J. Grunert

Freud und Irma. Zum Initialtraum der Psychoanalyse

Psyche, 1975, 29(8), 721-744

Der Traum von Irmas Injektion war der erste, den Freud einer eingehenden Analyse unterzog. Grunert versucht, die Aufklärung dieses Initialtraums der Psychoanalyse noch über die von Freud gezogenen Deutungsgrenzen hinaus zu treiben. Die von Freud abgeblendeten sexuellen Komponenten des Traumes bringt er im Zusammenhang mit den verwickelten Verwandschaftsbeziehungen der Figuren auf Freuds frühkindlicher Familienbühne zur Sprache. Seine spezifischen Beziehungen ... [ mehr ]

H. Kohut

Kreativität, Charisma, Gruppenpsychologie

Psyche, 1975, 29(8), 681-720

Infolge ihrer Ausbildung sind die Angehörigen der psychoanalytischen Forschergemeinschaft mit der Vater-Imago Freuds als ihrem gemeinsamen Ich-Ideal identifiziert. Kohut deutet Freuds Selbstanalyse – das Paradigma eines angstfreien, kreativen Vorstoßes ins Unbekannte, hier: ins unbewußte Seelenleben – metapsychologisch im Rahmen der Narzißmustheorie. Auf die eigentümliche Rolle Wilhelm Fließ in diesem ... [ mehr ]

E. Simmel

Doktorspiel, Kranksein und Arztberuf (1926) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)

Psyche, 1975, 29(7), 666-677

Das Verhältnis von Arzt und Patient ist grundiert durch Reminiszenzen des bekannten Doktorspiels der Kinder. Simmel analysiert die Funktion des Doktorspiels – als eines ödipalen Spiels, das den Teilnehmern die arbeitsteilige Wiederholung der Urszene gestattet -, um der Psychodynamik der Arzt-Patient-Beziehung auf die Spur zu kommen. Er plädiert für eine psychoanalytisch belehrte, psychosomatische Medizin. [ mehr ]

J. und Joyce Robertson Robertson

Reaktionen kleiner Kinder auf kurzfristige Trennung von der Mutter im Lichte neuer Beobachtungen

Psyche, 1975, 29(7), 626-665

Die Autoren berichten ausführlich über die Ergebnisse ihrer systematischen Beobachtung des Verhaltens kleiner, von ihren Müttern (wegen der Geburt eines zweiten Kindes) getrennter Kinder. Frühere Beobachtungsergebnisse von Robertson gaben die Basis für J. Bowlbys allgemeine Theorie des Trennungsverhaltens ab. Die jetzigen Beobachtungen waren darauf gerichtet, die das Trennungsverhalten auslösenden Faktoren zu differenzieren. Indem anstelle der ... [ mehr ]

M. S. Mahler

Symbiose und Individuation

Psyche, 1975, 29(7), 609-625

Mahler resümiert ihre Theorie des frühkindlichen Ablösungs- und Individuationsprozesses: Auf das Bersten der autistischen Schale, das die Differenzierung von Selbst und Objekt ermöglicht, folgt eine (von emotionalem Auftanken periodisch unterbrochene) Übungsphase; Aufrichtung und Gehenlernen bestärken die Tendenz weg von der Mutter, bis der Wendepunkt der Wiederannäherungskrise erreicht wird, die in die Konstitution konstanter Objekte ... [ mehr ]

R. Meyer zur Capellen

Aufgaben und Grenzen des Kinder-Psychotherapeuten in unserer Gesellschaft

Psyche, 1975, 29(7), 591-608

Die Autorin versucht, ausgehend von ihren Erfahrungen bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen, deren Möglichkeiten und Grenzen zu bestimmen. Die therapeutische Beziehung ermöglicht innerhalb gewisser Schranken – für viel zu wenige bedürftige Kinder – die kompensatorische Korrektur spezifischer Sozialisationsdefizite. Die heute bei kindlichen Patienten vorherrschenden neurotischen und nicht-neurotischen Störungen werden freilich selbst ... [ mehr ]

U. Auhagen

Weiblichkeit, Mütterlichkeit und Gegenübertragung

Psyche, 1975, 29(6), 568-579

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G. und W. Biebl Overbeck

Psychosomatische Modellvorstellungen zur Pathogenese der Ulkuskrankheit

Psyche, 1975, 29(6), 542-567

Als Vorarbeit für eine interdisziplinäre Studie über chronische Ulkus-Kranke wurden die verschiedenartigen psychosomatischen Erklärungsmodelle der Ulkus-Genese miteinander verglichen und ihre Tauglichkeit überprüft. In der Literaturübersicht werden zunächst die ätiologisch relevanten Konflikte und emotionalen Zustände, dann die ich-psychologischen Strukturmerkmale und schließlich die Objektbeziehungen, wie sie als typisch ... [ mehr ]

A. Green

Analytiker, Symbolisierung und Abwesenheit im Rahmen der psychoanalytischen Situation

Psyche, 1975, 29(6), 503-541

Ausgehend von aktuellen Widersprüchen zwischen der psychoanalytischen Theorie und der Praxis, also von dem Problem, wie die klinischen Erfahrungen der beiden letzten Jahrzehnte und ihre theoretische Fassung mit dem von Freud geschaffenen, tradierten Interpretations-Code zu integrieren sind, versucht Green, einige Konvergenzpunkte der inhomogenen Pragis und des vorherrschenden theoretischen Pluralismus zu identifizieren: die veränderte Stellung von Psychosen und ... [ mehr ]

L. Rangell

Psychoanalyse und Veränderung

Psyche, 1975, 29(6), 481-502

Während die Gesellschaft sich unaufhörlich wandelt, bleibt das psychische Reaktionsvermögen der Menschen relativ konstant; die Erscheinungsformen psychischer Konflikte variieren, die Konflikte bleiben dieselben. Darum tritt Rangell für ein ausgewogenes Verhältnis von Kontinuität und Veränderung in der Entwicklung von Theorie und Technik ein und wendet sich gegen jede Einseitigkeit. Als aktuelle Aufgaben der Psychoanalyse kennzeichnet er die ... [ mehr ]

R. Ekstein

Schizophrene Jugendliche im Kampf um Trennung und Individuation

Psyche, 1975, 29(5), 445-469

Schizophrene Jugendliche stehen unter extrem erschwerten Bedingungen im Kampf um die Lösung der Identitätskrise und das Erreichen der zweiten Individuation. Ekstein illustriert diese Problematik und die spezifischen Anforderungen an eine psychotherapeutische Behandlung, die sich daraus ergeben, anhand von drei Fallbeispielen (Ausschnitte aus Behandlungsprotokollen). Die Arbeit mit schizophrenen Jugendlichen ist eine methodisch noch ungesicherte, selten von Erfolg ... [ mehr ]

G. Mecke

Der Ligurinus-Schock (II)

Psyche, 1975, 29(5), 421-444

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S. O. Hoffmann

Die Charakterneurose

Psyche, 1975, 29(5), 399-420

Hoffmann greift das klassische psychoanalytische Thema der Charakterneurose (ihrer Dynamik und Analyse) auf. Er verfolgt die Entwicklung des Konzepts in der psychoanalytischen Literatur, arbeitet acht Kriterien zur Abgrenzung der Symptom- und Charakterneurosen heraus und bestimmt die Funktion der Charakteranalyse im Anschluß an Anna Freud. Abschließend schlägt er vor, Charakterneurosen (im engeren Sinne) von neurotischen Charakteren (im engeren Sinne) – ... [ mehr ]

W. Loch

Ärztliche Psychotherapie auf psychoanalytischer Grundlage

Psyche, 1975, 29(5), 383-398

Unspezifische psychische Heilmittel gehörten von jeher zum Instrumentarium der ärztlichen Praxis. Wo sie nicht ausreichen, ist eine Psychotherapie geboten, die krankmachende psychische Dispositionen ändert. Solche Dispositionen bestehen wesentlich aus im Umgang mit signifikanten Anderen (G. H. Mead) erworbenen Fähigkeiten und Unfähigkeiten zur Bewältigung problematischer Situationen. Von ihnen hängt die Selbständigkeit (das ... [ mehr ]

S. Rado

Die psychischen Wirkungen der Rauschgifte (1927) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)

Psyche, 1975, 29(4), 360-376

Rados Versuch einer psychoanalytischen Theorie der Süchte war die Pionierarbeit auf diesem Felde. Die Pharmaka gewähren eine Ich-Entlastung durch Reizschutz nach innen, zugleich eine Erotisierung der Ich-Funktionen. Wird der toxische Rausch (der pharmakogene Orgasmus) zum alleinigen Sexualziel, so verfällt das Individuum der Sucht, seine Beziehungen zur Realität werden paralysiert. Rado meint, daß der alimentäre Orgasmus, der Prototyp des ... [ mehr ]

J. Cremerius

Kurt Tucholsky über die Psychoanalyse

Psyche, 1975, 29(4), 355-359

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G. Mecke

Der Ligurinus-Schock (I)

Psyche, 1975, 29(4), 316-354

Die jahrhundertealte philologische Mehrheitsansicht hat bisher den wirklichen Gehalt der Horazischen Ode gegen Ligurinus verdeckt. In ihr fand eine typische Krise, die beim Eintritt ins Mannesalter (beim Verlust der Jugend-Knabenmädchenpracht) auftritt, sowie ihr Gegenstück: das mögliche Wiederaufleben der Krise beim Fünfzigjährigen, ihre durch Fehlrezeption unkenntlich gemachte Gestaltung. Merke ergänzt seine werkimmanente Interpretation durch ... [ mehr ]

L. Bolterauer

Der Fanatismus. Eine tiefenpsychologische Studie

Psyche, 1975, 29(4), 287-315

Fanatismus wird zunächst als monomane Hingabe an eine sittliche Gemeinschaftsaufgabe (Wahrheits-, Rechts- oder Sittlichkeitsfanatismus) umschrieben. Bolterauer unterscheidet den Typus des fanatischen Verführers (originären Fanatismus) von dem des fanatischen Verführten (induzierter Fanatismus). Wichtige Momente der Psychogenese des originären Fanatikers werden aus dem Material der Kleistschen Erzählung Michael Kohlhaas herausgearbeitet: eine ... [ mehr ]

A. Haynal

Freud und Piaget

Psyche, 1975, 29(3), 242-272

Haynal referiert ältere und neuere Arbeiten, in denen die Entwicklungstheorien Freuds und Piagets miteinander verglichen werden. Sein Interesse gilt vor allem den Problemen der Objekt-Konstanz, der moralischen Entwicklung und denen der Entwicklungsstufen (und ihrer Übergänge) in der psychoanalytischen wie in der Theorie Piagets. Die Arbeiten von David Rapaport und anderen psychoanalytischen Ich-Psychologen eröffnen am ehesten die Möglichkeit einer ... [ mehr ]

R. E. Money-Kyrle

Melanie Kleins Beiträge zur Psychoanalyse

Psyche, 1975, 29(3), 223-241

Money-Kyrle zeichnet die Entwicklung der wichtigsten Ideen Melanie Kleins – zur Kinderanalyse, zur frühkindlichen Entwicklung und zur Therapie der Psychosen – nach, indem er ihre Arbeiten sämtlich in der Art von Kurzrezensionen vorstellt. Er stützt sich dabei auf die von den Herausgebern der geplanten englischen Gesamtausgabe der Schriften Melanie Kleins erarbeiteten editorischen Vorbemerkungen zu den einzelnen Texten. [ mehr ]

Ch. Mundt

Zur Psychodynamik der Narkolepsie

Psyche, 1975, 29(3), 208-222

Vorgestellt wird ein Fall von Narkolepsie (Schlummersucht); der Verlauf der Therapie wird skizziert. Konnte auch die Frage nach dem Wie der Libidinisierung des Schlafverhaltens nicht geklärt werden, so doch die Frage nach dessen Funktion. Die Patientin bediente sich des In-Schlaf-Fallens als eines Abwehrmechanismus, der für sie in idealer Weise die Aufgabe einer hysterischen Einschränkung der Selbstwahrnehmung erfüllte (Aktivitätsinversion). Die ... [ mehr ]

H. Henseler

Die Suizidhandlung unter dem Aspekt der psychoanalytischen Narzißmustheorie

Psyche, 1975, 29(3), 191-207

Die von Freud und Abraham entwickelte klassisch-psychoanalytische Aggressions-Depressions-Theorie des Selbstmords deckt die typischen Phänomene der Suizid-Handlung (u.a. die charakteristische Diskrepanz zwischen dem Wissen um die Realität des Todes und den Todes-Phantasien) nur unvollständig. Henseler schlägt daher vor, die traditionelle Theorie – gestützt auf entsprechende Ansätze bei Freud selbst – im Sinne der heutigen Theorie des ... [ mehr ]

J. Weizenbaum

Der Einfluß von Computern auf die Gesellschaft (Kritische Glosse)

Psyche, 1975, 29(2), 171-183

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P. Dettmering

Die Psychodynamik in Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas

Psyche, 1975, 29(2), 154-170

Dettmering zeichnet die Psychodynamik in Kleists Erzählung mit Hilfe von Kategorien der psychoanalytischen Narzißmus-Theorie H. Kohuts nach. Kohlhaas erscheint unter diesem Aspekt als ein narzißtischer Charakter, dessen Anpassungsgleichgewicht durch eine Reihe von Traumen derart erschüttert wird, daß er sein Leben (und seine Familie) daran setzt, mit querulantenhafter Hartnäckigkeit und in narzißtischer Wut gegen die Junkergesellschaft des ... [ mehr ]