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16 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juni 2005
Bestell-Nr.: 21047
Leseprobe »Freie Assoziation«
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Dieter Ohlmeier

Die Psychoanalyse in Deutschland im Spiegel ihrer Geschichte - einige Überlegungen zur Psychoanalyse in Gegenwart und Zukunft (PDF)

Freie Assoziation 2005, 8(2), 7-22

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Für einen in Nazizeit und Krieg geborenen und aufgewachsenen Psychoanalytiker ist es nicht leicht, zu einer zutreffenden Beschreibung und Beurteilung der jetzigen und zukünftigen Entwicklung seines Faches in Deutschland zu kommen. Zur psychischen Durcharbeitung und gewünschten »Bewältigung« der Nazizeit, ebenso wie des im Krieg als Kind Erlittenen, erschien es manchen jungen Medizinern und Psychologen dieser Generation als einzige Möglichkeit, eine Psychoanalyse zu machen und schließlich selbst Psychoanalytiker zu werden. Damit wird ein wesentliches Merkmal der persönlichen und professionellen Identität jüngerer deutscher Psychoanalytiker – nach der Wiederbegründung der Psychoanalyse in Deutschland seit den 50er Jahren – beschrieben. Heute sehen sich Analytiker rasch verändernden politischen und sozialen Entwicklungen gegenüber, die mit der Erfindung neuer Kommunikationsmedien einhergehen, welche die »moderne Identität« stark bestimmen. Nach Meinung des Verfassers lässt sich ein Verlust an persönlichem Selbst-Bewusstsein, einhergehend mit dem Wunsch nach schnellen, von außen kommenden (d. h. nicht in der eigenen Persönlichkeit vorbereiteten) »Reparaturen« verzeichnen. In dieser Situation würde sich die Psychoanalyse als Wissenschaft und klinische Praxis unerkennbar, ja überflüssig machen, ließe sie sich auf eine Psychotherapeutisierung zur schnellen Behebung von Symptomen ein. Gerade am Festhalten an ihrer Essenz und Substanz, der geduldigen und nicht selten langwierigen Erforschung des Unbewussten in Individuum und Gesellschaft, in ihrem »Veralten« (H. Marcuse) also, liegt ihre Zukunft.

Abstract:
For the generation of psychoanalysts who were born and grew up during National Socialism and the Hitler- War, it is not easy to develop an adequate description and assessment of the present and future of their discipline in Germany. In order to work through and thus come to terms both with Nazi politics and their own suffering as children during the war, many young medical and psychology students thought undergoing psychoanalysis and ultimately becoming a psychoanalyst was essential. As psychoanalysis was re-established in Germany in the 50’s, this history has formed a central part of their personal and professional identities. Contemporary analysts face fast changing political and social developments concomitant with the invention of new communication media that define ›modern identity‹. In the opinion of the author, a loss of personal self-awareness goes hand in hand with the desire for quick ›repairs‹, which come from the outside without a grounding in one’s own personality. Psychoanalysis both as a science and clinical practice would become unrecognisable – if not superfluous – if it advocates psychotherapeutization for the fast removal of symptoms. The future of psychoanalysis lays in the exact opposite, i. e. sticking to its essence and substance, the patient and often tedious exploration of the unconscious both on the level of the individual and society and thus in is ›becoming antiquated‹ (H. Marcuse).