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Verlag: Klett Cotta/Psychosozial-Verlag
Geheftet
Erschienen: ? ?
Bestell-Nr.: 53565
J. Chasseguet-Smirgel

Letztes Jahr in Marienbad - Zur Methodologie der psychoanalytischen Erschließung des Kunstwerks

Psyche, 1970, 24(11), 801-826

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Die psychoanalytische Deutung von Kunstwerken bedient sich gewöhnlich der biographischen Methode, ihr Interesse gilt vorwiegend dem Inhalt, ihr Verfahren läßt sich als Anwendung der klassischen Methode in einer nicht-klassischen Situation charakterisieren (es fehlen die freien Assoziationen des Künstler-Patienten). So hat M. Bonaparte die Erzählungen E. A. Poes als Verarbeitungsformen (sublimierte Nekrophilie) lebensgeschichtlicher Traumen (des Todes seiner jungen Mutter) interpretiert und sie – entsprechend der ödipalen Thematik – zu Mutter- und Vaterzyklen gruppiert. Chasseguet-Smirgel zeigt, daß die Wahl dieses Interpretationsrahmens die Deutungsmöglichkeit zentraler, im Werke Poes perennierender Symbole einschränkt. Sie schlägt vor, der Psychoanalyse einen Weg zum Verständnis der ästhetischen Form durch einstweilige Ausklammerung der lebensgeschichtlichen Daten und durch Konzentration auf das Kunstwerk selbst zu eröffnen. Als geeignetes Objekt solcher Analyse bietet sich der Film Letztes Jahr in Marienbad an, bei dem der Stil selbst zum Inhalt geworden ist. Chasseguet-Smirgel dechiffriert diese inhaltgewordene Form als eine Ästhetik des Scheiterns (bei der Herstellung von Objektbeziehungen).