Rolf Haubl & Katharina Liebsch

Mit Ritalin leben. Zur Bedeutung der AD[H]S-Medikation für die betroffenen Kinder

Psyche, 2008, 62(7), 673-692

Es wird die These aufgestellt, dass die zunehmende Verbreitung der Diagnose einer Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-)Störung (ADHS) und die mit ihr gerechtfertigte psychopharmakologische Behandlung einen Diskurs in Gang setzt, der die gesellschaftliche Perspektive auf Körper und Psyche samt der damit verbundenen sozialen Kategorien von Gesundheit, Generation und Geschlecht verändert. Anhand breit zusammengetragener Befunde zur Bedeutung der ... [ mehr ]

Herta E. Harsch

Psychoanalytische Überlegungen zur 4000jährigen Geschichte der frühen außerfamiliären Betreuung

Psyche, 2008, 62(2), 109-117

Bei einem Rückblick auf die Geschichte der Kinderbetreuung wird deutlich, dass mütterliches Verhalten in vier Jahrtausenden einem erstaunlichen Wandel unterlag. Es werden Pendelbewegungen zwischen historischen Epochen beschrieben, in denen einmal die mütterliche, einmal die nicht-mütterliche Betreuung von Kleinstkindern dominierte, was wesentlich damit zusammenhing, ob der Mutterschaft eine hohe oder geringe gesellschaftliche Wertschätzung zuteil ... [ mehr ]

Harry T. Hardin

»Weinen, Mama, weinen!« Außerfamiliäre mütterliche Betreuung und Verlusterfahrungen

Psyche, 2008, 62(2), 136-153

Rückblickend auf 30-jährige Erfahrungen mit erwachsenen Patienten, die in der frühen Kindheit außerfamiliäre Betreuung erfahren haben, werden als mögliche Folgen eine Entfremdung zwischen Mutter und Kind und eine daraus resultierende Unfähigkeit, Intimität in einer späteren Partnerschaft zu erleben, beschrieben. Zu einer solche Entwicklung könne es kommen, wenn die Verlusterfahrungen des Kindes, die bei ... [ mehr ]

Michael Günter

»Ach Papa, du bist so peinlich...« Schamabwehr, Affektkontrolle und narzißtische Stabilität in der Adoleszenzentwicklung

Psyche, 2008, 62(9-10), 887-904

Gefühle von Beschämung und Scham spielen in der Adoleszenzentwicklung eine große Rolle. Körperliche Veränderungen und der sexuelle Triebschub eröffnen einerseits neue Entwicklungshorizonte und sind andererseits regelmäßig angst- und schambesetzt. In dieser Arbeit werden zunächst die von L. Wurmser beschriebenen Themenschwerpunkte, auf die sich Schamaffekte beziehen, in ihrer Relevanz für die Adoleszenzentwicklung ... [ mehr ]

Ilse Grubrich-Simitis

Realitätsprüfung an Stelle von Deutung. Eine Phase in der psychoanalytischen Arbeit mit Nachkommen von Holocaust-Überlebenden

Psyche, 2008, 62(11), 1091-1121

Dass bei Nachkommen von Überlebenden der Shoa häufig ein Wiederholen der Erfahrungen der ersten Generation beobachtet wurde, hängt mit der Erosion der Fähigkeit zusammen, im Trauma-Bezirk einigermaßen verlässlich zwischen äußerer und innerer Realität unterscheiden zu können. Dies wiederum ist Folge der notwendigen dissoziativen Abwehr des extremtraumatischen Geschehens in den betroffenen Familien. Anhand von klinischem ... [ mehr ]

Lutz Goetzmann

Über die Verwandtschaftsbeziehungen der negativen Theologie - Transformative Transzendenz und die Erfahrung »O« in der Mystik

Psyche, 2008, 62(12), 1230-1245

In W. R. Bions Theorie des Denkens spielt eine ursprüngliche, unbewusste und der Erkenntnis unzugängliche Erfahrung O eine zentrale Rolle. Bion wies wiederholt darauf hin, dass Mystiker über einen besonderen Zugang zu O verfügen, indem sie eine Einheit mit Gott erleben. Ein weiterer Baustein seiner Theorie lautet, dass sich der Gedanke auf die Abwesenheit eines Objekts bezieht, also dass der Gedanke ein Nicht-Ding ist. Im folgenden Artikel werden die ... [ mehr ]

Alf Gerlach

Intimität als Gegenwehr und die Tyrannei der Intimisierung. Psychoanalytische Anmerkungen am Beispiel des Films »Die Truman Show« von Peter Weir

Psyche, 2008, 62(9-10), 1068-1076

Am Beispiel des Films The Truman Show von Peter Weir wird aus kulturkritischer Perspektive versucht, psychoanalytische Überlegungen zum Umgang mit der Intimität in der aktuellen Medienszene und zur Bedeutung des Verschwindens von Scham in der inszenierten Öffentlichkeit vorzutragen. Dabei wird die Situation des Protagonisten Truman, die Sohn-Vater-Beziehung zu seinem Produzenten Christof, und seine Autonomiebewegung in Beziehung gesetzt zur ... [ mehr ]

Melitta Fischer-Kern & Marianne Springer-Kremser

Der Rattenmann: Zwangs-Neurose, Zwangs-Borderline, Zwangs-Psychose

Psyche, 2008, 62(4), 381-396

Während die Psychiatrie und Neuropathologie vor S. Freud Zwangserscheinungen als Symptome anderer Erkrankungen ansah, beschrieb Freud 1895 in Obsessions et phobies erstmals die Zwangsneurose als eigene Krankheitsentität. 1909 entwickelte er in den Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose eine umfassende Theorie dieses Krankheitsbildes. Seither wurde das Konzept der Zwangsneurose sowohl in der Psychiatrie als auch innerhalb verschiedener ... [ mehr ]

Dirk Fabricius

Die Verachtung des Täters ist Grundlage für die Zumessung der Strafe

Psyche, 2008, 62(9-10), 1039-1067

Zunächst wird behauptet und exemplarisch belegt, dass Verachtung bei der Bestimmung strafrechtlicher Sanktionen eine bedeutende Rolle spielt und dass dies gesetzwidrig ist, weil vom gesetzlichen Modell des Strafgesetzbuches abweichend, das Schuld und in zweiter Linie Gefährlichkeit als bestimmendes Moment für Strafe und, weiter gefasst, strafrechtliche Sanktionen zulässt. Daran schließen sich Überlegungen dazu an, warum dieses gesetzwidrige ... [ mehr ]

Martin Dornes

Frißt die Emanzipation ihre Kinder? Mütterliche Berufstätigkeit und kindliche Entwicklung: Eine Neubetrachtung aus aktuellem Anlaß

Psyche, 2008, 62(2), 182-201

Nach einer Synopsis aktueller tagespolitischer Debatten zur frühkindlichen, nichtelterlichen Betreuung und ihren Folgen wird ein Überblick über die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema gegeben. Die mittlerweile vorliegenden Untersuchungen konnten in den drei bisher gründlich erforschten Entwicklungsbereichen Bindungsqualität, kognitive Entwicklung und Aggressionsentwicklung keine wesentlichen oder dauerhaften Unterschiede zwischen Kindern ... [ mehr ]

Michael B. Buchholz

Worte hören, Bilder sehen - Seelische Bewegung und ihre Metaphern

Psyche, 2008, 62(6), 552-580

Anhand von drei Fallbeispielen wird die Metapherntheorie der kognitiven Linguistik um eine Theorie der interaktiven Paradoxien erweitert, und es wird zu zeigen versucht, wie Metaphern mit Paradoxien verbunden sind. Der Nutzen einer solchen Erweiterung für die psychoanalytische Praxis wird herausgestellt. Der Schritt von der poetischen zur konzeptuellen Metapher, zur mentalen Kinetik und zu den Körperschemata, wie die kognitive Linguistik vorschlägt, ... [ mehr ]

Anna Kathleen Bailey

Verlust: Ein vernachlässigtes Thema in der Forschung zur außerfamiliären Betreuung

Psyche, 2008, 62(2), 154-170

Anhand teilnehmender Beobachtung und vor dem Hintergrund der psychoanalytischen Theorie wird dem Erleben und den Anpassungsprozessen von vier Kleinstkindern nachgegangen, die im Alter zwischen fünfeinhalb und zehn Monaten in eine hochqualifizierte institutionelle Tagesbetreuung gegeben wurden. Aus der Analyse der Untersuchungsdaten ergibt sich ein mögliches Erklärungsmodell, das vier Phasen des Anpassungsprozesses der Kinder und sieben Faktoren beschreibt, ... [ mehr ]

Jan Assmann

Das Unbewußte in der Kultur: eine Antwort auf Franz Maciejewski

Psyche, 2008, 62(3), 253-265

Einer Kritik von F. Maciejewski (im gleichen Heft) an eigenen Ausführungen zur Erweiterung des Konzepts des kulturellen Gedächtnisses um den Begriff des Unbewussten am Beispiel der jüdischen Religionsgeschichte (in Psyche 2004, 58 (1) und Psyche 2006, 60 (9-10)) wird entgegnet und der im Kontext dieser Kontroverse geführte Briefwechsel wird dokumentiert. In der Replik wird insbesondere auf die sachliche Ebene von S. Freuds Abhandlungen zur Genese des ... [ mehr ]

Bernd Ahrbeck

Erregte Zeiten, unaufmerksame und hyperaktive Kinder

Psyche, 2008, 62(7), 693-713

Mögliche gesellschaftliche Ursachen von Hyperaktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen werden erörtert. Es wird die Ansicht vertreten, dass solche Störungen in einer Zeit zunehmen, in der sich die Lebensverhältnisse immer stärker beschleunigen, Zeitverknappung und Reizüberflutung weite Teile des Alltagslebens bestimmen. Den sich schnell verändernden kulturellen Rahmenbedingungen wird nachgegangen, und es wird gezeigt, dass ... [ mehr ]

PSYCHE 01/2008

62. Jahrgang Heft 1 2008

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Philipp Rubner

Das System der TZI - das 3x4-Faktorenmodell (PDF)

Themenzentrierte Interaktion 2008, 22(2), 86-95

Die Themenzentrierte Interaktion ist Modell, Methode und Haltung einer pädagogisch-therapeutischen Gruppenarbeit. Was diese drei Begriffe umfassen, wird im folgenden Beitrag konkretisiert. Die Bedingungen und Wechselwirkungen der verschiedenen Elemente der TZI werden durch eine systematische Darstellung veranschaulicht.

Abstract:
Theme-Centered Interaction is the model, method and attitude for educational – therapeutic group work. This article explores the ... [ mehr ]

Sarah Hoffmann

TZI im Diskurs - Ein Werkstattbericht (PDF)

Themenzentrierte Interaktion 2008, 22(2), 80-85

Einmal im Jahr treffen sich TZI-Lehrende und Diplomierte um in Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ansätzen, Sichtweisen und Positionen das eigene Profil und das der TZI zu schärfen. Wer bei diesen Treffen gesicherte Erkenntnisse zur TZI erwartet, wird enttäuscht sein. Die Teilnehmenden wagen vielmehr einen frischen und unvoreingenommenen Blick auf scheinbar Vertrautes und Altbekanntes und tragen so zur Klärung und Weiterentwicklung der TZI-Grundlagen ... [ mehr ]

Ruth C. Cohn

Große Gruppen - kleine Gruppen - kleine Schritte - große Schritte. Zur Demonstration der themenzentrierten interaktionellen Methode in Lindau 1971 (PDF)

Themenzentrierte Interaktion 2008, 22(2), 65-79

Ruth C. Cohn schildert Planung und Durchführung einer Großveranstaltung mit 500 Personen während der Lindauer Psychotherapiewoche 1971. Bezug nehmend auf das Gesamtthema des Kongresses formuliert sie: »Wie lerne ich, wie übermittle ich?« Dabei lässt sie die Leserschaft Anteil nehmen an ihren Überlegungen, Gedanken und Gefühlen vor, während und nach der Veranstaltung. In jener Zeit war es neu und besonders mutig, vor ... [ mehr ]

Birgit Menzel

Buchbesprechung: Vera Frey / Stephan König, Mut zur Macht. Starke Schulen brauchen starke Lehrer (PDF)

Themenzentrierte Interaktion 2008, 22(2), 62-64

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Anja von Kanitz

Ausgewählte Literatur zum Themenschwerpunkt (PDF)

Themenzentrierte Interaktion 2008, 22(2), 57-61

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Michael Hartmann

Eliten und Macht (PDF)

Themenzentrierte Interaktion 2008, 22(2), 48-56

Ein Blick auf den europäischen Teil des Globe, in dem Macht ausgeübt wird und der direkt/indirekt auch all diejenigen betrifft, die mit TZI arbeiten: Hartmann zeigt an Beispielen verschiedener europäischer Länder auf, dass die politischen und wirtschaftlichen Eliten nicht nur Getriebene der globalen Entwicklung sind, sondern durchaus auch Gestalter gesellschaftlicher Strukturen. Oft nutzen die Machtausübenden den Gestaltungsspielraum zu ihren Gunsten, ... [ mehr ]

Eberhard Aldinger

TZI und trotzdem Chef?. Ein Erfahrungsbericht über TZI in den hierarchischen Strukturen einer Verwaltung (PDF)

Themenzentrierte Interaktion 2008, 22(2), 38-47

Hierarchische Verwaltungsstrukturen und TZI scheinen sich gänzlich zu widersprechen. Hier die klare Verwaltungsstruktur mit Aufbauund Ablaufschema, die auf eine ergebnisbezogene, effektive Verwaltungsarbeit getrimmt ist. Dort das Bestreben, die Bezüge zwischen Mensch, Umwelt und Arbeitsanforderungen auszutarieren. Vom Versuch, TZI-Elemente möglichst nahtlos in eine Verwaltung einzubinden, handelt dieser Erfahrungsbericht. Voraussetzung ist die Bereitschaft der ... [ mehr ]

Daniel Ham

Ohne Macht ist nichts zu machen. Hierarchie als Bedingung für humanes Unternehmertum (PDF)

Themenzentrierte Interaktion 2008, 22(2), 30-37

Als Geschäftsführer eines Unternehmens mit der Gesamtverantwortung für Inhalte, Personal und Finanzen stehe ich in der Hierarchie ganz oben. Ich habe Macht – und ich genieße sie. Denn Macht kommt von machen. Und ich mache gerne etwas, bringe Ideen und Aufgaben voran. Dass ich aufgrund dieser Macht meinen Willen (auch gegenüber dem erklärten Willen anderer) durchsetzen kann, finde ich hilfreich, notwendig und gut. Ich finde es aber auch ... [ mehr ]

Conny Rotter

Chairpersonship statt Befehl und Gehorsam. TZI in der Fortbildung der Hessischen Polizei (PDF)

Themenzentrierte Interaktion 2008, 22(2), 20-29

Das Ziel dieses Textes ist, die wirkungsvolle Verbindung meiner Fortbildungsseminare für Polizeibeamte mit der TZI und der Transaktionsanalyse (TA) aufzuzeigen. Dabei ist es mir wichtig, anhand von Praxisbeispielen darauf einzugehen, welche spannenden Prozesse in einer streng hierarchisch gegliederten Organisation wie der Polizei möglich sind und welche Grenzen deutlich werden.

Abstract:
The aim of this text is to show the effective connection between my ... [ mehr ]