Otto F. Kernberg

Plädoyer für eine »Drei-Personen-Psychologie«

Psyche, 1999, 53(9-10), 878-893

Im Rahmen von kritischen Anmerkungen zu einem Beitrag von H. Thomä über den zunehmenden Pluralismus in der Psychoanalyse (im gleichen Heft) wird an einem intrapsychischen Verständnis der Übertragung festgehalten, und eine Privilegierung der Subjektivität des Patienten wird abgelehnt. In diesem Zusammenhang wird die funktionale Autorität des Analytikers besonders betont und als Dritte Position beschrieben. Dabei wird der Analytiker einerseits ... [ mehr ]

Ilona Kaminer

Die intrauterine Dimension in der menschlichen Existenz und in der Psychoanalyse

Psyche, 1999, 53(2), 101-136

Obwohl die Narzissmustheorie Béla Grunbergers Möglichkeiten bietet, die bei Kohut und Kernberg offengebliebenen Fragen zu beantworten, ist sie im angelsächsischen und deutschsprachigen Raum wenig rezipiert worden. Grunbergers Hauptthesen und deren Kernaussage werden vorgestellt. Diesen Thesen zufolge sind die Manifestationen des primitiven Narzissmus auf eine pränatale Koenästhesie zurückzuführen. Pränatale Koenästhesie ... [ mehr ]

Wolfgang Hering

Neid und Psychose

Psyche, 1999, 53(8), 742-770

Es wird der Frage nachgegangen, welche Funktion und Dynamik der Neid im Rahmen psychotischer Erkrankungen hat. Um auf diese Ausgangsfrage eine Antwort zu finden, werden zunächst entwicklungspsychologische und metapsychologische Überlegungen zur Selbst-Objekt-Differenzierung angestellt. Dann wird auf Psychogenese und Psychodynamik des Neides eingegangen, und dessen Wirksamkeit wird auf vier unterschiedlichen Entwicklungsstufen (der phallischen, der analen, der ... [ mehr ]

Günter Heisterkamp

Zur Freude in der analytischen Psychotherapie

Psyche, 1999, 53(12), 1247-1265

Es wird aufmerksam gemacht auf das in der Psychoanalyse stiefmütterlich behandelte Thema der Freude. Dabei wird versucht, ihr den gebührenden Platz einzuräumen. Das Gefühl der Freude wird aufgefasst als das Komplement zur Angst: Während die Angst die Strukturierungsnöte des Seelischen darstellt, ist die Freude Ausdruck aller gelingenden Umstrukturierungen und des Neubeginns. In einer eigenen empirischen Untersuchung, in der fünf ... [ mehr ]

Sebastian Hartmann

Zur Psychodynamik des Typus melancholicus

Psyche, 1999, 53(8), 771-805

Ausgehend von der Beschreibung des Typus melancholicus durch H. Tellenbach wird die Psychodynamik der melancholischen Persönlichkeit, die zur Ausbildung einer monopolaren Depression disponiert, aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei lässt sich die im Typus melancholicus gefasste Persönlichkeitsstruktur, die noch von K. Abraham (1924) mit dem Zwangscharakter gleichgesetzt wurde, trotz vieler Gemeinsamkeiten von diesem eindeutig abgrenzen. ... [ mehr ]

Roland Gori

Der Körper als Bauchredner

Psyche, 1999, 53(5), 494-504

Der Beitrag Sándor Ferenczis zum Thema der komplexen Beziehungen zwischen Psychoanalyse und Biologie wird erörtert. Dabei wird deutlich gemacht, dass Ferenczi das Unbewusste als okkultes Phänomen betrachtet, das eine direkte Gedankenübertragung zwischen Subjekten ermöglicht. Er beschränkt seelische Wirklichkeit auf Organmanifestationen, in denen er nach der materiellen Spur traumatischer Szenen und erlebter Ereignisse sucht. Freud dagegen, ... [ mehr ]

Michael I. Good

Karl Abraham, Sigmund Freud und das Schicksal der Verführungstheorie

Psyche, 1999, 53(4), 343-372

Im Rahmen eines psychoanalysegeschichtlichen Beitrags wird die Entwicklung der Verführungstheorie unter besonderer Berücksichtigung der Arbeiten von K. Abraham erörtert. Seit S. Freuds Umschwung zur Triebtheorie war die Verführungstheorie lange Zeit mehr oder weniger vergessen. Es wird daran erinnert, dass in der Frühzeit der Psychoanalyse neben S. Ferenczi auch Abraham sich mit dem Problem der infantilen sexuellen Traumatisierung auseinandergesetzt ... [ mehr ]

Merton M. Gill, Helmut Thomä & Johann Michael Rotmann

»Sich der Natur der Interaktion bewußt werden«

Psyche, 1999, 53(9-10), 905-228

Anhand von zwei Behandlungsstunden eines Patienten mit einer chronifizierten Zwangsneurose wird die von H. Thomä und M. M. Gill vertretene Sicht des analytischen Prozesses deutlich gemacht. Im Mittelpunkt stehen dabei eine sich nicht auf die Übertragung beziehende Deutung des manifesten Inhalts und psychodynamische Aspekte des Analytiker-Patient-Verhältnisses. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Glen O. Gabbard

Gegenübertragung: Die Herausbildung einer gemeinsamen Grundlage

Psyche, 1999, 53(9-10), 972-990

Es wird ein Überblick gegeben über die Entwicklung des Begriffs der Gegenübertragung unter zwei theoretischen Perspektiven - der projektiven Identifizierung und der Gegenübertragungsinszenierung. Dabei werden deren Gemeinsamkeiten und Differenzen herausgearbeitet. Die projektive Identifizierung, ursprünglich von Melanie Klein als intrapsychische Phantasie des Patienten konzeptualisiert, wurde von den modernen Kleinianern weiter ausdifferenziert und ... [ mehr ]

Michael Feldman

Projektive Identifizierung: Die Einbeziehung des Analytikers

Psyche, 1999, 53(9-10), 991-1014

Die Bedeutung der Phantasien einer Objektbeziehung, die der Analysand in den Analytiker hineinprojiziert, werden erörtert. Es wird herausgearbeitet, dass es sich dabei nicht nur um Gedanken und Gefühle handelt, sondern auch um einen Impuls zum Handeln. Für den Patienten stellen diese Projektionen einen Versuch dar, die Diskrepanz zwischen der in der Phantasie bestehenden archaischen Objektbeziehung und dem, was er in der analytischen Situation erlebt, zu ... [ mehr ]

Michael Ermann

Mit dem Pluralismus ins Chaos?

Psyche, 1999, 53(9-10), 873-877

Im Rahmen von kritischen Anmerkungen zu einem Beitrag von H. Thomä über den zunehmenden Pluralismus in der Psychoanalyse (im gleichen Heft) wird insbesondere die Pluralität der Theorien in der Psychoanalyse diskutiert. Es wird eingegangen auf die weit verbreitete Angst vor der Vielfalt, die als ein Kennzeichen einer wissenschaftlichen Normalität aufgefasst wird. Außerdem wird die Frage gestellt, ob es so etwas wie einen common ground der ... [ mehr ]

Robert N. Emde, Lorraine Kubicek & David Oppenheim

Imaginative Realität in der Entwicklung frühkindlicher Sprache

Psyche, 1999, 53(3), 249-279

Der Stellenwert der imaginativen Realität in der Entwicklung der frühkindlichen Sprache wird aus psychoanalytischer Perspektive und unter Heranziehung von ausgewählten Befunden erörtert. Zunächst wird betont, dass die derzeit noch vorherrschenden Vorstellungen über die intrapsychische Realität durch Beobachtungen von Kleinkindern in der frühesten Phase der Sprachentwicklung revidiert werden müssen. Bereits das zweijährige ... [ mehr ]

Pawel Dybel

Unterbrochene Wege. Die Geschichte der Psychoanalyse in Polen

Psyche, 1999, 53(11), 1160-1187

Es wird der Versuch unternommen, die in historischen Katastrophen verschütteten Spuren der Psychoanalyse in Polen aufzuarbeiten. Ihre Anfänge sind mit Namen wie Hermann Nunberg, Ludwig Jekels und Helene Deutsch verbunden, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Psychoanalyse in Polen etabliert hatten. In der Zwischenkriegszeit wurde ihre Weiterentwicklung mehr oder weniger unterbrochen, und der Zweite Weltkrieg und die Ermordung der Juden vernichteten die ... [ mehr ]

Judith Dupont

Der Traumabegriff nach Ferenczi und sein Einfluß auf die spätere psychoanalytische Forschung

Psyche, 1999, 53(5), 419-431

Die Traumatheorie von Sándor Ferenczi wird besprochen. Dabei wird der Zusammenhang von Traumatisierung und Identifizierung mit dem Angreifer erörtert, wobei letzterer Mechanismus bei Ferenczi eine ganz andere Rolle spielt als etwa bei Anna Freud. Anschließend wird auf psychoanalytische Autoren (Balint, Abraham, Torok, Shengold) eingegangen, die sich ausdrücklich auf Ferenczi berufen. Bei allen steht der Traumabegriff im Zentrum. Bei Ferenczi und ... [ mehr ]

Martin Dornes

Das Verschwinden der Vergangenheit

Psyche, 1999, 53(6), 530-571

Neuere Versuche zur Abschaffung der Vergangenheit in der Entwicklungspsychologie werden aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Kontextualistische Entwicklungsmodelle, etwa das von Michael Lewis, behaupten, dass die gegenwärtigen Lebensumstände und nicht die (früh)kindlichen Erfahrungen das aktuelle Verhalten und Fühlen des Menschen bestimmen. Im Durchgang durch die einschlägige entwicklungspsychologische, neuropsychologische und ... [ mehr ]

Peter Dettmering

»Vertikale Spaltung« und »mischbildhafte Psychose«. Zu Tolstojs Roman »Anna Karenina«

Psyche, 1999, 53(7), 651-664

Tolstojs Roman Anna Karenina wird aus psychoanalytischer Perspektive interpretiert. Dabei steht die Analyse des Romans unter dem Zeichen zweier klinischer Konzepte, dem der mischbildhaften Psychose , wie sie unter anderem auch von S. Mentzos untersucht wurde, und dem von H. Kohut eingeführten und später von J. E. Gedo benutzten Konzepte der vertikalen Spaltung . Zunächst wird deren Niederschlag im Roman in Form der Aufspaltung der Romanfiguren und deren ... [ mehr ]

Carlo Bonomi

Ferenczis »geistiger Verfall«: Jones Behauptung neu bewertet

Psyche, 1999, 53(5), 408-418

Ernest Jones zufolge hatte Sándor Ferenczis geistige Entwicklung schon vor seiner tödlichen Erkrankung an perniziöser Anämie pathologische Züge angenommen. Anhand wenig bekannter Dokumente wird gezeigt, dass die von Jones vor allem im dritten Band seiner Freud-Biographie verbreitete Version von Ferenczis Geisteskrankheit schon bald nach Erscheinen eindeutig widerlegt, aber dennoch nicht korrigiert wurde. Zum Verständnis dieser irritierenden ... [ mehr ]

Thierry Bokanowski

Zwischen Freud und Ferenczi: Das »Trauma«

Psyche, 1999, 53(5), 432-440

Die Traumatheorien von S. Freud und S. Ferenczi werden erörtert. Zunächst wird die Entwicklung von S. Freuds Traumakonzeptionen skizziert, die ihre wesentliche Veränderung ab dem epistemologischem Bruch im Jahr 1920 erfahren hatten. Anhand von S. Ferenczis metaphorischer Figur des gelehrten Säuglings werden die Unterschiede in den Traumaauffassungen von Freud und Ferenczi aufgezeigt. Abschließend wird unter Zugrundelegung von Freuds Werk Der ... [ mehr ]

Werner Bohleber

Psychoanalyse, Adoleszenz und das Problem der Identität

Psyche, 1999, 53(6), 507-529

Von einigen Diagnostikern als postmodern eingestufte soziokulturelle Entwicklungen scheinen zu einer Dezentrierung des Subjekts und einer Auflösung der Einheitlichkeit von Selbst und Identität geführt zu haben. Neuere intersubjektivistische, sozialkonstruktivistische und narrativistische Ansätze in der Psychoanalyse reflektieren diese Entwicklungen. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass wesentliche Inhalte einer genuinen Psychoanalyse preisgegeben ... [ mehr ]

Psyche

53. Jahrgang Heft 1 1999

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Trin Haland-Wirth & Hans-Jürgen Wirth

Der Kosovo-Krieg im Spiegel von Gesprächen und Kinderbildern (PDF)

psychosozial 76 (1999), 117-121

Es wird informiert über Gespräche, die mit Kosovo-Flüchtlingen in Deutschland geführt wurden. Im Mittelpunkt steht dabei die Darstellung der Kriegserlebnisse. Eingegangen wird auch auf Kinderzeichnungen, in denen die betroffenen Kinder ihre traumatischen Erfahrungen zur Darstellung bringen.

Stichworte: Krieg, Emotionales Trauma, Verfolgung, Zeichnen

Keywords: War, Emotional Trauma, Persecution, Drawing
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Hans-Jürgen Wirth

Hat Slobodan Milosevic eine Borderline-Persönlichkeitsstörung? Versuch einer psychoanalytischen Interpretation (PDF)

psychosozial 76 (1999), 103-116

Aus psychoanalytischer Perspektive wird der Frage nachgegangen, ob der serbische Politiker S. Milosevic eine Persönlichkeitsstörung aufweist. Zunächst werden unter Heranziehung der vorliegenden Quellen die psychischen, psychosozialen und auch die psychopathologischen Merkmale von Milosevic mit den Mitteln der Psychoanalyse untersucht. In einem zweiten Schritt wird dann die individualpsychologische, familiendynamische und paardynamische Ebene mit ... [ mehr ]

Ellen Reinke

Triadische Position und psychoanalytisches Konfliktverständnis: Zur gegenwärtigen Vermittlung von Beziehungs- und Bindungsqualitäten zwischen den Generationen (PDF)

psychosozial 76 (1999), 91-102

Grundlegende Prozesse im Rahmen der Vermittlung von Beziehungs- und Bindungsqualitäten in intergenerationellen Beziehungen werden aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei wird nach einleitenden Anmerkungen zum Begriff des Generationenvertrags zunächst gezeigt, wie die für das traditionelle Generationenverhältnis postulierte Konfliktstruktur lebensgeschichtlich entsteht und welches die innerpsychischen wie intersubjektiven Voraussetzungen ... [ mehr ]

Jürgen Grieser

Die Vater-Sohn-Beziehung. Das Vaterbild zwischen Phantasie und Wirklichkeit (PDF)

psychosozial 76 (1999), 81-90

Im Rahmen psychoanalytischer Überlegungen zur Vater-Sohn-Beziehung werden die Entstehung und die Funktion des Vaterbildes des Sohnes erörtert. Vier Dimensionen werden dabei berücksichtigt: der Beitrag des Vaters, der Anteil des Sohnes, die Entwicklungs- und Interaktionsdynamik in der Triade Vater-Mutter-Kind und die kulturelle Bestimmung der Rolle des Vaters. Das Vaterbild wird als Bündel von Erwartungs- und Interaktionsmustern aufgefasst, die sich auf die ... [ mehr ]