Dr. med., Dipl.-Psych. Hans-Peter Hartmann
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Hans-Peter Hartmann ist Privatdozent an der Universität Gießen, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse (DPV, DGPT, IPA).
Hartmann studierte Psychologie an der Johannes- Gutenberg-Universität Mainz und der Justus-Liebig-Universität Gießen, an der er zusätzlich ein Studium der Humanmedizin absolvierte. Später ließ er sich am dortigen Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse zum Zusatztitel »Psychotherapie« weiterbilden. Er arbeitete als Assistenzarzt am Psychiatrischen Krankenhaus Gießen, war leitender Arzt des Bereiches Akutpsychiatrie und stellvertretender Ärztlicher Direktor des Psychiatrischen Krankenhauses Weilmünster. Seit 1997 ist Hartmann Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychiatrie des Zentrums für Soziale Psychiatrie Bergstraße in Heppenheim. 2002 wurde Hartmann an der Fakultät für Erziehungs- und Humanwissenschaften der Universität Kassel für das Fachgebiet Psychoanalytische Psychologie (Schwerpunkt: Entwicklungspsychopathologie) habilitiert. Zwei Jahre später ließ er sich an der Justus-Liebig-Universität im Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften in der Abteilung Klinische Psychologie umhabilitieren.
Von ihm liegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen sowie nationale und internationale Kongressbeiträge und Fortbildungsvorträge zu den Themenbereichen Mutter-Kind-Behandlung, Behandlung schwerer psychischer Störungen, Psychoanalytische Selbstpsychologie, Bindungstheorie, Beiträge zur psychoanalytischen Theorie vor.
Veröffentlichungen u.a.:
Kernberg, O.F./Hartmann, H.-P. (Hrsg.) (2006): Narzissmus. Grundlagen, Störungsbilder, Therapie. Stuttgart (Schattauer).
Urban, M./Hartmann, H.-P. (Hrsg.) (2005): Bindungstheorie in der Psychiatrie. Göttingen
(Vandenhoeck&Ruprecht).
(Mit-)Herausgeber der Zeitschrift »Selbstpsychologie – Europäische Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Therapie«. Frankfurt (Brandes und Apsel).
Bücher
Übertragung und Gegenübertragung
Das Konzept von Übertragung und Gegenübertragung hat sich seit Freud gewandelt. Die psychoanalytische Selbstpsychologie hat gerade dadurch, dass sie den Schwerpunkt auf das Erleben beider am therapeutischen Prozess beteiligten Personen legte, eine neue Klasse von Übertragungen, sogenannte Selbstobjektübertragungen, entdeckt. Übertragungswiderstände werden unter dem Gesichtspunkt befürchteter Retraumatisierung betrachtet. Dadurch entsteht eine weniger negative Wirkung auf das intersubjektive Beziehungsklima. Der Analytiker trägt durch die von ihm mit erzeugte Atmosphäre in der Behandlung wesentlich zu der sich entwickelnden Übertragung bei.
Empathie und therapeutischer Dialog
Die psychoanalytische Selbstpsychologie hat als eine der drei wesentlichen Richtungen innerhalb der Psychoanalyse zu einem veränderten Zugang zum Patienten geführt. Grundlage dieser Veränderungen sind im Unterschied zur Triebpsychologie und den Objektbeziehungstheorien andere anthropologische Grundannahmen. Im Mittelpunkt der Behandlung steht der Selbstzustand des Patienten, der den motivationalen Primat vor den Trieben genießt. Unter Berufung auf die Beobachtungsmethode der Empathie und Introspektion erhält die subjektive Erfahrung des Patienten einen sehr viel größeren Spielraum. Es entsteht ein anderes Übertragungsverständnis – Selbstobjektübertragungen – und eine veränderte Schwerpunktsetzung in der therapeutischen Technik.
Das Selbst im Lebenszyklus
Das Selbst zu behaupten, es aufrechtzuerhalten und ihm Ausdruck zu verleihen liegt allen Lebensphasen zugrunde. Meist geht einem Fortschritt zu einer höheren Integrationsstufe eine Krise voraus, die die bislang vorherrschenden Werte entidealisiert. Die Tendenz, konkrete Selbstobjekte zunehmend durch abstrakte und symbolische zu ersetzen, ermöglicht verlässlichere und weniger enttäuschungsanfällige Selbstobjekt-Erfahrungen.
Der therapeutische Prozess
Die psychoanalytische Selbstpsychologie bietet einen unmittelbaren Zugang zu einem praxisnahen Verständnis dessen, was sich im therapeutischen Prozess zwischen Patient und Analytiker abspielt, und zwar jenseits von theoretischen Überzeugungen, gleich welcher Schule. Nicht Freud, Klein, Bion oder Kohut sind entscheidend für Verstehen und Deuten, sondern einzig und allein der leidende Mensch.
Die Deutung im therapeutischen Prozeß
Wird eine Sequenz von Deutungen zurückverfolgt, so läßt sich der Erfolg oder Mißerfolg des therapeutischen Vorgehens evaluieren.