Die Zeit des Erinnerns
Die These, dass Wiederholung der Zeitlichkeitsmodus von S. Freuds Erinnerungstheorie ist, wird anhand einer Analyse vornehmlich von Freuds Text Über Deckerinnerungen belegt. Tatsächlich stellt die Deckerinnerung das Universalmodell für das Funktionieren aller Kindheitserinnerungen insofern dar, als sie Entstellungen der Verdrängung und der Wiederkehr des Verdrängten unterworfen sind. Wiederholung und Nachträglichkeit werden als die beiden ... [ mehr ]
Traumatisierte Flüchtlinge und der Prozeß der Begutachtung. Psychoanalytische Perspektiven
Traumatische Erfahrungen werden auf dem Wege der Dissoziation abgewehrt und sind deshalb häufig verbal nicht mitteilbar. Dieser Sachverhalt birgt in sich die Gefahr, dass in aufenthaltsrechtlichen Verfahren, in denen der Flüchtling seine Traumatisierung nachweisen muss, Gutachter, Richter und Mitarbeiter von Ausländerbehörden, die im Umgang mit Traumatisierten nicht geschult sind, wegen unbewusster Übertragungsprozesse das Trauma nicht erkennen. ... [ mehr ]
»Eine Teufelsneurose im siebzehnten Jahrhundert« - Sigmund Freuds Lektüre einer fernen Krankengeschichte
Freuds Analyse der Teufelsneurose des Christoph Haizmann, eines Malers aus dem 17. Jahrhundert, ist an den Fall Schreber angelehnt. Bei beiden erkennt Freud eine homoerotische Einstellung, die der Symptomatik - bei Haizmann Teufelsvisionen - zugrunde liegt. Andere Autoren vermuten bei Haizmann eher eine prägenitale, narzisstische Problematik. Demgegenüber wird das im Mittelalter und in der frühen Neuzeit verbreitete religiöse Phänomen der ... [ mehr ]
»am liebsten möchte ich mit Papa arbeiten, aber der kann mich nicht brauchen« - Mathilde Freud im Spiegel ihrer Jugendbriefe an Eugen Pachmayr (1903-1910)
In dem in Ausschnitten vorgestellten Briefwechsel der adoleszenten Mathilde Freud mit dem gleichaltrigen Eugen Pachmayr kommt die älteste Tochter Freuds, die bislang nur aus der Perspektive anderer bekannt ist, mit eigener Stimme zu Wort. Der Beitrag liefert eine weitere Facette zur Freud-Biographik sowie ein kleines Stück Kulturgeschichte der weiblichen Adoleszenz zu Beginn des 20. Jahrhunderts. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Netze und Gefäße zum Bergen von Abwesendem und Verlorenem. Gedanken zur Rolle der Sprache im Rahmen einer psychoanalytischen Theorie der Symbolbildung
Überlegungen zur Rolle der Sprache im Rahmen einer psychoanalytischen Theorie der Symbolbildung werden angestellt. Erkenntnis (das Verstehen von Welt) findet in einem fortlaufenden dialektischen Prozess der Paarung zwischen Innen und Außen, Mythos und Logos, Erfahrung und Wissen statt. Kreativität bringt in einem schöpferischen Akt ein Neues, Drittes hervor, wenn zwei Verschiedene (Geschlechter, Gedanken, Dinge und Worte) sich zusammentun und sich ... [ mehr ]
Zeitlichkeit in der Psychoanalyse: zersplitterte Zeit
Gegen die vorherrschende genetische oder entwicklungspsychologische Perspektive werden zunächst die diversen Aspekte der komplexen Theorie der Zeitlichkeit Freuds in Erinnerung gerufen, etwa psychosexuelle Entwicklung, Nachträglichkeit, Traum als indirektes Erinnern oder Zeitlosigkeit des Unbewussten. Es wird die Ansicht vertreten, dass Freuds Theorie der Zeitlichkeit immer noch brauchbar ist, dass sie aber nach unterschiedlichen psychischen Funktionsmodi und ... [ mehr ]
Die sexuelle Brust. Ein Beitrag zu einem psychoanalytischen Verständnis der weiblichen Sexualität
Aus psychoanalytischer Perspektive wird der Frage nachgegangen, warum die weibliche Brust, eine der wichtigsten erogenen Zonen der Frau, nicht als sexuelles Organ gesehen und entsprechend benannt wird - obwohl die Erregung der Brust zweifellos zum weiblichen Orgasmus einen wesentlichen Beitrag leistet. Es wird angenommen, dass die Dreifaltigkeit der körperlichen Lustquellen der Frau - die Vagina, die Klitoris, die Brust - nicht anerkannt werden darf, weil damit der ... [ mehr ]
Zu Melanie Kleins zeitgenössischer Bezugnahme auf Hitler und den Zweiten Weltkrieg in ihren Behandlungen
Allgemein wird davon ausgegangen, dass Melanie Klein in ihren Arbeiten die äußere Realität mehr oder weniger unberücksichtigt ließ. Anhand unveröffentlichter Dokumente aus den 30-er und 40-er Jahren des Melanie Klein Trusts wird diese Einschätzung als Vorurteil entlarvt: Klein betrachtete in den Jahren des Zweiten Weltkriegs nicht nur die innere Welt, sondern fokussierte auf das Wechselspiel von Innen und Außen. Wie ... [ mehr ]
Gedächtnis und therapeutische Wirkung
Zu den Traditionsbeständen der psychoanalytischen Behandlung gehört die große Bedeutung, die dem Erinnern im therapeutischen Prozess zugeschrieben wird. Wie lässt sich dieses Selbstverständnis vor dem Hintergrund neuropsychologischer Forschung rechtfertigen, die das Gedächtnis als eine Reihe unterschiedlicher Systeme begreift und zwischen Inhalten und Modi des Sich-Erinnerns unterscheidet? Es wird die Ansicht vertreten, dass eine solche ... [ mehr ]
Körperlichkeit und Sexualität in der Adoleszenz junger Frauen: Dynamiken in der Vater-Tochter-Beziehung
Dynamische Aspekte der Beziehung zwischen Vätern und adoleszenten Töchtern werden erörtert. Ausgehend von einer intersubjektiven Perspektive werden die Ergebnisse einer empirischen Studie vorgestellt, in der Interviews mit insgesamt zehn 13- bis 19-jährigen Mädchen und jungen Frauen sowie ihren Müttern und Vätern bzw. Stiefvätern psychoanalytisch-hermeneutisch interpretiert werden. Im Zentrum stehen die körperbezogenen und ... [ mehr ]
»An welchem Teater spielen Sie.« Kafkas Erzählung In der Strafkolonie
In einer ausgreifenden, persönliche und historische Daten anführenden Analyse soll der Horizont sichtbar gemacht werden, unter dem Franz Kafkas Erzählung In der Strafkolonie entstand: im Zusammenspiel und -prall von persönlicher Situation, psychischer Disposition und historischer Konstellation. Dabei wird besonders der Frage nachgegangen, wie eine Foltergeschichte auch eine Familien- und Liebesgeschichte sein kann. Kafkas Erzählung erweist sich ... [ mehr ]
Ich-Ideal und Über-Ich im Rahmen einer modifizierten Strukturtheorie
In einer Kritik der Grundkonzeption der psychoanalytischen Instanzentheorie wird demonstriert, dass S. Freud und die Strukturtheoretiker nach ihm Opfer des räumlichen Modells der Strukturtheorie geworden sind. Es wird gezeigt, wie wenig sinnvoll es ist, dem Über-Ich und Ich-Ideal eigene, vom Ich abgesonderte Funktionen zuzuschreiben. Stattdessen wird vorgeschlagen, Über-Ich und Ich-Ideal als Vorstellungsstrukturen im Ich zu definieren und alle damit ... [ mehr ]
Psychotherapie bei Schädigungen des Zentralnervensystems
Anhand von drei Fallbeispielen illustrieren die Autoren (eine Psychotherapeutin und ein Neurologe und Pädiater) ihr gemeinsames Projekt im Rahmen einer integrierten Medizin. Die Gestaltung des Informationsaustauschs ist ihnen zufolge das zentrale Problem, das bei der Behandlung von kindlichen Komapatienten oder anderen existentiellen Grenzsituationen verstanden werden muss. Die Gestaltung des Informationsaustauschs wurde formal durch die Einführung einer ... [ mehr ]
Ist zwischen Objektivität, Subjektivität und Intersubjektivität noch Platz für analytische Neutralität?
Ausgehend von der Frage, ob zwischen Objektivität, Subjektivität und Intersubjektivität noch Platz für analytische Neutralität ist, wird zunächst die Entwicklung der analytischen Technik skizziert. Dabei werden drei aufeinanderfolgende Phasen mit unterschiedlicher Akzentuierung von Objektivität, Subjektivität und Intersubjektivität hervorgehoben. Es wird gezeigt, dass diese Rekonstruktion der Komplexität und der notwendigen ... [ mehr ]
Das Unbewußte und die Psychosen. Einige Überlegungen zur psychoanalytischen Theorie der Psychosen
In einem umfassenden Überblick werden die unterschiedlichen Konzepte des Unbewussten in der Psychoanalyse und in den Neurowissenschaften dargestellt. Dabei werden drei Arten des Unbewussten unterschieden: das Unbewusste bei S. Freud, bei M. Klein und bei W. R. Bion. Beim dynamischen Unbewussten Freuds, das bei der Neurosenbildung wirksam ist, überwiegt die Verdrängung, aber auch andere Abwehrstrategien wie Verleugnung oder Verneinung spielen eine Rolle; ... [ mehr ]
Zwischen Trauma und Publikum - Zeugenschaft und Literatur am Beispiel Primo Levis
Es wird gezeigt, in welchem Maß das literarische Zeugnis, das Primo Levi von den NS-Vernichtungsstätten gegeben hat, lesbar ist als Ausdruck des Begehrens, traumatische Erfahrung mitzuteilen. Angewiesen auf Adressaten, die willens und in der Lage sind, das Zeugnis des Überlebenden aufzunehmen, stellte die deutschsprachige Erstveröffentlichung seines Auschwitz-Textes Ist das ein Mensch? (1961) eine spezifische Herausforderung für Levi dar - eine ... [ mehr ]
Über die Aneignung des Körpers in der Tanztherapie und die Scham mancher Denker (PDF)
Zusammenfassung:
Ausgehend von aktuellen Vermarktungstendenzen des Körpers und von einem kulturhistorisch einprägsamen tänzerischen Pygmäenritual wird auf kulturübergreifende Rollenzuschreibungen der Geschlechter und entsprechende Herrschaftsinteressen hingewiesen: Die Ideen und der Kontrast zwischen weiblich intuitivem Erspüren des Körpers und männlich aneignendem Umgang mit dem Körper werden kritisch herausgestellt. Zur ... [ mehr ]
Kritische Anmerkungen zum therapeutischen Handeln in Psychoanalyse und Körperpsychotherapie (PDF)
Zusammenfassung:
Jeder psychotherapeutischen Behandlung liegen unbewusste, paraund nonverbale »Aushandlungsprozesse« zwischen Patient und Therapeut zu Grunde, zusätzlich zu der bewusst ablaufenden Interaktionsgestaltung. Bestimmte Aspekte therapeutischen »Handelns« in psychoanalytischen und körperpsychotherapeutischen Therapien werden kritisch reflektiert und auf implizite Dimensionen hin untersucht. So dominieren in manchen ... [ mehr ]
Der Körper in der Psychoanalyse (PDF)
Zusammenfassung:
Ausgehend von der These, dass die Psychoanalyse vorwiegend auf die Welt der Fantasien abhebt und dabei Gefahr läuft, Affekt und Körper zu vernachlässigen, wird die Rolle des Körpers in den verschiedenen Entwicklungsphasen der Psychoanalyse untersucht: anfangs wie in der Medizin als objektiver Gegenstand, dann als subjektive seelische Repräsentanz in Strukturtheorie, bei Klein und Bion, in Objektbeziehungstheorie, im »szenischen ... [ mehr ]
Körper und Intersubjektivität (PDF)
Zusammenfassung:
Wenn Intersubjektivität, d. h. die Mitteilung erlebter Erfahrung, als leibhaftiges Wissen verankert ist, ist diese Erfahrung dann auch vor dem Spracherwerb mitteilbar? Diese Behauptung wird von der Entwicklungspsychologie gestützt, vor allem in Untersuchungen über das Nachahmungsverhalten bei Neugeborenen und über die Fähigkeit des Säuglings, zu Dritt zu interagieren. Die Autorin illustriert diese Ergebnisse anhand von ... [ mehr ]
Vorurteile - Mythen - empirische Wirklichkeiten: Neue Forschungsergebnisse zur Konzentrativen Bewegungstherapie (PDF)
Zusammenfassung:
Es werden neue Forschungsergebnisse zur Konzentrativen Bewegungstherapie (KBT) dargestellt, die sich auf das therapeutische Selbstverständnis von KBT-TherapeutInnen, die Behandlungsdauer von KBT, prognostisch relevante Patientenmerkmale und die Bedeutung von Körperarbeit und Gegenübertragung beziehen. Die referierten Ergebnisse geben Anlass, einige der verbreiteten Annahmen zur KBT kritisch zu ... [ mehr ]
Emotion und Körper - Eine Kritik der Emotionstheorie (PDF)
Zusammenfassung:
Die Theorie der Emotion hat sich zu einem eigenen Gebiet theoretischen Denkens entwickelt. Die herrschenden Emotionstheorien leiden jedoch an drei Begrenzungen. Ihre Ansichten über Emotionen enthalten ernsthafte Widersprüche, sie erkennen nicht die Funktion der subjektiven Körpererfahrung, und sie unterschätzen die Komplexität der Wahl in Hinsicht auf die Emotion. Ein breiteres Verständnis der Rolle des Körpers in der ... [ mehr ]
Beseelbare Objekte zur analytischen prozessnahen Handlungsdiagnostik und -therapie im köperpsychotherapeutischen Setting - Fallvignetten zum methodischen Vorgehen (PDF)
Zusammenfassung:
In diesem Aufsatz werden methodische Schritte des analytisch körperpsychotherapeutischen Ansatzes der Übergangs-Übertragungs-Objekte erläutert und in Fallvignetten beschrieben. Wichtig für dieses Vorgehen ist das therapeutisch geförderte Beseelen des verwendeten Materials, wodurch erst die wirksame Qualität eines Symbolisierungsmediums entsteht, um nicht nur als Werkzeug des Therapeuten gebraucht zu werden. In den ... [ mehr ]