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29 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juli 2023
Bestell-Nr.: 41005
https://doi.org/10.30820/9783837932713-123
Leseprobe
Lionel Bailly

Das Mütterliche Bündnis (PDF)

Das ›Gesetz der Mutter‹ und die Geschwisterreihe im sozialen Feld

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Juliet Mitchell hat den Vorschlag gemacht, das Regulierungsprinzip, das auf der Ebene des Geschwistermordes eingreift, in Anlehnung an Jacques Lacans ›Gesetz des Vaters‹ das ›Gesetz der Mutter‹ zu nennen. Dieses Gesetz bindet zwar die Mutter und das Kind an eine Vereinbarung, besitzt aber nicht alle Eigenschaften eines Gesetzes. Diese Art der formellen Vereinbarung existiert im juristischen Denken seit den antiken Hochkulturen und wird als Bund bezeichnet. Der Bund ist nicht universell, er gilt nur für die beiden Parteien, die ihn eingehen, und seine Verletzung wird nicht von einem Dritten, der den anderen vertritt, geahndet. Ich habe dieses Regulierungsprinzip das Mütterliche Bündnis genannt. Seine Macht beruht auf einem metonymischen Prozess, bei dem die Mutter sich auf die Verwandtschaft beruft, während sie das unbewusste Objekt ihres Begehrens verbirgt. Ich nenne diesen Prozess die Mütterliche Metonymie. Die Konzepte Mütterliches Bündnis und Mütterliche Metonymie sind nützliche Instrumente, um das Verstehen und die Behandlung von pathologischer Gewaltanwendung, unerträglicher Rivalität sowohl innerhalb der Familie als auch in der sozialen Gruppe, gescheiterter oder dysfunktionaler Sozialisation und die Folgen von verwerflichem oder schändlichem Verhalten zu vertiefen.

Abstract:
Juliet Mitchell suggested the need for a principle to intervene at the level of sibling murderousness and called it the law of the mother in reference to Jacques Lacan’s law of the father. While binding the mother and the child to an agreement, this principle does not possess all the properties of a Law. This type of formal agreement has existed in legal thinking since the highest antiquity and is called a covenant. The covenant is not universal, it is valid only for the two parties who commit to it and its transgression is not penalised by a third party representative of the Other. I have called this regulatory principle the Maternal Covenant. It’s power rests on a metonymic process, in which the mother invokes kinship while hiding the unconscious object of her desire. I call this process the Maternal Metonymy. The concepts of Maternal Covenant and Maternal Metonymy are useful tools for the understanding and treatment of issues such as the pathological use of violence, unbearable rivalry both within the family and in the social group, failure or dysfunctional socialisation and the consequences of indecent or shameful behaviours.