Sprache, Bewußtsein und Erleben
Es werden zwei Momente der Freudschen Sprach-Theorie, die Funktion der Sprache als Spannungsabfuhr und der Zusammenhang von Sprache und Bewußtsein dargestellt. Die erste (akustische) Kommunikation kommt zustande, wenn der Säugling lernt, sein (zunächst unwillkürliches) Unlustgeschrei als Signal zu verwenden. Dieser Vorgang ist Vorbild der später zu leistenden Formung und Mitteilung individuellen Erlebens vermittels der allgemeinen Sprache. Individuell ... [ mehr ]
Probleme der Ästhetik (1941) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)
Die drei Studien von Ernst Kris über die ästhetische Illusion, das Verhältnis von Kunst und Magie und das von Tagtraum und Kunst, die zuerst 1941 in der Int. Zs. f. Psychoanalyse und Imago veröffentlicht wurden, sind später in das erste Kapitel seines (noch unübersetzten) Buches Psychoanalytic Explorations in Art (1952) eingegangen. Das Feld, in dem Kris die ästhetischen Probleme lokalisiert, ist das der angewandten Psychologie oder ... [ mehr ]
Perversion und Hörwelt
Der Autor sammelt verschiedenartiges Beweismaterial für die Existenz einer Korrelation zwischen Musikalität und Perversion. Der spezifischen Weltentzogenheit und Irrealität der Musik korrespondiert die Distanz der perversen Phantasien und Befriedigungsformen zum erotischen Wirklichkeitssinn der genitalen Stufe. Ätiologisch läßt sich für beiderlei Irrealität eine früh ausgebildete Sensibilität für Laute und Vibrationsreize ... [ mehr ]
Letztes Jahr in Marienbad - Zur Methodologie der psychoanalytischen Erschließung des Kunstwerks
Die psychoanalytische Deutung von Kunstwerken bedient sich gewöhnlich der biographischen Methode, ihr Interesse gilt vorwiegend dem Inhalt, ihr Verfahren läßt sich als Anwendung der klassischen Methode in einer nicht-klassischen Situation charakterisieren (es fehlen die freien Assoziationen des Künstler-Patienten). So hat M. Bonaparte die Erzählungen E. A. Poes als Verarbeitungsformen (sublimierte Nekrophilie) lebensgeschichtlicher Traumen (des Todes ... [ mehr ]
Die Ichthyosaurusbriefe
Die Entdeckung einiger Jugendbriefe Freuds aus der Zeit, als er sich für das Studium der Naturwissenschaften entschied, gibt weiteren Aufschluß über die Entwicklung seiner Kreativität. Die Briefe an Emil Fluß bestätigen, daß Freuds Adoleszenz relativ ruhig verlief; charakteristisch ist seine Fähigkeit, sich mit bedeutenden Menschen zu identifizieren und von ihnen zu lernen. Freuds einzigartiger psychologischer Scharfblick tritt bereits ... [ mehr ]
Familientherapie mit Adoleszenten im Lichte des Trennungsprozesses
Der Ablösungsprozeß des heranwachsenden Jugendlichen von seiner Herkunftsfamilie besteht wesentlich in der Bewältigung dreier miteinander verknüpfter Aufgaben, die der Autor als integrative, adaptive und reparative Versöhnung kennzeichnet. Deren Lösung erfordert oft eine Reintegration an der Basis, die sich unter innerem Aufruhr, intensiver Angst, zeitweiliger Desintegration und regressiver Auflockerung der Persönlichkeit vollzieht. Dem ... [ mehr ]
Über die Orientierungsfunktion eines Fokus bei der psychoanalytischen Kurztherapie
An einem Fallbeispiel (Prüfungsangst) wird die Technik der Fokaltherapie (Balint, Malan) erläutert. Einem Gleichnis von Balint zufolge geht es dabei darum, durch eine gezielte (therapeutische) Maßnahme die Lage jenes Baumstamms zu korrigieren, der das Treibholz auf einem Fluß blockiert (der aktuelle Konflikt). Zunächst ist der Fokus ein auf Grund von Interviewerfahrung, und Testdaten formulierter deutender Vorgriff des Analytikers. Er gewinnt erst im ... [ mehr ]
Aspekte der Gruppentherapie
Der Autor gibt einen Überblick über die wichtigsten Ansätze zu einer Theorie der Gruppentherapie. Zunächst wird – in Anlehnung an Hofstätter – die Gruppendynamik von der Gruppentherapie abgehoben, dann das Bionsche Konzept der Arbeitsgruppe und der regredierten Gruppe skizziert. Als mögliche Interpretationsrahmen für die therapeutische Arbeit mit Gruppen werden vorgestellt: die Gruppe a) als Abbild der Familie; b) als ... [ mehr ]
Die permissive Gesellschaft und das Überich
Freud sah die Problematik zunehmender Triebeinschränkung ebenso wie die Freigabe der Triebbefriedigung, während die meisten Dissidenten die Triebgefahr leugneten. Freud ahnte nicht, wie weit die bestehende Gesellschaft in der Gewährung von Triebbefriedigung gehen würde. An die Stelle der Leugnung der Triebe trat eine Einstellung, die sie, indem sie Befriedigung zuläßt, nicht ernst nimmt (Permissveness). Die Autoren, die sich bewußt sind, ... [ mehr ]
Der Einsatz datenspeichernder und -verarbeitender Apparate für die Erforschung psychotherapeutischer Prozesse
Maschinenschriftliche Protokolle von therapeutischen Sitzungen, die zwar den Wortlaut der Interaktionen von Patient und Analytiker fixieren, den vokalen Kanal, auf dem affektive Information übertragen wird, aber nicht berücksichtigen können, haben für die Erforschung der therapeutischen Vorgänge (Therapiekontrolle) nur bedingten Wert. Auditive Wiedergabemethoden und schließlich audiovisuelle Hilfsmittel heben diesen Mangel auf, konfrontieren den ... [ mehr ]
Die Familienbeziehung
Freuds Interesse galt wesentlich der analytischen Zweierbeziehung und den innerpsychischen Prozessen seiner Patienten; die Familienbeziehungen wurden theoretisch wie therapeutisch zwar immer impliziert, standen aber nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Stierlin erörtert die Wechselbeziehungen zwischen Eltern und Kindern ebenso wie die Dialektik von Familie und Gesellschaft im Anschluß an die Arbeiten von Parsons und Bales, der Lidz-Gruppe und die von Wynne und ... [ mehr ]
Zur Genese der Ich-Störungen
Frühkindliche pathogene Interaktionen mit den Eltern führen häufig zur Internalisierung spannungsvoller Introjekte, die die Integrations- und Kontrollfunktionen des Ichs permanent überfordern. Eine ausführlich mitgeteilte Fallgeschichte illustriert, wie es infolge traumatischer Stimulierung durch die Mutter zur Entstehung eines archaischen Subsystems im Ich kommt, das frühe, primitive Ich-Zustände konserviert. Das mit starker affektiver Valenz ... [ mehr ]
Aktuelle Probleme der psychoanalytischen Ausbildung in den USA
Brocher skizziert zunächst die Entwicklung der Institutionalisierung der psychoanalytischen Ausbildung, die sich in theoretische Seminare, Ausbildungs-(Lehr-)Analyse und Kontrollanalyse gliedern. Er schildert dann ausführlich die heutige Organisation der Ausbildung in den USA (und in England), den dort erreichten Stand des Problembewußtseins, der institutionellen Spezialisierung und der Selbstkritik, die aktuellen Reformvorschläge – und deutet ... [ mehr ]
Was macht einen guten Analytiker aus ?
Das Auswahlverfahren, dem Bewerber für die Ausbildung zum Psychoanalytiker unterzogen werden, ist noch immer recht unbefriedigend. Es besteht keine Einigkeit über die Kriterien, an denen die Unterrichtsausschüsse sich orientieren sollen. Die Psychoanalyse ist stets Forschung und Therapie zugleich, doch stehen die Anforderungen, die unter therapeutischen bzw. wissenschaftlichen Gesichtspunkten an die Bewerber gestellt werden müssen, in einer gewissen ... [ mehr ]
Probleme der Lehranalyse
Therapeutische wie Lehranalyse sollen den Blick für das Unbewußte durch Arbeit an den eigenen Verdrängungen (des Patienten bzw. Ausbildungskandidaten) schärfen. Über die Anforderungen an den Patienten hinausgehend stellt die Lehranalyse dem Analysanden die Aufgabe, sich selbst zum Studienobjekt zu werden und – von einer bestimmten Ausbildungsphase an – sich nicht nur dem Erleben des Unbewußten hinzugeben, sondern die Aufmerksamkeit ... [ mehr ]
Der Psychoanalytiker vor den Problemen der Gesellschaft
Ziferstein beklagt den stoischen Rückzug der Psychoanalytiker auf ihre Privatpraxis inmitten einer Gesellschaft, die unter der Drohung gewaltiger innerer und äußerer politischer Explosionen steht. Er verwirft die üblicherweise zugunsten des Nicht-Engagements vorgebrachten Argumente (Wahrung der wissenschaftlichen Objektivität, Wahrung des analytischen Inkognitos, Gefahr der Ablenkung von der Konzentration auf intrapsychische Prozesse) als ... [ mehr ]
Protest und Revolution
Der Autor schlägt vor, zwischen personorientiertem, auf einzelne Mißstände bezogenem Protest und dem auf die Totalität der Lebensverhältnisse bezogenen revolutionären Verhalten zu unterscheiden und empfiehlt, das politische Verhalten von Angehörigen der Protest- und Revolutionsbewegungen daraufhin zu untersuchen, welche psychischen Instanzen (in welcher Kombination) darin zum Zuge kommen. Nur ein reflektiertes Verhältnis auch zu den ... [ mehr ]
Die Freudsche Theorie und die Struktur der faschistischen Propaganda
Zur psychosexuellen Genese der Dummheit (1929) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)
Landauer trägt, ausgehend von der Wortbedeutung von Dummheit, die auf Sinnesabblendung als deren Quelle hinweist, aus dem Erfahrungsmaterial der Psychotherapie und den Symbolgestaltungen der Literatur (Parsifal, Sancho Pansa) Baustein um Baustein zu einem widersprüchlichen Bilde des Dummen zusammen. Es ist so widersprüchlich, weil Dummheit die häufigste Neurose ist, weil verschiedenartige Wege psychologischer Entwicklung zum Resultat der Dummheit ... [ mehr ]
Die Ferien des Analytikers
Typische Patienten-Reaktionen auf die durch die Ferien des Analytikers bedingte Unterbrechung der Kur (die in der Regel als eine schwere Kränkung erlebt wird) werden beschrieben: die Unfähigkeit, die eigenen Ferien mit denen des Analytikers zu synchronisieren, depressive und Zornreaktionen, die Tendenz, die durch das Weggeschicktwerden erfahrene Kränkung weiterzugeben, Selbstbestrafungstendenzen, die auf unbewußte Rache- und Todeswünsche gegenüber ... [ mehr ]
Die Menschlichkeit des Menschen
Beres kritisiert die Tendenz zur (reduktionistischen) Interpretation menschlichen Verhaltens im Rahmen ethologischer (bzw. physikalischer) Modelle. Um die Sonderstellung des Menschen im Tierreich zu charakterisieren, bedient er sich der psychoanalytischen Anthropologie. Ausgehend von dem Verständnis der menschlichen Psyche als einem Hemmungsorgan (intrapsychischer Konflikt), das Distanz zur Unmittelbarkeit ermöglicht, diskutiert er ausführlich die Bedeutung der ... [ mehr ]