Elisabeth Gülich
»Volle Palette in Flammen«. Zur Orientierung an vorgeformten Strukturen beim Reden über Angst (PDF)
Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(1), 59-87
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Theoretische Grundlage ist ein Konzept von Vorgeformtheit, das in gemeinsamen Arbeiten mit Ulrich Dausendschön-Gay und Ulrich Krafft entwickelt wurde. Demzufolge wird der Rekurs auf (mehr oder weniger komplexe) vorgeformte Strukturen bei der Lösung konversationeller Formulierungsaufgaben als Orientierung an »Modellen« aufgefasst. Dazu gehören sowohl konventionalisierte Formen, etwa Redewendungen, als auch individuelle Routinen, die Sprecher angesichts rekurrenter Interaktionsaufgaben herausbilden. Wie die Orientierung an Modellen im Formulierungsprozess vor sich geht, wird exemplarisch an Daten aus einem interdisziplinären Forschungsprojekt über »Kommunikative Darstellung und klinische Repräsentation von Angst« herausgearbeitet. In Gesprächen mit ärztlichen Interviewern sind die Patienten, die - zum Teil im Zusammenhang mit einer Anfallserkrankung - an Ängsten leiden, mit der Aufgabe konfrontiert, dem Gesprächspartner subjektive Empfindungen und Wahrnehmungen zu vermitteln. In vier Fallanalysen wird gezeigt, dass sie dabei in verschiedener Weise und in unterschiedlichem Ausmaß auf vorgeformte Strukturen zurückgreifen. Setzt man diese Beobachtungen in Beziehung zu Ergebnissen früherer Untersuchungen, so werden Unterschiede zwischen Patienten mit Panikattacken und solchen mit epileptischen Angstauren deutlich. Falls weitere Forschungen dies bestätigen, könnte der Rekurs auf Vorgeformtes auch als differenzialdiagnostisches Kriterium genutzt werden.
Stichworte: Erzählungen, Angst, Angststörungen, Furcht, Panikattacke, Mündliche Kommunikation, Differenzialdiagnostik, Epilepsie
Keywords: Narratives, Anxiety, Anxiety Disorders, Fear, Panic Attack, Oral Communication, Differential Diagnosis, Epilepsy
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