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Verlag: Klett Cotta/Psychosozial-Verlag
26 Seiten, Geheftet
Erschienen: ? ?
Bestell-Nr.: 53569
A. Lorenzer

Symbol, Sprachverwirrung und Verstehen

Psyche, 1970, 24(12), 895-920

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In Rezeption neuerer sprachphilosophischer Untersuchungen (E. Cassirer, S. Langer u.a.) wird eine Revision der (Jonesschen) psychoanalytischen Theorie der Symbolbildung vorgelegt, die die Symbolisierung als eine – unbewußte Reize verarbeitende – Ichleistung faßt. Den bewußten Repräsentanzen (Symbolen) werden die verdrängt-unbewußten, exkommunizierten Repräsentanzen (Klischees) gegenübergestellt. Verdrängung wird als formale Regression des Symbolprozesses verstanden, die ein klischeebestimmtes, blindes Agieren-Reagieren (Neurose) anstelle des symbolvermittelten (und darum reflexionsfähigen) Verhaltens setzt. Symbole verwandeln sich dabei in Klischees. Die vom Verdrängungsprozeß erfaßten Symbole werden aus der (allgemein-)verständlichen Kommunikation ausgeklammert und privatsprachlich formuliert. Allgemeine und private Sprache stehen sich einander nicht ausschließend gegenüber, sondern mischen sich, so daß Bedeutungserweiterungen und -einschränkungen auftreten: Sprachverwirrung. Die Privatsprache bleibt vermöge sekundärer Bearbeitung übersponnen von Umgangssprache, was Arzt und Patient zu Fehlinterpretationen verleitet. Privatsprache erscheint stets pseudoumgangssprachlich maskiert. Das bedingt die besondere Schwierigkeit der therapeutischen Sprachkorrektur als einer semantischen Revision, deren Verfahrensweise weder dem Modell des Erklärens noch dem des Verstehens entspricht; sie wird hier als ein hermeneutisches Verfahren sui generis ausgewiesen.