Martin Dornes

Bindungstheorie und Psychoanalyse

Psyche, 1998, 52(4), 299-348

Die Bindungstheorie ist aus dem Werk des englischen Psychoanalytikers und Kinderpsychiaters John Bowlby hervorgegangen und mittlerweile zu einer einflußreichen Richtung in der Entwicklungspsychologie geworden. Trotz dieser weiten Verbreitung ist sie in psychoanalytischen Kreisen noch relativ wenig bekannt. Nach einem Überblick über den derzeitigen Stand der bindungstheoretischen Forschung werden einige Arbeiten von Psychoanalytikern vorgestellt, welche die ... [ mehr ]

Michel de M’Uzan

Der Tod gesteht nie

Psyche, 1998, 52(11), 1049-1066

Der Autor hatte sich bereits zu Fragen des Todes und Sterbens aus der Sicht der Psychoanalyse geäußert, war auch schon mit dem Fall einer tödlich erkrankten Patientin konfrontiert gewesen, als er erneut von einem mit Metastasen im Gehirnraum betroffenen jungen Kollegen ersucht wurde, ihn in Analyse zu nehmen. Es wird eine dreimonatige gemeinsame Erfahrung - bis zum Tod des Patienten. In einer ausführlichen und zugleich verdichteten Falldarstellung ... [ mehr ]

Kurt Buchinger

Warum die Psychosomatik kein Renner wird. Systemzwänge in der Medizin

Psyche, 1998, 52(6), 572-597

Trotz der aktuellen Bemühungen um eine Integration von klassischer Medizin und Psychosomatik wird das Gesundheitswesen im Wesentlichen von der klassischen Medizin getragen. Anhand eines Modells bzw. einer Metapher, der Trivial-Maschine und der Nicht-Trivial-Maschine , wird der Versuch unternommen, das Dilemma zwischen klassischer und psychosomatischer Medizin zu erläutern. Mit Hilfe dieses Modells wird die These untermauert, der zufolge nicht die ... [ mehr ]

Michael B. Buchholz

Die Metapher im psychoanalytischen Dialog

Psyche, 1998, 52(6), 545-571

Obwohl die Metapher die klinische Arbeit und Theorie der Psychoanalyse in vielfacher Weise dominiert, wird sie selbst nur selten zum Gegenstand der Analyse und bleibt ihre Rolle weitgehend unbemerkt. Unter Hinweis auf die kognitive Linguistik wird die Metapher als wichtiges Moment der psychoanalytischen Behandlungspraxis untersucht. Dabei wird unterschieden zwischen manifesten und konzeptuellen Metaphern, und es wird gezeigt, dass die psychoanalytische Deutungsarbeit als ... [ mehr ]

C. Brooks Brenneis

Gedächtnissysteme und der psychoanalytische Abruf von Trauma-Erinnerungen

Psyche, 1998, 52(9-10), 801-823

Die unzähligen Kontroversen um die Frage des Wiedererinnerns traumatischer Ereignisse, vor allem im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch, hat Forschung und Therapie in den letzten Jahren sehr beschäftigt und die Annahme eines besonderen traumatischen Gedächtnisses wahrscheinlich gemacht. Auf der Grundlage gegenwärtiger kognitiver Theorien und der Gedächtnisforschung werden zwei voneinander unabhängige Gedächtnisformen geprüft, die ... [ mehr ]

Psyche

52. Jahrgang Heft 1 1998

 [ mehr ]

Horst Gerhard

Individualisierung, Identität und psychosoziale Praxis. Beratungsarbeit mit Drogenkonsumenten unter »postmodernen« Lebensbedingungen (PDF)

psychosozial 71 (1998), 107-119

Es wird der Frage nachgegangen, warum die Entwicklung stabiler individueller Identitäten im Rahmen therapeutischer, beratender und/oder pädagogischer Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen eigentlich gefördert werden soll, wenn angesichts einer rasanten gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung flexible Anpassung an beständig sich wandelnde gesellschaftliche Vorgaben gefragt ist, wohingegen ein stabiler Charakter eher als unnötiger ... [ mehr ]

Robert Heim

Die Psychoanalyse und die Krise des animal rationale. Aktuelle Grenzflächen zwischen Psychoanalyse und Philosophie (PDF)

psychosozial 71 (1998), 89-105

Aktuelle Versuche eines Brückenschlags zwischen Psychoanalyse und Philosophie werden erörtert. Dabei wird besonders eingegangen auf J. Lacans Neuvermessung der Psychoanalyse. In der Fortschreibung seines Entwurfs einer »Rationalität der Psychoanalyse« (1993) wird das Denken Sigmund Freuds zwischen den Polen Irrationalismus und Rationalismus erörtert. Dabei wird Lacans These herangezogen, dass das Unbewusste strukturiert ist wie eine Sprache. Dies ... [ mehr ]

Barbara Duden & Silja Samerski

»Das aufgeschwatzte Risiko - genetische Beratung als Sprach-Ritual« (PDF)

psychosozial 71 (1998), 79-88

Die Informationen, die genetische Berater schwangeren Frauen geben, basieren immer auf statistischen Wahrscheinlichkeiten und können deshalb, ihrer Logik nach, für eine einzelne Schwangere nicht relevant sein. Trotzdem wird durch die Verwendung von Begriffen wie Entscheidung oder Wissen die Illusion eines bedeutsamen Gespräches hergestellt, um so die Wirklichkeitsfähigkeit von statistischen Konstrukten zu suggerieren. Anhand eines Auszuges aus einem ... [ mehr ]

Elisabeth Beck-Gernsheim

Vom Kinderwunsch zum Wunschkind (PDF)

psychosozial 71 (1998), 59-69

In der neueren Literatur zu Reproduktionsmedizin und Pränataldiagnostik finden sich immer wieder Äußerungen einschlägig tätiger Mediziner, die von einer Anspruchshaltung ihrer Patientinnen und Patienten berichten, ja sogar eine Inflation der Wünsche registrieren. Nach der gängigen Deutung sind solche Ansprüche ein Produkt des Egoismus und der Maßlosigkeit der Eltern sowie Ausdruck persönlicher Neigungen, Zwänge und ... [ mehr ]

Regine Kollek

Über Fortschritte der Reproduktionsmedizin und die Schwierigkeit, um Achtzeller zu trauern (PDF)

psychosozial 71 (1998), 49-57

Die Geschichte der Reproduktionsmedizin seit den sechziger Jahren wird resümiert, und ein Ausblick auf künftige Entwicklungen wird gegeben. Gesetzliche Rahmenbedingungen kommen dabei ebenso zur Sprache wie ethische Argumente und gesellschaftliche Interessen, die Einfluss auf die Forschungsdynamik nehmen. Abschließend wird bilanziert, dass eine weitere Vedinglichung menschlichen Lebens nur verhindert werden kann, wenn sich nicht nur Gesetze und internationale ... [ mehr ]

Theresia Degener

Die Geburt eines behinderten Kindes als Schaden? (PDF)

psychosozial 71 (1998), 37-47

 [ mehr ]

Burkhard Brosig

Compassion: Meine Erfahrung mit Chorea Huntington (PDF)

psychosozial 71 (1998), 27-35

Ausgehend von Erfahrungen, die im Forschungsprojekt »Krankheitsverarbeitung, Familiendynamik und Probleme der Familienplanung bei Huntingtonscher Chorea« gesammelt wurden sowie von einer Beschreibung der Chorea Huntington als dominant-vererbliche neuropsychiatrische Erkrankung wird die Problematik der prädiktiven genetischen Diagnostik für Betroffene, Angehörige und Partner entwickelt. Aufgrund der Vorreiterstellung der Erkrankung als erste ... [ mehr ]

Eva Schindele

Moderne Schwangerschaften zwischen Machbarkeitswahn und Auslese (PDF)

psychosozial 71 (1998), 15-25

Wirkungen der modernen pränatalen Diagnostik und ihrer konkreten Handhabung werden kritisch beleuchtet. Anhand von rechtlichen Rahmenbedingungen, Fallbeispielen und empirischen Daten wird argumentiert, dass der ursprünglich natürliche Prozess der Schwangerschaft nun den Schein der Kontrollierbarkeit erhält und dass die Frauen gedrängt werden, Risiken zu vermeiden. Dabei wird verdeckt, dass Risiken der Definition unterliegen. Außerdem stehen ... [ mehr ]

Horst-Eberhard Richter

Medizinische Ethik heute? 50 Jahre nach dem Nürnberger Ärzteprozeß (PDF)

psychosozial 71 (1998), 7-14

Die heutige medizinische Ethik wird vor dem Hintergrund des 50. Jahrestages der Nürnberger Ärzteprozesse reflektiert. Es wird daran erinnert, dass damals der Gedanke der Unterscheidung von »wertem« und »unwertem« Leben nicht der Ärzteschaft aufgedrängt wurde, sondern aus deren eigener Elite kam, dass später von Gerichten mit einem Richter und zwei Ärzten hunderttausende zur Zwangssterilisation verurteilt wurden und dass nach ... [ mehr ]

Peter Kutter

Kurzpsychotherapie nach Brustkrebs-Operation (PDF)

psychosozial 70 (1998), 121-133

Nach einleitenden Ausführungen zu Entstehung und Verlauf von Brustkrebs wird informiert über eigene Erfahrungen mit einer psychoanalytisch orientierten Kurzpsychotherapie. Die Probleme der Zusammenarbeit zwischen Klinikern und Forschern werden dabei ebenso behandelt wie diejenigen, mit den betroffenen Patientinnen überhaupt in Kontakt zu kommen. Die psychoanalytische Methode der »Zwölf Gespräche« wird kurz dargestellt. 3 aus den insgesamt ... [ mehr ]

Michael Gervink

Senile Provokation oder »gepflegte« Anarchie? (PDF)

psychosozial 70 (1998), 107-120

Die komplexen und in sich spannungsvollen Wirkungszusammenhänge des Altenpflegealltags werden aus einer psychologischen Perspektive betrachtet, die spezifische Kultivierungsprobleme des Alltags in den Blick nimmt. Dabei zeigen sich die Konfrontation mit verschiedenen Dimensionen des Verfalls, das Aufbrechen allgemein beglaubigter Idealbilder, aber auch die Turbulenzen, die aufkommen, wenn sich jenseits »guter Formen« auf einmal Zügelloses, Unzivilisiertes ... [ mehr ]

Christina Schachtner

Medizinische Diagnose im Zeichen von Metaphern (PDF)

psychosozial 70 (1998), 95-105

Es wird über eine Studie informiert, in der untersucht wurde, wie Ärzte zu ihren Diagnosen und therapeutischen Entscheidungen gelangen, aus welchen Erkenntnisquellen sie dabei schöpfen und welche Kompetenzen die Bearbeitung von Krankheit verlangt. Der methodologische Ansatz folgt den Prinzipien der »Grounded Theory«, die mit der Metaphernanalyse kombiniert wurde. Erhebungsinstrumente waren das qualitative Interview und die Visualisierung. Einbezogen ... [ mehr ]

Michael Dörr

Helden der Arbeit (PDF)

psychosozial 70 (1998), 71-94

Es wird der Frage nachgegangen, wie der traditionelle »Blue-Collar«-Arbeiter ein Selbstbewusstsein als »Mann der Arbeit« entwickeln konnte, obwohl er abhängig und fremdbestimmt arbeitete und obwohl die Kraft seiner Muskeln und das Geschick seiner Hände durch Maschinen ersetzt wurden. Eingegangen wird dabei besonders auf die Aspekte »Erfahrung des Körpers«, »Männlichkeit aus der Maschine«, »symbolische ... [ mehr ]

Rudolf Heltzel

Die Bedeutung von Feldkompetenz für Beratung und Supervision in der Psychiatrie (PDF)

psychosozial 70 (1998), 57-69

Diskutiert wird die Bedeutung von Feldkompetenz im Sinne einer professionellen Vertrautheit mit dem Arbeitsfeld der Supervisanden als Voraussetzung für qualifizierte Supervisions- und Beratungsarbeit in psychiatrischen Kliniken. Feldkompetenz wird als die Fähigkeit angesehen, die spezifische Felddynamik in psychiatrischen Institutionen wahrzunehmen, zu verarbeiten und angemessen mitzugestalten. Dies wird als unabdingbare Voraussetzung kompetenter Supervision in der ... [ mehr ]

Karsten Münch

Interne Supervision in der psychiatrischen Klinik (PDF)

psychosozial 70 (1998), 47-56

Wesentliche Aspekte der internen Supervision in psychiatrischen Kliniken werden erörtert. Zunächst wird eingegangen auf die Entwicklungen, die zu einer Implementierung von Supervision an psychiatrischen Kliniken geführt haben. Wichtige Schwerpunkte liegen auf den Einflüssen auf Supervision und ihrem Auftrag, die sich durch den Wandel des psychiatrischen Krankheitsverständnisses weg von kustodial orientierten Paradigmen hin zu einem therapeutischen ... [ mehr ]

Franz Wellendorf

Einige Gedanken zum Konzept der Institutionsanalyse (PDF)

psychosozial 70 (1998), 41-46

In essayistischer Form wird ein Überblick zur Grundausrichtung und zu Aspekten der praktischen Umsetzung des Konzeptes der Institutionsanalyse als psychoanalytischer Spielart der Supervision gegeben. Ausgangsbasis der Überlegungen sind zwei Grundüberzeugungen: (1) Das Leben und das Arbeiten der Menschen in sozialen Institutionen wird nicht nur von bewussten, sondern auch von unbewussten Intentionen, Motiven und Phantasien gesteuert. (2) Analytische Arbeit findet ... [ mehr ]

Harald Pühl

Fallen und Dreiecke im Dschungel institutioneller Supervision (PDF)

psychosozial 70 (1998), 33-39

Die »institutionelle Matrix«, die die organisationalen Rahmenbedingungen in der psychiatrischen Supervision und Organisationsberatung bestimmt, wird erörtert. Dabei werden zwei für den Verlauf des Beratungsprozesses zentrale Aspekte diskutiert, nämlich (1) die Kontraktgestaltung mit der Institution und (2) das Denken in institutionellen Dreiecken.

Stichworte: Supervision, Psychosoziale Dienste, Qualität von Diensten, ... [ mehr ]