Michael Wirsching & Helm Stierlin

»Psychosomatische Familien« - Dynamik und Therapie

Psyche, 1983, 37(7), 596-623

Auf der Basis empirischer Untersuchungen wird eine Typologie von Familien entwickelt, deren Mitglieder zu psychosomatischen Konfliktverarbeitungen neigen. Die gebundene und verschmolzene Familie, die gespaltene Familie und die sich auflösende Familie werden anhand ihrer Beziehungsmuster beschrieben. Im Hinblick auf therapeutische Implikationen werden Boszormenyi-Nagys Methode der Allparteilichkeit , Selvinis Prinzipien der positiven Konnotation und der ... [ mehr ]

Peter Widmer

Medizinischer, psychotherapeutischer und psychoanalytischer Diskurs

Psyche, 1983, 37(3), 193-203

Unter Rückgriff auf Lacans Lehre von den Diskursen (den des Meisters, den der Wissenschaft, den der Hysterie und den psychoanalytischen Diskurs) werden Medizin, Psychotherapie und Psychoanalyse voneinander abgegrenzt. Die Wahrnehmung sinnhafter Subjektivität wird als Charakteristikum des psychoanalytischen Diskurses ausgezeichnet. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Martin Wangh

Narzissmus in unserer Zeit

Psyche, 1983, 37(1), 16-40

Davon ausgehend, dass psychoanalytische Theoriebildung, die gegenwärtig ein starkes Interesse am Narzissmus spiegelt, immer in Übereinstimmung und Wechselbeziehung mit dem jeweiligen Zeitgeist steht, wird das häufigere Auftreten gesellschaftlicher narzisstischer Phänomene untersucht. Dabei wird aufgezeigt, welche Strukturwandlungen der westlichen Industriegesellschaft mit der stärkeren Verbreitung narzisstischer Verhaltensphänomene ... [ mehr ]

Siegfried Unseld

Versuch, die Welt besser zu bestehen

Psyche, 1983, 37(4), 311-321

Es wird über die Zusammenarbeit von Alexander Mitscherlich und dem Suhrkamp-Verlag, in dem alle seine wissenschaftlichen Arbeiten erschienen sind, berichtet. Biographisch orientiert stellt der Verleger den Anfang und die Geschichte dieser Kooperation dar, wobei eine Reihe persönlicher Erlebnisse erwähnt werden. Stilistische Merkmale der Arbeiten Mitscherlichs werden beschrieben. Die Fähigkeit Mitscherlichs, Formulierungen und Buchtitel zu finden, in ... [ mehr ]

Gerald Ulrich & Jörg Wiesse

Zur realwissenschaftlichen Forderung an die Psychoanalyse nach Objektivierbarkeit

Psyche, 1983, 37(5), 454-461

Im Rahmen der Kontroverse zwischen geistes- und naturwissenschaftlicher Methode sieht sich die Psychoanalyse seit jeher mit der von seiten sogenannter nomothetischer Realwissenschaften gestellten Forderung nach allgemeingültigen, objektiven Gesetzesaussagen konfrontiert. Unter Hinweis auf das dialektische Verhältnis von hermeneutisch-induktivem und logisch-deduktivem Vorgehen im Prozess des Erkenntnisgewinns wird die Einseitigkeit dieser Forderung dargelegt. ... [ mehr ]

Winfrid Trimborn

Die Zerstörung des therapeutischen Raumes

Psyche, 1983, 37(3), 204-236

Der Borderline-Patient bedarf neben dem alltäglichen, objektiven Raum und dem subjektiven Raum inneren psychischen Erlebens des therapeutischen Zwischen -Raums der Übertragung und Illusion, um Symbole und Repräsentanzen bilden zu können. Diesen psychotherapeutischen Rahmen müsste der Therapeut stabil halten, wenn dem Borderline-Patienten geholfen werden soll. Das wird jedoch durch die Überschneidung oder Kongruenz der drei Räume im ... [ mehr ]

Maria Torok

Trauerkrankheit und Phantasma des »Cadavre exquis«

Psyche, 1983, 37(6), 497-519

Ausgehend vom klinischen Phänomen der Melancholie und von einem frühen Text Sandor Ferenczis wird die Differenz zwischen dem Begriff der Introjektion und dem der Inkorporation herausgearbeitet. Während die Introjektion eines begehrten Objekts als Ausdehnung des ursprünglich autoerotischen Interesses auf die Außenwelt Ich-Wachstum ermöglicht, führt die Inkorporation des verlorenen Objekts zu einer Regression auf das Niveau ... [ mehr ]

Helmut Thomae

Von der Psychosomatischen Medizin zur Psychoanalyse - Heidelberg 1949-1967

Psyche, 1983, 37(4), 322-335

Die wissenschaftlichen Arbeiten von Alexander Mitscherlich zur psychosomatischen Medizin, zur Psychoanalyse und zu deren Verknüpfungen aus der Zeit von 1949 bis 1967 werden dargelegt und diskutiert. Zunächst wird auf Arbeiten von Viktor von Weizsäcker zu Beziehungen zwischen Psychoanalyse und Psychosomatik eingegangen, die Mitscherlich in seinem Denken ebenso beeinflusst haben wie die Schriften von S. Freud, die er ab 1941 rezipierte. Die Reichweite ... [ mehr ]

Helm Stierlin

Psychoanalyse versus Familientherapie

Psyche, 1983, 37(1), 73-75

Das Verhältnis der Psychoanalyse zur Familientherapie wird diskutiert. Insbesondere wird auf die Meinung eingegangen, die Psychoanalyse befreie das Subjekt aus einengenden familiären und gesellschaftlichen Bindungen, während die Familientherapie als Handlangerin der Gesellschaft solche Befreiung verhindere. Demgegenüber wird die These vertreten, dass die Befreiung/Individuation eines Familienmitgliedes oft nur gelingt, wenn auch die ... [ mehr ]

Fritz B. Simon

Die Evolution unbewußter Strukturen

Psyche, 1983, 37(6), 520-554

Unbewusst-affektive Strukturen werden als Bedingung der Möglichkeit jener analogen Kommunikationen, die die primäre Einigung zwischen Mutter und Kind ermöglichen, interpretiert. Der Spracherwerb führt im Rahmen eines interaktionellen Aushandlungsprozesses zur digitalen Überformung solcher analogen Kommunikationen. Je nach Schwerpunktsetzung in Althirn und Großhirnrinde (deren Informationen miteinander verrechnet werden) erscheinen ... [ mehr ]

Hartmut Schrenk & Roderich Hohage

Über visuelle Phantasien in der Analyse eines Exhibitionisten

Psyche, 1983, 37(2), 139-143

Es wird über das Auftreten visueller Phantasien sowie über deren Transformation im Verlauf der psychoanalytischen Behandlung eines 30-jährigen Exhibitionisten und Voyeuristen berichtet. Die Einzelfalldarstellung umfasst den Zeitraum von der ersten bis in etwa einhundertsten Therapiesitzung. Die behandlungstechnischen Schritte werden beschrieben, wobei versucht wird, das Auftreten und die Transformation der visuellen Phantasien aus der therapeutischen ... [ mehr ]

Joseph Sandler

Die Beziehungen zwischen psychoanalytischen Konzepten und psychoanalytischer Praxis

Psyche, 1983, 37(7), 577-595

Thema der Studie ist die Entwicklung der psychoanalytischen Theorie. Es wird die These vertreten, dass die klinische Praxis der Psychoanalytiker implizite Theorien und Konzepte generiert, die von den offiziellen und anerkannten abweichen. Als Aufgabe der psychoanalytischen Forschung wird betrachtet, jene impliziten Konzepte explizit zu machen. Weiterhin wird der Übertragungsbegriff diskutiert, und es wird nachgewiesen, dass durch Veränderungen in der ... [ mehr ]

Anne-Marie Sandler

Dialog ohne Worte

Psyche, 1983, 37(8), 701-714

Die Bedeutung der Gegenübertragung für die analytische Arbeit sowohl als Widerstandsquelle auf Seiten des Analytikers wie als Quelle der Einsicht in unbewusste Prozesse, die auf Seiten des Patienten ablaufen, wird heute weitgehend anerkannt. Anhand von Material aus einer Analyse wird demonstriert, dass nicht alle Aspekte der Interaktion zwischen Analytiker und Patient als Gegenübertragungsphänomene betrachtet werden können; vielmehr vermögen ... [ mehr ]

Wolf D. Rost

Der psychoanalytische Zugang zum Alkoholismus

Psyche, 1983, 37(5), 412-439

Für das Verständnis der Sucht eroeffent die auf M. Klein zurückgehende objektpsychologische Theorie neue Möglichkeiten, die in der Alkoholismus-Therapie bisher noch kaum genutzt worden sind. Die Sucht und bestimmte psychosomatische Leiden erscheinen als zwei mögliche, einander substituierende Ausdrucksformen einer selbstdestruktiv wirkenden Grundstörung, die auf eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung zurückgeht. Eine Therapie, die nicht ... [ mehr ]

Lutz Rosenkötter

Alexander Mitscherlich als Chef und Lehrer

Psyche, 1983, 37(4), 346-351

Aus der Perspektive eines langjährigen Mitarbeiters von Alexander Mitscherlich wird die Persönlichkeit Mitscherlichs, seine Art der Leitung wissenschaftlicher Arbeitsgruppen und seine Art der psychoanalytischen Behandlung geschildert. Die Darstellung enthält eine Reihe persönlicher Erlebnisse, die das Rollenverständnis Mitscherlichs und sein Sozialverhalten illustrieren. Anhand von Auszügen aus dem Roman Angst vorm Fliegen von Erica Jong wird ... [ mehr ]

Horst E. Richter

Die Jugend und wir Psychotherapeuten

Psyche, 1983, 37(1), 1-15

Die Frage wird diskutiert, was die Psychotherapeuten von der neuen Jugendprotestbewegung lernen können. Während allzu viele Angehörige der in Berufsrollen eingezwängten älteren Generation sich absolut ohnmächtig fühlen und eben darum von Kriegsrisiko und Umweltgefährdung nichts wissen wollen, bringen die alternativ gestimmten Teile der Jugend das von den Älteren verdrängte reale Problem der Gesellschaft zum Ausdruck. Die ... [ mehr ]

Manfred Pohlen & Lothar Wittmann

Die Modernisierung der Verhaltenstherapie

Psyche, 1983, 37(11), 961-987

Die Entwicklung der Psychoanalyse zur Ichpsychologie und die Entwicklung der Verhaltenstherapie zur kognitiven Therapie werden auf metatheoretischer Ebene kritisch erörtert. Zur Analyse grundlegender wissenschaftstheoretischer Positionen im Rahmen der beiden genannten Entwicklungen wurde die therapietheoretische Literatur analysiert. Ein wesentliches Ergebnis dieser Literaturanalyse ist die These, dass diese beiden Entwicklungen im Rahmen eines konformistischen ... [ mehr ]

Reinhard Plassmann

Die Wolfsphobie im Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein

Psyche, 1983, 37(9), 841-846

Das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein in der Fassung der Gebrüder Grimm wird als Darstellung der Entstehung und Auflösung einer neurotischen (Wolfs-)Angst gedeutet. Es lässt sich der gleiche mehrteilige Abwehrvorgang herausarbeiten, der klinisch von angstneurotisch-phobischen Zuständen vertraut ist. Dieser Abwehrvorgang dient hier wie dort dem Schutz und der Wiederherstellung einer Mutter-Kind-Beziehung. (c) Psychosozial-Verlag 2009 ... [ mehr ]

Horst Petri

Atomare Bedrohung und Psychoanalyse

Psyche, 1983, 37(6), 555-567

Entgegen der Auffassung des späten Freud, der von einem primären (biologisch bedingten) Destruktionstrieb beim Menschen ausgeht, werden als Ursache organisierter gesellschaftlicher Friedlosigkeit soziale Systemzwänge, Ideologien und Erziehungseinflüsse angenommen. In der Relativierung der Hypothese eines angeborenen Destruktionstriebs wird versucht, einer kulturtheoretisch und politisch aufgeklärten Psychoanalyse Wege zu zeigen, wie diese mit ihren ... [ mehr ]

Paul Parin

Die Angst der mächtigen vor öffentlicher Trauer

Psyche, 1983, 37(1), 55-72

Ausgehend von der Analyse eigener Erlebnisse (Träume, Assoziationen) im Zusammenhang mit der Zürcher Jugendbewegung wird versucht, eine Erklärung zu finden für die brutale staatliche Unterdrückung öffentlicher Trauer, sofern die beweinten Toten Opfer institutioneller oder staatlicher Gewalt geworden sind. Es wird die These entwickelt, dass der gemeinsamen Trauer in jeder solidarischen Gruppe der gleiche psychologische Vorgang zugrunde liegt: ... [ mehr ]