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12 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Oktober 2024
Bestell-Nr.: 35103
https://doi.org/10.30820/2364-1517-2024-2-139
»Psychotherapie«
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Serge K. D. Sulz

Wenn ein früherer Patient wiederkommt und eine zweite Therapie daraus wird (PDF)

Eine Frage der Qualität von Psychotherapie?

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Bei den nicht sehr anhaltenden Erfolgen der Psychotherapie müssen wir damit rechnen, dass ein Patient sich nach wenigen bis vielen Jahren wieder meldet, weil er wieder erkrankt ist und dringend um eine Psychotherapie bittet. Wir können und müssen uns dann fragen, was in unserer ersten Therapie hätte geschehen müssen, damit er gesund bleiben kann. Mangels systematischer empirischer Studien müssen wir bei diesem Thema auf Einzelfälle zurückgreifen. Hier sollen drei sehr verschiedene Kasuistiken vorgestellt werden: Ein bei der Ersttherapie 35-jähriger Patient mit einer schweren Zwangsstörung scheitert mit seinem Versuch, eine erfolgversprechende Karriere zu beginnen. Ein zu Beginn der Ersttherapie 18-jähriger Patient mit einer paranoiden Schizophrenie, der die Therapie nutzen konnte, um nicht in stationäre Behandlung gehen zu müssen. Er konnte die ganzen Jahre mit der persistierenden chronischen Symptomatik so umgehen, dass ein relativ gesundes Leben möglich war. Der dritten 60-jährigen Patientin war nach der ersten Therapie ein recht erfüllendes Leben vergönnt. Bis Schicksalsschläge zerstörende Wirkung hatten. Beim ersten Fall ist die Grunderkrankung im Hintergrund geblieben. Sie ist nur nach drei Jahrzehnten wieder ausgebrochen. Beim zweiten Fall war die Krankheit selbst überwunden, der Grundkonflikt jedoch nicht gelöst, sodass die Mutter-Sohn-Beziehung keinen Abschluss finden konnte. Beim dritten Fall führten unvorhersehbare und unabwendbare belastende Lebensereignisse dazu, dass die Psyche sich nur noch mit Symptombildung helfen konnte. Waren die Ersttherapien qualifiziert? Unbeantwortet bleiben die Fragen, ob beim ersten Fall eine längere psychodynamischen Psychotherapie in der Lage gewesen wäre, den Konflikt mit der Mutter aufzulösen und eine Versöhnung herbeizuführen. Beim zweiten Fall hätte vielleicht eine jahrelange therapeutische Begleitung den Patienten dabei unterstützen können, Halluzinationen und Wahn immer besser einzudämmen, sodass er wieder mehr Mut zu einem reicheren Beziehungsleben gewonnen hätte. Beim dritten Fall wissen wir natürlich, dass weder das Fortschreiten der immer mehr und schwerer werdenden körperlichen Krankheiten noch die zunehmende extreme Verarmung psychotherapeutisch aufgehalten werden kann. Die Kunst besteht darin, aus dem zunächst hilflosen Helfer einen therapeutisch wirksamen Unterstützer zu machen.

Abstract:
Given the lack of lasting success of psychotherapy, we have to expect that a patient will come back after a few to many years because they are ill again and urgently request psychotherapy. We can and must then ask ourselves what should have happened in our first therapy so that he could stay healthy. Due to the lack of systematic empirical studies, we have to rely on individual cases on this topic. Three very different cases will be presented here: A 35-year-old patient with severe obsessive-compulsive disorder who was 35 during the initial therapy fails in his attempt to start a promising career. An 18-year-old patient with paranoid schizophrenia who was 18 at the start of the initial therapy and was able to use the therapy to avoid having to go to inpatient treatment. He was able to deal with the persistent chronic symptoms throughout the years in such a way that a relatively healthy life was possible. The third 60-year-old patient was granted a very fulfilling life after the first therapy. Until strokes of fate had a destructive effect. In one case, the underlying disease remained in the background. It only broke out again after three decades. In the second case, the illness itself had been overcome, but the basic conflict had not been resolved, so that the mother-son relationship could not find closure. In the third case, unforeseeable and unavoidable stressful life events meant that the psyche could only help itself by developing symptoms. Were the initial therapies qualified? The questions remain unanswered as to whether, in the first case, longer psychodynamic psychotherapy would have been able to resolve the conflict with the mother and bring about reconciliation. In the second case, perhaps years of therapeutic support could have helped the patient to better curb hallucinations and delusions, so that he would have gained more courage to live a richer relationship life. In the third case, we of course know that neither the progression of the increasingly severe physical illnesses nor the increasing extreme impoverishment can be stopped with psychotherapy. The trick is to turn the initially helpless helper into a therapeutically effective supporter.
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