Zwischen Hypermoral, Ressentiment und verschütteten Bedürfnissen: Welche Zukunft bietet unsere Gesellschaft noch
Buchvorstellung und Diskussion mit Manfred Prisching und Roland Reichenbach
Veranstaltung zur Buchreihe Gegenwartsfragen

Die Liste gegenwärtiger Krisen und gefährlicher Zukunftsszenarien verlängert sich permanent: Der eskalierende Handelskonflikt zweier Großmächte, der unvermindert aggressive russische Angriffskrieg sowie eine unlösbar scheinende Gemengelage in Nahost prägen das Weltgeschehen auf unheilvolle Weise. Wer die Perspektive über die Tagesaktualität hinaus wagt, sieht zudem die langfristigen Herausforderungen von Klimawandel, disruptiver Digitalisierung und autoritärer Versuchung, deren Ausläufer bereits spürbar sind.

So dringlich und gewichtig jene Bedrohungen sind – die aktuelle Debattenkultur mit ihren thematischen Schwerpunktsetzungen verhält sich wenig adäquat dazu: Die überhitzte Gesellschaft diskutiert über »problematische« Äußerungen und Gendersterne, ereifert sich in Überbietungswettbewerben in Fragen »effektiver« Abschiebungen und ergötzt sich an binären Bekenntnisformen á la »Bist Du für oder gegen Israel?«. Sie inszeniert Polarisierung, wo das Gemeinsame zielführender wäre. Im Empörungsstrudel von Moralisierung und aggressiver Abwehr gerät Entscheidendes aus dem Blick: die ehrliche Selbstbetrachtung, was die Rolle vernachlässigter Grundbedürfnisse in der Gesellschaft angeht, oder das selbstkritische Analysieren eigener Denkweisen und Urteile. Welche starken inneren Bilder sind denkbar, um zukunftsorientiert kommende Spielräume und eine neue solidarische Praxis realisieren zu können?

Manfred Prisching und Roland Reichenbach stellen sich diesen umfassenden zeitdiagnostischen Fragen im Gespräch mit Simon Scharf. Sie vertiefen Krisenbefunde und skizzieren Auswege und Handlungsmöglichkeiten für eine zukunftsorientierte Gesellschaft.

Kostenfreie Online-Veranstaltung via Zoom:
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Meeting-ID: 849 5489 5019
Kenncode: 080206

Termin
11. Juni 2025, 19:00 Uhr

Die Bände des Abends

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Verlorenheit

Ressentiments und verletzte Bedürfnisse in Krisenzeiten

Das Unbehagen steigt, Krisen sind in aller Munde und immer mehr Menschen fühlen sich heute fremd und verloren: Die vormalige Normalität des Lebens ist vorbei. Wo verbindliche Werte, die Verwurzelung in einer Gemeinschaft oder elementare Sicherheitsbedürfnisse keinen Ort mehr haben, steigt erst die Irritation, dann entwickeln sich zunehmend Angst, Aggressivität und Ressentiment.

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Krise der Imagination

Zum Verlust von Urteilskraft und Gemeinsinn

Öffentliche Debatte und Bildungslandschaft sind heute beherrscht von einem verarmten Denken – sichtbar am sprachlichen Pragmatismus, einer Gegenwartsfixierung und einer erregten Meinungsdemokratie. Roland Reichenbach setzt eine Denkform dagegen, die Tiefe hat, möglichkeitsorientiert ist und erzählerisch auf starke innere Bilder zurückgreifen kann.

Neue Buchreihe: Gegenwartsfragen
Die Menge akuter gesellschaftspolitischer Themen verlangt nach Orientierungshilfen. Unsere neue Buchreihe Gegenwartsfragen setzt hier an und schärft zeitdiagnostisch den Blick für das Hier und Jetzt. Sie hinterfragt den Status quo und erweitert gesellschaftspolitische Debatten um wichtige psychosoziale Dimensionen.

Die kurzen, eingängigen und gut lesbaren Diskussionsbeiträge beziehen kritisch Position, treiben die Auseinandersetzung mit den gegenwärtig wesentlichen Fragen kontinuierlich voran und sind damit in produktiver Weise irritierend.

Weitere Bände der Reihe:

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Toxische Männlichkeitsbilder in muslimischen Milieus

Autoritäre Erziehung und traditionelle Geschlechterrollen gehören in vielen muslimischen Familien zum Alltag. Im Konflikt zwischen familiärer Loyalität und gesellschaftlichen Erwartungen stehen gerade Jungen in Gefahr, sich zu radikalisieren und traditionelle Männlichkeitsnormen massiv überzuinterpretieren. Ahmet Toprak deckt diese toxische Dimension schonungslos auf und zeigt politische wie pädagogische Auswege.

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Swipe, like, love

Intimität und Beziehung im digitalen Zeitalter

Fast jede zweite Beziehung beginnt virtuell. Tinder, OnlyFans oder Instagram sind die Orte, an denen Annäherung stattfindet, Sex angebahnt wird und Beziehungen geführt werden. Johanna L. Degen spürt der Bedeutung der verschiedenen Phänomene von Onlinedating bis Social-Media-Nutzung vor dem Hintergrund der gängigen Theorien von Intimität, Liebe, Sexualität und Beziehung nach und wendet den aktuellen Forschungsstand sowie Erkenntnisse aus der therapeutischen und paartherapeutischen Praxis auf diese Kontexte an.

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Zwischen Eskalation und Selbstkontrolle

Zur Ent/Hemmung im Digitalen

Das Internet mutiert gegenwärtig scheinbar zur Enthemmungsmaschine. Das Unkontrollierte eines enthemmten Ichs ist ohne die Kehrseite – Hemmung, Verdrängen, Ausweichen und Zensieren – aber undenkbar. Jacob Johanssen hinterfragt kritisch, kenntnisreich und am Puls gegenwärtiger Debatten eine vielfach vorgebrachte Zeitdiagnose.

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Elend und Emanzipation

Über die Politisierung des Leidens

Seit der Aufklärung gilt das mit Ungleichheit und Gewalt verbundene Leid als überwindbar. Die Befreiung aus dem Elend wird zu einem emanzipatorischen Projekt. Gleichzeitig hat die Politisierung des Leidens eine Schattenseite: Die Position des Opfers wird zunehmend instrumentalisierbar. Daniel Burghardt schärft den kritischen Blick auf Leidenserfahrungen des (spät-)modernen Menschen.

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Healthismus

Gesundheit als gesellschaftliche Obsession

Friedrich Schorb legt die Schwachstellen eines schrankenlosen Gesundheitsdenkens in der Gesellschaft offen und zeigt, auf welche Weise die obsessive Beschäftigung mit Gesundheit selbst pathologisch geworden ist. Kritisch beleuchtet er dazu die kommerziell motivierten Heilsversprechen der Pharmaindustrie ebenso wie Gesundheitsreformen, die allein die Stärkung der Eigenverantwortung propagieren.

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Die Zukunft des Alterns

Gemeinwohl und Lebensformen neu denken

Wie sieht das Altern in naher Zukunft aus? Frank Schulz-Nieswandt entwirft ein Zukunftsszenarium, das angesiedelt ist zwischen positiven, konkret-utopischen Hoffnungen des gelingenden Miteinanders und dystopischen Befürchtungen einer sich zuspitzenden Altersdiskriminierung. Als zentrale Aufgabe identifiziert er die Gestaltung einer nachhaltigen und effektiven Sozialraumentwicklung in der kommunalen Daseinsvorsorge.

 

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