Mario Erdheim

Das Eigene und das Fremde. Über ethnische Identität

Psyche, 1992, 46(8), 730-744

Ausgehend von S. Freuds These vom Antagonismus zwischen Familie und Kultur wird der Begriff des Ethnischen und der ethnischen Identität erörtert. Während die Familie Hort bewährter Traditionen und eingeschliffener Rituale ist, die jede Generation auf das Eigene zu fixieren trachten, verdankt sich die Kultur dem Kontakt und der Konfrontation mit dem Fremden. Zwischen beiden Extremen und den je spezifischen Gefahren, die sie bergen, vermittelt die Ethnie, ... [ mehr ]

Heinrich Deserno

Zum Arbeitsbegriff der Psychoanalyse in Theorie und Praxis

Psyche, 1992, 46(6), 534-553

Theoretische und praktische Aspekte des psychoanalytischen Arbeitsbegriffs werden erörtert. Dabei wird besonders darauf hingewiesen, welche bemerkenswerte Diskrepanz zwischen dem Arbeitsbegriff in der Praxis der Psychoanalyse, vor allem im Arbeitsbündniskonzept R. R. Greensons, und dem Arbeitsbegriff der Theorie, beispielsweise in der Traumarbeit, besteht. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Heinrich Deserno

Zum funktionalen Zusammenhang von Traum und Übertragung

Psyche, 1992, 46(10), 959-978

Der funktionale Zusammenhang von Traum und Übertragung wird aus psychoanalytischer Perspektive untersucht. Einleitend wird diskutiert, inwieweit dem Traum für die Psychoanalyse eine Sonderstellung zukommt. Dabei wird die Auffassung vertreten, dass diese Sonderstellung des Traums vor allem hinsichtlich der Übertragung ihren Ausdruck findet. Am Beispiel der Behandlung einer zu Behandlungsbeginn 19-jährigen Patientin wird dargelegt, wie die ... [ mehr ]

Stefan Breuer

Sozialpsychologische Implikationen der Narzißmustheorie

Psyche, 1992, 46(1), 1-31

Ein Überblick über die in der psychoanalytischen Diskussion auftauchenden Narzissmuskonzepte wird gegeben. Mit Hilfe von H. Kohuts Konzepten Größen-Selbst und idealisierte Elternimago werden die sozialpsychologischen Topoi autoritärer Charakter und narzisstische Persönlichkeit in einen neuen theoretischen Rahmen gestellt. O. F. Kernbergs Kritik an Kohut wird dabei auf der Basis von M. Mahlers Beobachtungen zurückgewiesen. (c) ... [ mehr ]

Karola Brede & Alfred Krovoza

Die deutsche Vereinigung unter dem Einfluß einer unerledigten psychosozialen Vorgeschichte

Psyche, 1992, 46(5), 419-446

Die schon von Freud betonte funktionelle Autonomie psychischer Dispositionen und unbewusster Identifikationen gegenüber den Sphären des Politischen und des Ökonomischen ist Ausgangspunkt einer kritischen Sozialpsychologie, die die Modalitäten und Resultate der deutschen Vereinigung zu ihrem Gegenstand macht. Unter Einbeziehung älterer historischer Erfahrungen mit den Deutschen als einer Wirtschaftsnation wird der Verdacht geäußert, dass ... [ mehr ]

Marie Bonaparte

Psychologische Ursachen des Antisemitismus

Psyche, 1992, 46(12), 1137-1151

Mit psychoanalytischem und historischem Schwerpunkt wird den Ursachen des Antisemitismus nachgegangen, wobei persönliche Erinnerungen der Autorin an S. Freud und seine Mitgliedschaft in dem Verein B nai B rith im Vordergrund stehen. Zitiert wird aus einer Rede Freuds vor der Versammlung dieses Vereins aus dem Jahr 1926. Angesprochen werden ferner (1) Aspekte der persönlichen Aversion gegen den Antisemitismus, (2) die eigene Biographie, (3) die historischen und ... [ mehr ]

Werner Bohleber

Nationalismus, Fremdenhaß und Antisemitismus. Psychoanalytische Überlegungen

Psyche, 1992, 46(8), 689-709

Aus psychoanalytischer Perspektive wird das aktuelle Wiederauftauchen von Nationalismus, Fremdenhaß und Antisemitismus in Deutschland erörtert. Einleitend wird betont, daß verbreitete soziale Krisenerscheinungen wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und fehlende Lebensperspektiven nicht ausreichen, um einen aggressiven Nationalismus und die neuerliche Fremdenfeindlichkeit in Deutschland zu verstehen. Während Fremdenhaß und Antisemitismus ... [ mehr ]

Werner Bohleber

Identität und Selbst. Die Bedeutung der neueren Entwicklungsforschung für die psychoanalytische Theorie des Selbst

Psyche, 1992, 46(4), 336-365

Es wird erörtert, welche Folgerungen sich aus den Ergebnissen der neueren Entwicklungsforschung für die Selbst- und Identitätskonzepte der psychoanalytischen Theorie ergeben. So erweist sich das entstehende Selbstgefühl als Niederschlag fein abgestimmter interaktiver Regulationen zwischen Mutter und Kind. Ebenso zeigt sich die grundlegende Bedeutung früher Spiegelungsprozesse für die Struktur des Selbst- und Identitätserlebens. Die neue ... [ mehr ]

Jessica Benjamin

Vater und Tochter: Identifizierung mit Differenz. Ein Beitrag zur Geschlechter-Heterodoxie

Psyche, 1992, 46(9), 821-846

Der Stellenwert der Identifizierung des Mädchens mit dem Vater wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Es wird dafür plädiert, den Begriff der Geschlechtsidentifizierung dergestalt zu dezentrieren, dass er sich auf die Vielfalt von Entwicklungspositionen bezieht und so die Reduktion auf den anatomischen Geschlechtsunterschied vermeidet. In dieser Sicht werden Männlichkeit und Weiblichkeit nicht als starre Pole aufgefasst, sondern ... [ mehr ]

Jacob A. Arlow

Aggression und Vorurteil: Psychoanalytische Betrachtungen zur Ritualmordbeschuldigung gegen die Juden

Psyche, 1992, 46(12), 1122-1132

Nach einem kurzen historischen Rückblick auf das Phänomen der Ritualmordbeschuldigung gegen die Juden wird Heinrich Heines Bearbeitung dieses Themas in dem Erzählfragment Der Rabbi von Bacherach erörtert. Als ein zentraler Aspekt des Antisemitismus wird Hass und Wut auf das Fremde herausgearbeitet, und eine Verbindung zu den primitiven Mechanismen der infantilen Geschwisterrivalität wird hergestellt. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Psyche

Das Ich und das Selbst 46. Jahrgang Heft 1 1992

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Dieter Beckmann

Kritik der Emergenz-Theorie - Standhalten oder Abtauchen (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 181-190

Die Emergenz-Theorie psychosomatischer Krankheiten, die eine seit der Antike geläufige Metapher der Natur als Objekt menschlicher Ausbeutungswünsche benutzt, wird kritisch erörtert. Es wird die Ansicht vertreten, dass diese Metapher modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht. Darüber hinaus wird ein Ansatz dargestellt, wie Psychosomatik theoretisch begründet werden kann.

Stichworte: Psychosomatische Medizin, Metapher, ... [ mehr ]

Peter Möhring

»Ist die psychosomatische Medizin noch immer nicht verwirklicht?« (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 174-180

Aus Anlass der Emeritierung H. E. Richters wird die Entwicklung der psychosomatischen Medizin gewürdigt. Ausgehend von Richters kritischen Stellungnahmen zur Entwicklung des Faches wird betont, dass die Verwirklichung einer subjektbezogenen und tiefenpsychologischen Psychosomatik in den letzten 25 Jahren wenig vorangekommen ist. Stattdessen ist ein zunehmender Einfluss des medizinischen Maschinenparadigmas in der Psychosomatik zu konstatieren. Dies wird auf dem Hintergrund ... [ mehr ]

Wilfried Laubach

Psychosoziale Patientenversorgung und pflegerische Tätigkeit: Theoretische Grundlagen und gegenwärtige Praxis (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 167-173

Überlegungen zu Möglichkeiten der Verbesserung der psychosozialen Patientenversorgung werden angestellt. Zunächst werden ganzheitliche und bedürfnisorientierte Pflegetheorien erörtert. Dann wird gezeigt, dass die pflegerische Praxis, die durch aktuelle Stellensituation, Anforderungen moderner Diagnostik und Therapie sowie verkürzte Liegezeiten hohe Belastungen aufweist, den in diesen Theorien gestellten Anforderungen an die Pflege nicht gerecht ... [ mehr ]

Hildegard Felder

Die Geburt - Menschlicher Beginn oder Beginn der Funktionalisierung und Technisierung des Menschen? (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 151-166

Geburt wird als psychobiologischer Vorgang und psychosoziale Situation verstanden. Ausgehend von den historischen Veränderungen des Geburtsgeschehens bis hin zur Geburt in der Klinik werden verschiedene Aspekte der Klinikgeburt beleuchtet. Dabei wird der Bemächtigung des Geburtsvorganges durch die Mediziner und die Institution Klinik besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Maßnahmen zur Geburtsvorbereitung und während der Geburt weisen auf eine Entmündigung ... [ mehr ]

Wolfgang Schwerd

Identität und Beziehungsfähigkeit: Illustriert am psychosomatischen Konsiliardienst (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 141-150

Eine sichere und ausgeprägte Identität wird als Voraussetzung für die Fähigkeit zu differenzierten und echten Beziehungen zu anderen Menschen angesehen. Nach einer Klärung der Begrifflichkeit werden die entwickelten Überlegungen auf den Bereich von Krankheit und Gesundheit übertragen und die Konsequenzen für einen psychosomatischen Behandlungsansatz herausgestellt. Abschließend wird das Gesagte anhand eines kurzen Beispiels aus dem ... [ mehr ]

Burkhard Brosig

Geboren '62 - Versuch über die allergische Generation (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 133-140

In Deutschland und anderen westlichen Ländern ist etwa seit den sechziger Jahren eine dramatische Zunahme allergischer Erkrankungen vom Soforttyp (Atopie) zu verzeichnen. Anhand der Biographie eines 1962 geborenen männlichen Patienten mit Neurodermitis und Asthma bronchiale wird die typische soziopsychodynamische Konstellation der Erkrankung herausgearbeitet. Die biographischen Daten werden mit den aktuellen Vorstellungen zur Pathophysiologie der Erkrankung ... [ mehr ]

Regina Woidera

Bulimia nervosa - Sozialpsychologische Überlegungen zum Verständnis eines Krankheitsbildes (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 126-132

Es wird die Ansicht vertreten, dass jede psychische Krankheit ein kulturelles Phänomen ist und dass sich über die dialektische Betrachtungsweise von individuellen und gesellschaftlichen Prozessen sowohl etwas über das Individuum wie über die Gesellschaft sagen lässt. Diese Hypothese wird anhand der Bulimia nervosa, die als die psychische Frauenkrankheit der heutigen Zeit angesehen wird, diskutiert. Die individuelle, familiendynamische und ... [ mehr ]

Annegret Altevogt-Brauns & Terje Neraal

Hilfe für den hilflosen Helfer. Die Übertragung der Krise einer (gespielten) Multiproblem-Familie auf Ausbildungsteilnehmer und Ausbilder eines Familien- und Sozialtherapie-Kurses

psychosozial 49-50 (1992), 118-125

Ausgehend von einer Darstellung des Gießener Ausbildungskonzepts in Paar-, Familien- und Sozialtherapie wird auf eine Krise in einem Ausbildungskurs eingegangen. Diese entstand dadurch, dass die Teilnehmer, aber auch die Ausbilder, mit eigenen Gefühlen von Unzulänglichkeit, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit bei dem Versuch, in einem Planspiel einer Multiproblem-Familie zu helfen, konfrontiert wurden. Das Verhalten der fiktiven Familie wird in Termini der ... [ mehr ]

Jürgen Matzat

Selbsthilfegruppen als psychosoziale Basistherapie (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 110-117

Es wird über die professionelle Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen als Teil eines umfassenden ambulanten Versorgungsangebotes an einer psychosomatischen Universitätsklinik informiert. Historische Entwicklung und strukturelle Einbindung dieser Tätigkeit, aus denen sich der spezifische Arbeitsschwerpunkt (psychosoziale Gesprächsselbsthilfegruppen) ergibt, werden skizziert. Einstellungen und Beratungstechniken auf seiten der professionellen ... [ mehr ]

Hans-Jürgen Wirth

Psychoanalyse als psychosoziale Therapie und als Kulturkritik (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 90-109

Ausgehend von einem Rückblick auf Gründung und Entwicklung der Zeitschrift »psychosozial« wird die Bedeutung psychosozialer und sozialtherapeutischer Konzepte in der psychosomatischen Medizin der neunziger Jahre diskutiert. Daneben wird auch auf die Perspektiven einer psychoanalytischen Kulturtheorie und Sozialpsychologie eingegangen. Fragen der interdisziplinären Zusammenarbeit und der Methodologie werden behandelt.

Stichworte: ... [ mehr ]

Monika Breuer & Wolfgang Dierking

Psychosoziale Therapie und introspektives Konzept in der kommunalen Psychiatrie (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 80-89

Mit Hilfe des von Horst-Eberhard Richter entwickelten introspektiven Konzepts wird das Interaktionsfeld im Bereich der kommunalen Psychiatrie analysiert. Hierbei geht es darum, Widerstände gegen eine Reform der psychiatrischen Versorgung sichtbar und verstehbar zu machen. Das Konzept zielt darauf ab, sozioökonomische Begebenheiten unter Sichtbarmachung ihrer emotionellen Folgeprozesse deutlich zu machen und zu vermeiden, dass unbewusste Motivationen ... [ mehr ]

Norbert Spangenberg

Tantalus und Sisyphos: Therapie am sozialen Ort der Unterschicht. Vorüberlegungen zu einer Theorie psychoanalytischer Sozialtherapie (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 60-79

Berufliche Orientierungsunsicherheit bei Sozialarbeitern wird festgestellt und ein unzureichend elaboriertes berufliches Leitbild dafür verantwortlich gemacht. Es wird aufgezeigt, dass die geschichtliche Entwicklung dieses Leitbildes die jeweiligen gesellschaftlichen Konflikte widerspiegelt. Die Psychoanalyse wird als geeignete Grundorientierung für eine neue und veränderte Professionalisierung von sozialarbeiterischem Handeln betrachtet. Die Anwendung der ... [ mehr ]

Gerd Heising & Angela Plaß

Übertragung und Gegenübertragung in der analytischen Therapie mit Unterschichtpatienten (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 55-59

Die unter der Führung von Horst-Eberhard Richter entstandene »Gießener Schule« der psychosozialen Therapie widmet sich mit Erfolg der psychoanalytischen Behandlung von Unterschichtpatienten. Ausgehend von einer Auflistung der Grunderfahrungen in den Interaktionen mit Unterschichtpatienten werden die Grenzen des Übertragungskonzeptes anhand von Fallbeispielen deutlich gemacht. Zusammenfassend wird festgestellt, dass der Analytiker bei schichtfremden ... [ mehr ]