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15 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Dezember 2025
Bestell-Nr.: 36583
https://doi.org/10.30820/2752-2121-2025-4-67
»Trauma – Kultur – Gesellschaft«
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Charlotte M. Großkopf & Christoph Nikendei

Zwischen fossilem Verlangen und Verdrängung (PDF)

Die unterschätzte Rolle der Suchtmedizin in der Klimakrise

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Seit Beginn des fossilen Zeitalters steht der Menschheit eine beispiellose Menge an Energie zur Verfügung und Muskelkraft wurde durch Maschinen ersetzt. Globale Lieferketten und Mobilität basieren jedoch auf einer stillen Grundannahme: Energie ist allzeit verfügbar. Dieser fossile Komfort ist zur unsichtbaren Normalität geworden. Seit einigen Jahren sind jedoch die negativen Folgen des Klimawandels auch in Deutschland stärker spürbar. Trotz Klimakrise ändert sich an den Abläufen des Lebens in unserer Gesellschaft nur wenig. Die Suchtmedizin kann im Kontext von ›Planetarer Gesundheit‹ einen wichtigen Beitrag leisten, dessen sie sich bisher nicht gewahr war: Sie verfügt über ein Verständnis für Mechanismen wie Gewöhnung, Verdrängung und Veränderungsmotivation, welche nicht nur individuell, sondern auch in kollektiven Verhaltensmustern wirksam werden. Die klinische Suchtmedizin zeichnet sich dabei durch eine praktische Expertise aus: den Umgang mit der Komplexität realer Lebenssituationen, sowie die Verpflichtung nach dem Prinzip primum non nocere im Rahmen einer Therapiebeziehung. Der Abschied von fossilen Energien ist nicht nur eine technische, sondern auch eine psychologische und therapeutische Herausforderung, die ein interdisziplinäres Verständnis von Veränderung und Heilung erfordert, wie es die Suchtmedizin bietet.

Abstract:
Since the dawn of the fossil fuel era, humanity has gained access to an unprecedented amount of energy, with modern global supply chains and mobility resting on an unspoken assumption: that energy will always be available. This ›fossil comfort‹ has become an invisible norm. Although the effects of climate change have become increasingly evident in recent years, societal structures have largely remained unchanged. The knowledge gained from the field of Addiction – particularly regarding withdrawal symptoms and the development of new life structures – could be invaluable in guiding social transitions. Clinical Addiction Medicine is grounded in practical expertise: addressing complex real-life situations while adhering to the principle of ›first, do no harm‹ within therapeutic relationships. This article argues that Addiction Medicine can play a crucial role in ›Planetary Health‹ by applying its understanding of mechanisms like habituation, repression, and motivation – not just at the individual level, but within collective behavioural patterns as well.