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Verlag: Klett Cotta/Psychosozial-Verlag
22 Seiten, Geheftet
Erschienen: ? ?
Bestell-Nr.: 53541
K. Landauer

Zur psychosexuellen Genese der Dummheit (1929) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)

Psyche, 1970, 24(6), 463-484

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Landauer trägt, ausgehend von der Wortbedeutung von Dummheit, die auf Sinnesabblendung als deren Quelle hinweist, aus dem Erfahrungsmaterial der Psychotherapie und den Symbolgestaltungen der Literatur (Parsifal, Sancho Pansa) Baustein um Baustein zu einem widersprüchlichen Bilde des Dummen zusammen. Es ist so widersprüchlich, weil Dummheit die häufigste Neurose ist, weil verschiedenartige Wege psychologischer Entwicklung zum Resultat der Dummheit führen. Der entscheidende Mechanismus dabei scheint das Dumm-Werden, eine Form von Autonomie in Reaktion auf die Kastrationsonsangst zu sein. lm Charakterbild des Dummen finden sich entsprechend phallische Fixierung, Totalidentifikation mit dem Phallus (Hans im Glück), Autoerotik, Oralität, Muskelerotik (Sport!) und Grausamkeit. Das dumme Kind ist Wunschsbild seiner Eltern: sexuell unerfahren und entgegen aller Erfahrung – nicht an ihrer Unfehlbarkeit zweifelnd. Dummheit ist so Resultat eines Herrschaftsverhältnisses, familial wie sozial; Landauer zögert nicht, zwischen zu kurz gekommenen Kindern (denen Zeit = Liebe vorenthalten wird) und sozialen Stiefkindern, den Bauern der Feudalgesellschaft, von denen die Märchen erzählen, eine Brücke zu schlagen. Der Kerngedanke von Landauers Essay, wonach Dummheit erworbene Unfähigkeit zur Erfahrung ist, fand in der späteren Vorurteils-Theorie der Frankfurter Schule seine Entfaltung.