Paul Parin

Psychoanalyse als Gesellschaftskritik im Werk von Alexander Mitscherlich

Psyche, 1983, 37(4), 364-373

Die Arbeiten von Alexander Mitscherlich zur psychoanalytisch fundierten Gesellschaftskritik werden dargestellt und gewürdigt. Es wird hervorgehoben, dass er sich dabei in der Tradition früher Arbeiten von S. Freud befindet. Die gesellschaftlichen Erscheinungen, die Mitscherlich analysierte, werden exemplarisch aufgeführt (Bevölkerungsexplosion, Propaganda- und Informationstechniken, Institutionalisierung, psychosoziale Verelendung und Entfremdung). ... [ mehr ]

Bernd Nitzschke

Zur Herkunft des »Es«: Freud, Groddeck, Nietzsche - Schopenhauer und E. von Hartmann

Psyche, 1983, 37(9), 769-804

Auf der Suche nach der Herkunft des Terminus ES , von dem Freud annahm, Groddeck habe ihn bei Nietzsche entlehnt, wird auf die große Bedeutung Schopenhauers als Vorläufer Freuds und auf Eduard von Hartmann (sowie auf Lichtenberg und Feuerbach) hingewiesen. Der Verweis Freuds auf Nietzsche wird als Fehlzuschreibung (auf der Basis einer Kryptomnesie) gedeutet, die sich in der Sekundärliteratur fortschleppt. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Hans Müller-Braunschweig

Fünfzig Jahre danach

Psyche, 1983, 37(12), 1140-1145

Der Sohn des Psychoanalytikers Carl Müller-Braunschweig nimmt Stellung zu den Vorwürfen, die gegenüber seinem Vater in den Arbeiten von Lohmann und Rosenkötter sowie Brainin und Kaminer (beide in Psyche 1982, 36 (11)) geäußert werden. Einzelne Aussagen von Carl Müller-Braunschweig zur Anwendung der Psychoanalyse im nationalsozialistischen Deutschland verdienten zwar das Attribut opportunistisch, davon aber auf eine opportunistische ... [ mehr ]

Carl Müller-Braunschweig

Psychoanalyse und Weltanschauung

Psyche, 1983, 37(12), 1136-1139

In diesem Wiederabdruck einer Arbeit aus dem Jahre 1933 wird ein kurzer Überblick zur Neurosentheorie und zur psychoanalytischen Behandlung gegeben, in dem den Vorwürfen, die Psychoanalyse sei einseitig auf die Sexualität des Menschen und auf das Materialistische orientiert, begegnet wird. Die Psychoanalyse wird so weitgehend in Konsistenz zum nationalsozialistischen Menschenbild gebracht: Sie sei bemüht, unfähige Weichlinge zu lebenstüchtigen ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen

Antisemitismus - eine Männerkrankheit?

Psyche, 1983, 37(1), 41-54

Die gesellschaftliche Vorurteilskrankheit Antisemitismus wurde bisher psychogenetisch ausschließlich aus der psychosexuellen Entwicklung des Mannes hergeleitet. Zwischen weiblicher Sozialisation (in der die Angst vor Liebesverlust die Kastrationsangst vertritt) und Antisemitismus besteht kein direktes Korrespondenzverhältnis, vielmehr kommt der Antisemitismus bei Frauen nur über ihre Anpassung an Ideologien der Männerwelt zustande. (c) ... [ mehr ]

Alexander Mitscherlich

Zur Dynamik des Wechsels von Depression und organischem Symptom

Psyche, 1983, 37(10), 905-920

Die Dynamik des Wechsels von Depression und organischem Symptom wird erörtert. Dabei wird die Geschichte der analytischen Behandlung einer 34-jährigen Patientin, die vom Autor zu Beginn der fünfziger Jahre durchgeführt wurde, vorgestellt und diskutiert. Theoretisch an Melanie Klein, Franz Alexander und Felix Deutsch orientiert, wird in dieser Analyse das Alternieren depressiver Zustände und konversionshysterischer Symptome lebensgeschichtlich als ... [ mehr ]

Alexander Mitscherlich

Aus der Analyse eines Gummi-Fetischisten

Psyche, 1983, 37(10), 867-904

Eine bisher noch unveröffentlichte Fallgeschichte aus dem Nachlass von Alexander Mitscherlich wird vorgestellt. Es handelt sich um die ausführlich beschriebene Psychoanalyse eines Gummi-Fetischisten, die Mitscherlich von 1948 bis 1952 durchführte. Die Niederschrift der Fallgeschichte in der vorliegenden Form ist vermutlich 1955 entstanden. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Wolfram Lüders

Psychoanalyse versus Familientherapie

Psyche, 1983, 37(5), 462-469

In einer kritischen Glosse wird die Arbeit von Pohlen und Plänkers Famililentherapie. Von der Psychoanalyse zur psychosozialen Aktion (Psyche 1982, 36 (5)) angegriffen. Den Autoren wird mangelnde Differenzierung zwischen psychoanalytischer Familientherapie und systemischer Psychotherapie zur Last gelegt. Der Vorwurf, die systemische Familientherapie entferne sich von den analytischen Grundsätzen, sei deshalb unzutreffend, weil die Systemtheoretiker niemals ... [ mehr ]

Alfred Lorenzer

Sprache, Lebenspraxis und szenisches Verstehen in der psychoanalytischen Therapie

Psyche, 1983, 37(2), 97-115

Vom Grundproblem der Psychoanalyse ausgehend, die mit Sprachmitteln das Nichtsprachliche (Unbewusste) zu erkunden sucht, wird das szenische Verstehen als zentrale psychoanalytische Technik erläutert. Freud sagt vom Verdraengt-Unbewussten, es komme durch Trennung der Sach- von den Wortvorstellungen zustande. Diese Terminologie wird durch das Heranziehen weiterer Freud-Texte interpretiert. Die Sach -Vorstellungen sind Erinnerungsspuren (noch) sprachloser ... [ mehr ]

Hans-Martin Lohmann & Lutz Rosenkötter

Psychoanalyse in Hitlerdeutschland. Wie war es wirklich?

Psyche, 1983, 37(12), 1107-1115

Zum Artikel über die Psychoanalyse in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus von H.-M. Lohmann und L. Rosenkötter (in Psyche 1982, 36 (11)) werden einige Korrekturen, Erläuterungen und Anmerkungen gemacht. Einleitend wird auf das ungewöhnlich große Echo, das dieser Artikel ausgelöst hat, eingegangen. Dann werden Hinweise gegeben, die sich vor allem auf folgende drei Themenkomplexe beziehen: Situation der Psychoanalyse im Deutschen ... [ mehr ]

Wolfgang Loch

Alexander Mitscherlich und die Wiedergeburt der Psychoanalyse in Deutschland

Psyche, 1983, 37(4), 336-345

Aus der Sicht eines ehemaligen Mitarbeiters von Alexander Mitscherlich wird die Bedeutung Mitscherlichs für die Wiederentdeckung und Entwicklung der Psychoanalyse in der Bundesrepublik Deutschland diskutiert. Dabei werden die folgenden sechs Themen angesprochen: (1) die Situation der Psychoanalyse während und nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland; (2) die wissenschaftlichen Leistungen Mitscherlichs in Bezug auf die psychoanalytische Theorie und Therapie, die ... [ mehr ]

Rene König

Alexander Mitscherlich: Psychoanalyse und Zeitkritik (1969)

Psyche, 1983, 37(10), 921-934

In Form eines Briefes an den deutschen Psychoanalytiker A. Mitscherlich wird die Entwicklung der persönlichen Freundschaft zwischen dem Autor und Mitscherlich beschrieben sowie auf verschiedene Arbeiten Mitscherlichs zur psychoanalytischen Zeitkritik und zur analytischen Sozialpsychologie kritisch kommentierend eingegangen. Der Text wurde aus Anlass der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Mitscherlich geschrieben. Inhaltliche Schwerpunkte des ... [ mehr ]

Oswald Kästle

Zwei wiederentdeckte Rezensionen Sigmund Freuds von 1895

Psyche, 1983, 37(9), 805-827

Zwei bisher nicht identifizierte, darum unbekannt gebliebene Rezensionen, die Freud 1895 veröffentlichte (über das gegen Bebels Die Frau und der Sozialismus gerichtete Buch von A. Hegar Der Geschlechtstrieb und über G. J. Möbius Abhandlung Die Migräne , beide aus dem Jahre 1894) werden nachgedruckt und im Hinblick auf ihren wissenschaftlich-biographischen Kontext erläutert. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Peter Kutter

Psychoanalytische Supervisions-Gruppen an der Hochschule

Psyche, 1983, 37(3), 237-253

Die Besonderheiten einer psychoanalytisch orientierten Supervisiongruppe an einer Hochschule im Vergleich mit klassischen Balint-Gruppen und anderen Formen von Supervision werden herausgearbeitet. Es wird auf die institutionellen Rahmenbedingungen, gruppeninterne Konflikte sowie die spezifische Entwicklungsphase der studentischen Teilnehmer eingegangen. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Rainer Krause

Zur Onto- und Phylogenese des Affektsystems und ihrer Beziehungen zu psychischen Störungen

Psyche, 1983, 37(11), 1016-1043

Es wird ein Überblick über den Erkenntnisstand in Bezug auf die Onto- und Phylogenese des Affektsystems gegeben. Dabei werden, ausgehend von einer erweiterten Affektdefinition, einige neuere Befunde aus der empirischen Forschung referiert. Die Darstellung der Entwicklung des Affektsystems geht auf folgende Punkte besonders ein: (1) Vorliegen phylogenetisch entwickelter Ausdrucksmuster, die bereits in den ersten Lebenswochen auftreten, wenn auch in vom ... [ mehr ]

Rolf Klüwer

Agieren und Mitagieren

Psyche, 1983, 37(9), 828-840

Anhand von Fallbeispielen wird aufzuzeigen versucht, dass Mitagieren analog der Gegenübertragung ein unausweichliches Phänomen im psychoanalytischen Behandlungsprozess und eine häufige Durchgangsstufe zur Gewinnung von Einsicht darstellt. Es wird folgender idealtypischer Ablauf konstruiert: (1) Das Übertragungsangebot im Erstkontakt. Es überwiegt der Verbaldialog, den aufeinander bezogenen Anweisungen für Analytiker und Patient entsprechend. ... [ mehr ]

Jürgen Habermas

Bemerkungen zu Alexander Mitscherlichs analytischer Sozialpsychologie

Psyche, 1983, 37(4), 352-363

Die Beiträge Alexander Mitscherlichs zur Weiterentwicklung der analytischen Sozialpsychologie werden aufgeführt, diskutiert und gewürdigt. Dabei wird insbesondere auf seine Verdienste eingegangen, die mit der Ausweitung der individualistisch orientierten Psychoanalyse Freuds auf soziale Phänomene und Prozesse verbunden sind. Mitscherlich ist es gelungen, die begriffliche Schranke zwischen Individual- und Sozialpsychologie zu überwinden, indem er die ... [ mehr ]

Waltraud Gölter

Zukunftssüchtige Erinnerung. Aspekte weiblichen Schreibens

Psyche, 1983, 37(7), 642-668

Die Frage nach einer spezifisch weiblichen Produktivität im Bereich der Literatur wird auf der Grundlage des psychoanalytischen Kreativitätsmodells und der psychoanalytischen Theorie der Weiblichkeit untersucht. Aufgrund einer problematischen Sozialisationsgeschichte ist die weibliche Identität im Vergleich zur männlichen offen . Diese Offenheit der Identität und die weibliche Empfindung des Mangels, des Andersseins können eine Freiheit von ... [ mehr ]

Jutta Gutwinski-Jeggle

Zum Verhältnis von Arzt, Patient und Krankheit

Psyche, 1983, 37(8), 715-750

Die Arbeit in Balint-Gruppen findet im Medium der Sprache statt. Ausgehend von der Hypothese, dass sich in der Art und Weise, in der ein Arzt über einen Fall spricht, seine Beziehung zum Patienten ausdrückt, wird mittels linguistischer Textanalyse an zwei Beispielen gezeigt, wie nah (oder wie fern) der Arzt dem Patienten bzw. dem Verständnis seiner Krankheit steht und wie gut (oder wie schlecht) er unbewusste Interaktionsprozesse im ... [ mehr ]

Dieter Gröschke

Subjekt und Lebensgeschichte

Psyche, 1983, 37(5), 440-453

Im Vergleich von Psychoanalyse und Verhaltenstherapie wird der Stellenwert des historisch-biographischen Moments in beiden Theorien und in den auf sie bezogenen Praxisformen der Therapeutik untersucht. Es wird deutlich gemacht, dass die Psychoanalyse als historische Anthropologie zu bestimmen ist, während die Verhaltenstherapie wegen ihres ahistorischen Subjektbegriffs eher dem Typus einer Technologie entspricht. Weiterhin wird daran erinnert, dass die therapeutische ... [ mehr ]