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12 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Oktober 2024
Bestell-Nr.: 35105
https://doi.org/10.30820/2364-1517-2024-2-163
»Psychotherapie«
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Daniel Walz & Paul Grossman

»Polyvagal«: Die schöne Theorie und die hässlichen Fakten (PDF)

Warum die Erzählung der Polyvagal-Theorie zwar verlockend, aber wahrscheinlich falsch ist

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Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges postuliert verschiedene wissenschaftliche Disziplinen wie Anatomie, Physiologie, Psychophysiologie, Evolutionsund Entwicklungsbiologie, Sozialwissenschaften und Psychotherapie zu integrieren und menschliches Verhalten, insbesondere in und nach Stresssituationen, auf eine evolutionäre Besonderheit des Nervus vagus bei Säugetieren zurückführen zu können. Dabei werden neuroanatomische Hypothesen zum Nervus vagus mit sozialen und psychologischen Konzepten verknüpft. Vor allem unter Traumatherapeuten findet die Theorie seit Jahren zunehmende Verbreitung und wird teilweise als bahnbrechend bezeichnet, so auch in der letzten Ausgabe dieser Zeitschrift (Ackermann, 2024; Grassmann, 2024; Rahm & Meggyesy, 2024). Dabei werden v. a. die psychologischen Konzepte rezipiert. Allerdings besteht unter Experten weitgehend Konsens, dass die grundlegenden physiologischen Annahmen der Polyvagal-Theorie nicht haltbar sind und als weitgehend widerlegt gelten müssen. Darüber hinaus sind die wichtigsten psychologischen Konzepte der Polyvagal-Theorie – z. B. Bindung, Ko-Regulation, soziale Interaktion und unbewusste Wahrnehmungsprozesse – schon Jahrzehnte älter als die polyvagalen Hypothesen und benötigen für ihre Anwendung in der Psychologie oder Psychotherapie keine physiologischen Begründungen. Für diejenigen, die ein biologisches Verständnis dieser Prozesse anstreben, gibt es andere Erklärungsmodelle, die das gesamte Nervensystem einbeziehen und dem heutigen wissenschaftlichen Verständnis von »Embodiment« besser entsprechen.

Abstract:
Stephen Porges’s polyvagal theory proposes to integrate various scientific disciplines such as anatomy, physiology, psychophysiology, evolutionary and developmental biology, social sciences and psychotherapy together with special evolutionary features of the vagus nerve in mammals putatively claimed by polyvagal conjectures. This specifically involves linking neuroanatomical hypotheses about the vagus nerve with social and psychological concepts, especially regarding socioemotional behavior and conditions of extreme stress. These concepts have particularly found increasing popularity among trauma therapists, and have sometimes been described as groundbreaking, as in the last issue of this journal (Ackermann, 2024; Grassmann, 2024; Rahm & Meggyesy, 2024). However, there is a broad state-of-the-knowledge consensus among experts that the fundamental physiological hypotheses of the polyvagal theory are untenable and must be considered largely refuted. Furthermore, the major psychological constituents of polyvagal theory – attachment, co-regulation, social engagement, and interoceptive processes beyond conscious awareness – each predate polyvagal speculations by decades; there is also a depth of thought and literature readily available that does not require physiological justifications for their uses in psychology or psychotherapy. For those desiring a more biological understanding of these processes, there are other models of explanation, integrating the entire nervous system, that correspond with current understanding of body and mind.
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