Beide Geschichten erweisen sich als symbolische Darstellungen von frühkindlichen Vater-Sohn-Konflikten: im Zappelphilipp wird ein ungelöster Konflikt der oralen Phase im Milieu der Kinderneurose vorgeführt, im Wilden Jäger ein (ebenfalls ungelöster) Konflikt der ... [ mehr ]
Thomas Manns Tod in Venedig
Szekelys Aufsatz ist vor allem methodologisch von Interesse. In der Frage der Interpretation literarischer Produktionen vertritt er eine pluralistische Konzeption: psychoanalytische und marxistische Deutungen schließen einander nicht aus, sondern ergänzen sich. Szekely exemplifiziert seine Auffassung mit Hilfe der von Kohut und Lukacs vorgetragenen Analysen der Mannschen Novelle. Das Schicksal der Zentralfigur (Gustav Aschenbach) und ihrer Partner wird exopoetisch ... [ mehr ]
Psychoanalyse als Instrument der Literaturwissenschaft
Die Beziehung zwischen Literatur und Psychoanalyse beschränkt sich nicht auf die nachträgliche Anwendung der Theorie auf literarische Kunstwerke; vielmehr bedeuten Hamlet, Ödipus und andere Dichtungen wichtige Bausteine in der Genese der psychoanalytischen Theorie selbst. Das zunächst vorwiegend pathographisch gerichtete Interesse der Psychoanalytiker führte oft dazu, über der Suche nach den im Werk verborgenen und gestalteten Es-Gehalten die ... [ mehr ]
Psychologische Differenzierung und Formen der Pathologie
Witkin berichtet über eine Vielzahl von experimentellen Untersuchungen, die darauf abzielen, Persönlichkeitsstrukturen anhand der ihnen eigentümlichen, experimentell darstellbaren Erkenntnisstile zu erforschen. Die Persönlichkeitsstrukturen und die zugehörigen Erkenntnisstile werden auf einer Skala angeordnet, deren Pole feldabhängiges und feldunabhängiges Verhalten bzw. globale und artikulierte Realitätserfassung sind. Die kognitiven ... [ mehr ]
Überlegungen zum Narzißmus und zur narzißtischen Wut
Kohuts Arbeit ist ein Rückblick auf seine Untersuchungen über die libidinösen Aspekte des Narzißmus, der ihm Gelegenheit gibt, die Probleme der (autonomen) Entwicklung des narzißtischen Sektors der Persönlichkeit noch einmal neu zu akzentuieren. Kohut glaubt, daß die Überwindung der Fehleinstellung zum Narzißmus heute ebenso bedeutsam sei wie die der Fehleinstellung zur Sexualität vor hundert Jahren. Er diskutiert die ... [ mehr ]
Carl Claus, Freud und die Darwinsche Biologie
Die Autorin berichtet über einen Fund in Freuds Bibliothek (1969, vor deren Katalogisierung), der es ermöglichte, Freuds Darwin-Rezeption genau zu rekonstruieren. Freud erwarb demnach Darwins wichtigste Schriften im Original wie in deutscher Übersetzung in den Jahren 1875-1883. Weniger durch Ernst Brücke als vielmehr durch Carl Claus, der sich um die Einführung Darwins in Deutschland besonders verdient gemacht hat (Grundzüge der Zoologie,1868), und ... [ mehr ]
Freuds neo-lamarckistische Darwin-Interpretation
Ritvo zeigt in ihrer wissenschaftsgeschichtlichen Studie, daß Freud Darwin in einer Phase rezipierte, in der dieser unter dem Eindruck der gegen ihn von Biologen und Physikern vorgebrachten Kritik die eigene Konzeption (Evolution der Arten infolge natürlicher Auslese) zunehmend mit eher lamarckistischen Thesen vermischte. Die spätere Rehabilitierung Darwins durch die Entdeckung des Vererbungsmechanismus und neuer Erkenntnisse über das Alter der Erde ... [ mehr ]
Das Geschenk der Anna O.
Bram versucht, die Beziehung von Breuers berühmt gewordener Patientin zu ihrem Therapeuten mit Hilfe der modernen Schizophrenie-Theorie aufzuhellen. Wenigen Hinweisen auf Anna O s Familie entnimmt er, daß zwischen ihren Eltern ein tiefer Konflikt bestand, der Anna O. dazu nötigte, sich nicht mit der Mutter – der weiblichen Rolle – zu identifizieren, sondern eine symbiotische Fusion mit dem Vater (einem männlichen Mutter-Ersatz) einzugehen. ... [ mehr ]