Betty Joseph

Ein Faktor, der psychischer Veränderung entgegenwirkt: keine Resonanz

Psyche, 1993, 47(11), 997-1012

Bei bestimmten Patienten, die den Psychoanalytiker aufsuchen und die hier in Fallausschnitten vorgestellt werden, stößt dieser auf das Problem, dass seine Deutungen keine emotionalen Reaktionen hervorrufen und dass eine wirkliche bzw. nichtintellektualisierende Resonanz ausbleibt. Dieser Typus des nichtresonanten Patienten wird charakterisiert als eine Person, bei der psychotische Persönlichkeitsanteile von den gesunden Anteilen dauerhaft abgespalten sind. ... [ mehr ]

Axel Hoffer

Asymmetrie und Gegenseitigkeit in der analytischen Beziehung: Lektionen für heute aus der Beziehung zwischen Freud und Ferenczi

Psyche, 1993, 47(11), 1027-1040

Vor dem historischen Hintergrund der Kontroverse zwischen S. Freud und S. Ferenczi über die psychoanalytische Beziehung wird die Frage erörtert, wie Analytiker den Gegensatz von Asymmetrie und Gegenseitigkeit in der Analyse handhaben. Obwohl eine der psychoanalytischen Beziehung inhärente Tendenz zur Gegenseitigkeit ausgemacht wird, wird für die Aufrechterhaltung von Asymmetrie plädiert, weil die analytische Beziehung keine gewöhnliche ... [ mehr ]

Robert Heim

Vatermord und Dialektik der Aufklärung. Die »vaterlose Gesellschaft« als Modell einer psychoanalytischen Archäologie der Moderne

Psyche, 1993, 47(4), 344-377

Anknüpfend an Alexander Mitscherlichs sozialpsychologische Diagnose der vaterlosen Gesellschaft werden Überlegungen zur Dialektik der Aufklärung angestellt. Dabei wird zunächst S. Freuds Totem und Tabu , das den Ursprungsmythos der Kultur erzählt, in Erinnerung gerufen. Es wird deutlich gemacht, dass das sich stets wiederholende Misslingen von Kultur und ihr Rückfall in Mord und Barbarei mit der Dialektik aller Aufklärung und mit der ... [ mehr ]

Hendrika C. Halberstadt-Freud

Postpartale Depression und die Illusion der Symbiose

Psyche, 1993, 47(11), 1041-1062

Aus psychoanalytischer Perspektive wird die Wochenbettdepression erörtert. Nach einleitenden Anmerkungen zur multigenerationellen Verwicklung, einer spezifischen pathologischen Beziehungsform zwischen der Mutter und ihrer zur Mutter gewordenen Tochter, wird vor allem die Illusion der Symbiose angesprochen. Kerngedanke ist hierbei die Phantasie der Mutter, ihr Baby könne ihr alle jene Wünsche erfüllen, die ihr selbst als Kind von der eigenen Mutter nicht ... [ mehr ]

André Green

Die tote Mutter

Psyche, 1993, 47(3), 205-240

Die Bedeutung des Komplexes der toten Mutter wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei wird insbesondere auf die Erfahrung des Kindes mit einer äußerlich anwesenden, innerlich aber aufgrund einer Depression abwesenden Mutter eingegangen. Das Kind introjiziert diese mütterliche Imago und spaltet sie gleichzeitig ab. So kann sie weder betrauert noch begraben werden. Als Folge des Besetzungsabzugs entsteht eine Leere, die als psychische ... [ mehr ]

John E. Gedo

Psychoanalytische Interventionen: Überlegungen zur Form

Psyche, 1993, 47(2), 130-147

Im Rahmen von Überlegungen zur Form analytischer Interventionen wird anhand von vier Beispielen gezeigt, dass es in bestimmten therapeutischen Situationen sinnvoll ist, eine Interventionssprache zu finden, die auf die Mitteilungen des Analysanden wie ein Echo antwortet und gleichsam dessen innere Stimme repräsentiert. Dabei muss diese Antwort genügend bildhaft und dramatisch sein, um mit den archaischen Seiten des Patienten in Kontakt zu kommen, und sie muss ... [ mehr ]

Antonino Ferro

Zwei Autoren auf der Suche nach Personen. Die Beziehung, das Feld, die Geschichte

Psyche, 1993, 47(10), 951-972

Die Geschichte, die sich innerhalb des Zwei-Personen-Feldes der psychoanalytischen Situation entwickelt, wird üblicherweise anhand von Übertragungsphänomenen oder auch Körperphantasien zu verstehen versucht. Demgegenüber wird ein narratologischer Ansatz vorgestellt. Dabei wird gezeigt, wie innerhalb des psychoanalytischen Feldes Mikrogeschichten entstehen, in denen sich die unbewusste seelische Zusammenarbeit des Paares spiegelt. Die kreative ... [ mehr ]

R. Horacio Etchegoyen

Das Junktim von Forschen und Heilen in der Psychoanalyse

Psyche, 1993, 47(3), 241-260

Im Zusammenhang mit der Kontroverse darüber, ob die Psychoanalyse eher zu den Naturwissenschaften oder den Geisteswissenschaften zählt, wird eine szientifische Position vertreten. Dabei wird die Deutung in der analytischen Stunde als Eröffnung eines Spielraums für Hypothesen verstanden, deren Validität empirischer Überprüfung zugänglich ist. Für die Technik der Deutung heißt das, dass Deutungen nicht nur knapp und einfach ... [ mehr ]

Mario Erdheim

Psychoanalyse, Adoleszenz und Nachträglichkeit

Psyche, 1993, 47(10), 934-950

Überlegungen zur künstlerischen Avantgarde zielen darauf ab, angeblich gesicherte Bestände der Tradition in neuen Bedeutungen zu sehen. Diese Sichtweise spielt auch in der Psychoanalyse eine wichtige Rolle, denn sie untersucht die Fähigkeit des Menschen, sich nachträglich zur Vergangenheit so zu verhalten, dass neue, eigene Traditionen geschaffen werden, um die Gegenwart umstrukturieren zu können. Es wird die These vertreten, dass diese ... [ mehr ]

K. R. Eissler

Bemerkungen über falsche Interpretationen von Freuds Verführungstheorie

Psyche, 1993, 47(9), 855-865

Die Tatsache, dass S. Freud die von ihm 1896 formulierte Verführungstheorie schon kurze Zeit später wieder verwarf, hat eine Reihe von Kritikern, etwa J. M. Masson, dazu veranlasst, an Freuds wissenschaftlicher Seriosität zu zweifeln und ihm niedere persönliche Motive für diesen Schritt zu unterstellen. Demgegenüber wird gezeigt, dass Freud zwei Bedingungen angegeben hatte, die die Verführungstheorie falsifizieren würden. Als diese ... [ mehr ]

Michael Düe

Askese und Ekstase bei Freud

Psyche, 1993, 47(5), 407-424

Es wird gezeigt, dass die Verwendung der Begriffe Versagung und Wunscherfüllung im Werk von S. Freud auf ein Spannungsfeld in der psychoanalytischen Theorie verweist, das sich auch mit dem Begriffspaar Askese und Ekstase umschreiben lässt. Freuds Denken wird in drei unterschiedliche Phasen eingeteilt: (1) Phase der dämonologischen Spekulation, (2) Phase der labyrinthischen Spekulation, (3) Phase der kosmogonischen Spekulation. Es wird deutlich ... [ mehr ]

Martin Dornes

Psychoanalyse und Kleinkindforschung. Einige Grundthemen der Debatte

Psyche, 1993, 47(12), 1116-1152

Das Verhältnis von Psychoanalyse und Kleinkindforschung wird im Überblick erörtert. Zunächst wird deutlich gemacht, dass es notwendig ist, die psychoanalytische Entwicklungspsychologie auf direkte Beobachtung zu stützen und damit Anschluss an den Forschungsstand in den Nachbardisziplinen zu gewinnen. Solche Direktbeobachtung legt nämlich nahe, sowohl die Symbiose- und Borderline-Theorie der frühen Normalentwicklung als auch die Annahme von ... [ mehr ]

Deutsche Psychoanalytische Vereinigung

Erklärung der Deutschen Psychoanalytische Vereinigung zu Fremdenhaß und Gewalt in Deutschland verabschiedet in der Generalversammlung der DPV am 19. November 1992 in Wiesbaden

Psyche, 1993, 47(2), 202-203

Eine in der Generalversammlung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung am 19. November 1992 in Wiesbaden verabschiedete Erklärung zu Fremdenhass und Gewalt in Deutschland wird wiedergegeben. Dabei werden insbesondere die psychodynamischen Ursachen des Fremdenhasses angesprochen, und es wird gefordert, mit allen zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln der Gewalt entgegenzutreten. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Patrick Casement

Psychoanalyse - Verfahren oder Prozeß?

Psyche, 1993, 47(11), 1013-1026

Zwei Auffassungen von Psychoanalyse werden erörtert. Die eine sieht in ihr ein wissenschaftliches Verfahren, das korrekt angewendet werden muss. Die andere versteht sie hingegen als einen vom Patienten ausgehenden Prozess, in welchem dieser auf der unbewussten Suche nach dem ist, was er braucht. Anhand einer Fallvignette wird veranschaulicht, wie der Analytiker durch den Patienten in die Erfahrung hineingezogen wurde, nicht verstehen zu können, was dieser ihm ... [ mehr ]

Hans-Joachim Busch

Was heißt »Unbehagen in der Kultur« heute bzw. was kann es im Rahmen einer kritischen Politischen Psychologie heißen?

Psyche, 1993, 47(4), 303-324

S. Freuds kulturdiagnostische Schrift Das Unbehagen in der Kultur aus dem Jahre 1930 wird zum Ausgangspunkt für sozialpsychologische Hypothesen genommen, die das abstrakte biologistische Triebkonzept des späten Freud (Antagonismus von Eros und Thanatos) hinter sich lassen, um zur historisch-gesellschaftlichen Konkretion eines aktuellen Unbehagens in der Kultur vorzustoßen. In Anlehnung vor allem an die Arbeiten Klaus Horns und Alfred Lorenzers wird ein ... [ mehr ]

Kurt Buchinger

Zur Organisation psychoanalytischer Institutionen: Psychoanalyse geht nicht ohne, Psychoanalyse geht nicht mit. Oder doch?

Psyche, 1993, 47(1), 31-70

Probleme im Zusammenhang mit der Organisation psychoanalytischer Institutionen werden erörtert. Dabei werden zwei Fehler, denen Analytiker immer wieder verfallen, wenn sie es mit Organisationen zu tun haben, aufgezeigt: Zum einen neigen sie dazu, Psychodynamik und die Dynamik von Institutionen zu verwechseln, zum anderen dazu, eine organisierte Berufsgruppe, wie Analytiker es sind, gleichsam als Familie zu betrachten, bei der man Zuspruch und Entlastung sucht. Um ... [ mehr ]

Michael B. Buchholz

Probleme und Strategien qualitativer Psychotherapieforschung in klinischen Institutionen

Psyche, 1993, 47(2), 148-179

Zunächst wird auf die Vernachlässigung der institutionellen Kodetermination von therapeutischen Entscheidungen in der Forschung hingewiesen. Es wird betont, dass sich qualitative Forschungsansätze auch dem Thema der institutionellen Unbewusstheit widmen müssen. In Anlehnung an ethnopsychoanalytische Ansätze wird als Gegenstand qualitativer Forschung in klinischen Institutionen das Konzept der Realitätsarbeit empfohlen. An einigen Beispielen ... [ mehr ]

Burkhard Brosig & Regina Woidera

»Wir drei müssen zusammenhalten«. Psychoanalytische Überlegungen zum Erleben nach einer Herz-Lungen-Transplantation. Eine hermeneutische Textrekonstruktion

Psyche, 1993, 47(11), 1063-1079

Aus psychoanalytischer Perspektive wird das Erleben nach einer Herz-Lungen-Transplantation analysiert. Dabei wird der Fall einer 1960 geborenen Patientin mit einem angeborenen Herzfehler beschrieben, die eine kombinierte Herz-Lungen-Transplantation über sich ergehen lassen musste. Monate nach der erfolgreichen Transplantation entwickelte sie eine organmedizinsich nicht erklärbare Symptomatik mit Hustenreiz, nächtlichen Angstzuständen und ... [ mehr ]

Elisabeth Bronfen

Eine Frau verschwindet: Sophie Freud und Jenseits des Lustprinzips

Psyche, 1993, 47(6), 574-606

Vor dem Hintergrund des Strukturalismus und der Theorie J. Lacans vom Mord an der Sache wird eine Symbolisierungsebene für den verschwindenden bzw. immer schon verlorenen mütterlichen Körper entwickelt, der in Parallele zur kulturstiftenden Bedeutung des toten Vaters als Metonymie für das jenseits der Geschlechterfrage angesiedelte geschlechtslose Reale des Todes steht. In einer Interpretation des in Jenseits des Lustprinzips beschriebenen ... [ mehr ]

Karola Brede

Der Berufsstand des Analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten in der »FOGS-Studie«

Psyche, 1993, 47(1), 71-81

Die berufsständische Position der Analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten (AKJP) im Rahmen des deutschen Gesundheitssystems wird erörtert. Es wird gezeigt, dass diese Therapeuten die einzige Gruppe von Psychoanalytikern darstellen, in der sich S. Freuds Vorstellung von der Verbreitung der psychoanalytischen Methode unter Laien realisiert hat. Sie sind in das System gesundheitlicher Versorgung einbezogen. Das Praxisfeld der AKJP wird anhand einer ... [ mehr ]

Jean Bollack

Der Menschensohn. Freuds Ödipusmythos

Psyche, 1993, 47(7), 647-683

Ausgehend von der Feststellung, dass sich S. Freud bei der Formulierung seiner Psychologie des Unbewussten stets auf die Sophokleische Version des Ödipusmythos bezog, wird detailliert nachgewiesen, (1) dass sich Freuds Lesart und die des attischen Tragödiendichters fundamental unterscheiden und (2) dass Freuds Ödipus von dem des Sophokles in wichtigen Punkten abweicht. Während es Freud von den frühen Briefen an W. Fließ bis hin zu seiner ... [ mehr ]

Doris Bernstein

Weibliche genitale Ängste und Konflikte und die typischen Formen ihrer Bewältigung

Psyche, 1993, 47(6), 530-559

Neuere psychoanalytische Untersuchungen zeigen, dass das psychosoziale Geschlecht (gender) nicht erst, wie S. Freud meinte, in der phallischen Phase, sondern lange vorher festgelegt wird. Obwohl mit diesem Ansatz der Penisneid des Mädchens in den Hintergrund rückt, werden nach wie vor die genitalen Ängste des Mädchens als Kastrations -Angst beschrieben. Demgegenüber werden genitale Ängste des Mädchens in der Vordergrund gestellt, die von ... [ mehr ]

Hermann Beland

Umwälzungen gebären alte Geister neu - Das verunsicherte Europa

Psyche, 1993, 47(4), 378-396

Seit dem Fall der Berliner Mauer und dem Kollaps der sozialistischen Diktaturen sind alte Gespenster wieder aufgetaucht, die längst für tot gehalten wurden, so etwa aggressive Nationalismen, deren Existenz jahrzehntelang verleugnet wurde, sowie ein gewalttätiger Fremdenhass, der sich zu offener Mordlust steigert. Es wird die Ansicht vertreten, dass diese beunruhigenden Phänomene nur dann mit Erfolg gebannt werden können, wenn es individuell wie ... [ mehr ]

Jacob A. Arlow

Methodologie und Rekonstruktion

Psyche, 1993, 47(12), 1093-1115

Gegen die Tendenz der neueren Kleinkindforschung, durch Direktbeobachtung zur Sicherung von Modellszenen der frühen Kindheit zu kommen, die dem wirklichen Erleben auf der Spur sind, werden erhebliche methodologische Vorbehalte geltend gemacht. Anhand von Fallbeispielen wird deutlich gemacht, dass die Validität einer psychoanalytischen Rekonstruktion, die nur ein anderer Aspekt der Deutung ist, nicht davon abhängt, ob es gelingt, die tatsächlichen ... [ mehr ]