3271.jpg3271.jpg

32 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juli 2023
Bestell-Nr.: 41008
https://doi.org/10.30820/9783837932713-215
Leseprobe
Rosine Jozef Perelberg

Der Mord am toten Vater (PDF)

Die Shoah und der zeitgenössische Antisemitismus

Sofortdownload
Dies ist ein E-Book. Unsere E-Books sind mit einem personalisierten Wasserzeichen versehen,
jedoch frei von weiteren technischen Schutzmaßnahmen (»DRM«).
Erfahren Sie hier mehr zu den Datei-Formaten.

In diesem Aufsatz wird die Annahme verfolgt, dass es in der Shoah um die Konfrontation mit der Abkehr vom Gesetz des toten Vaters sowie um die Wieder-Einsetzung der Tyrannei des narzisstischen Vaters geht. In der Vernichtung der Juden Europas in der Shoah sollten die Regeln der Genealogie und Abstammung von Mutter und Vater zerstört werden, die die Gesellschaft begründen sowie die Entstehung von Personalität ermöglichen und sich im Kern der ödipalen Struktur befinden. Die Regel einer absoluten Macht – die Zerstörung jeder Art von mütterlicher Fürsorge und väterlichen Regeln – führt schließlich zur Erzeugung des Abjekts. Freud unterschied zwei verschiedene Arten von Hindernissen für eine psychoanalytische Behandlung, die Ausdrucksformen des Todestriebs sind. Die erste ist gebunden und mit dem Über-Ich verbunden; sie steht in Verbindung mit der negativen therapeutischen Reaktion, Masochismus und unbewusstem Schuldgefühl. Die andere Manifestation des Todestriebs ist ungebunden und diffus. Während die erste verstehbar ist, entzieht sich die zweite, so Freud, jedem Verstehen. Dieser Aufsatz nutzt diese Unterscheidung, um Hannah Arendts Annahme einer Banalität des Bösen zu untersuchen.

Abstract:
It is suggested in this paper that in the Shoah one is confronted with the abolition of the Law of the Dead Father and the re-establishing of the tyranny of the narcissistic father. In the extermination of the Jews of Europe in the Shoah, the aim was the destruction of the rules of genealogy and filiation to both mother and father that establish the social and give rise to personhood and are at the core of the oedipal structure. The rule of absolute power – the destruction of any sense of maternal care and paternal rules – leads ultimately to the creation of the abject. Freud distinguished between two different types of obstacles to psychoanalytic treatment that are expressions of the death drive. The first is bound and is related to the superego; it is connected to the negative therapeutic reaction, masochism, and the unconscious sense of guilt. The other manifestation of the death drive is unbound and diffuse. If the first is understandable, the second, he suggests, escapes any understanding. The paper makes use of this distinction to examine Hannah Arendt’s notion of the banality of evil.