Ulrich Moser

Traumtheorien und Traumkultur in der psychoanalytischen Praxis (Teil II)

Psyche, 2003, 57(8), 729-750

Im zweiten Teil eines Beitrags über Traumtheorien und Traumkultur in der psychoanalytischen Praxis (erster Teil in Psyche 2003, 57 (7)) wird zunächst das Basiswissen für den Umgang mit Träumen in der psychoanalytischen Behandlung besprochen. Dann wird gezeigt, dass jede Traumsequenz eine als Positionsfeld bezeichnete Menge von kognitiven Elementen besitzt; die Auswahl der Elemente wird durch das Regulierungsprinzip der Sicherheit bestimmt, das die ... [ mehr ]

Ulrich Moser

Traumtheorien und Traumkultur in der psychoanalytischen Praxis (Teil I)

Psyche, 2003, 57(7), 639-657

Im ersten Teil eines Beitrags über den Stellenwert von Traumtheorien und Traumkultur in der psychoanalytischen Praxis wird zunächst betont, dass jede psychoanalytische Therapie eine Art Traumkultur enthält. Sie beschreibt und bestimmt den Umgang mit Träumen in der therapeutischen Arbeit. Analytiker zeigen unterschiedliche Vorlieben, ob und wieweit Träume benutzt werden. Zunächst wird dem Einfluss der Traumtheorie des Analytikers nachgegangen ... [ mehr ]

Ulrike May

Die Präsenz Ferenczis in der Theorie von Margaret Mahler (mit Überlegungen zur Identität der deutschen Psychoanalyse nach 1945)

Psyche, 2003, 57(2), 140-173

Vor dem Hintergrund der eigenen psychoanalytischen Anfänge in München Ende der sechziger Jahre wird die Amerikanisierung oder Internationalisierung der deutschen Psychoanalyse sichtbar gemacht, die unter dem Vorzeichen der amerikanischen Ichpsychologie stand. Diese Rezeptionsphase wird zugleich als Desorientierung hinsichtlich der eigenen psychoanalytischen Vergangenheit in Deutschland vor der Nazizeit entschlüsselt. Mit einer Rekonstruktion grundlegender ... [ mehr ]

Franz Maciejewski

Zu einer »dichten Beschreibung« des Kleinen Hans. Über das vergessene Trauma der Beschneidung

Psyche, 2003, 57(6), 523-550

In einer dichten Beschreibung (Clifford Geertz) von S. Freuds Krankengeschichte des Kleinen Hans wird die These erörtert, dass die Pferdephobie nicht, wie bei Freud, auf den Erwerb des Kastrationskomplexes verweist, sondern Symptom einer traumatischen Verarbeitung der Beschneidung ist. Zur Begründung dieser These wird auf den Zusammenhang der Beschneidung und einer Tonsillektomie des Kleinen Hans, die das Beschneidungstrauma reaktivierte und zum Ausbruch der ... [ mehr ]

Helmut Luft

Psychoanalyse in reiferen Jahren - Fakten und Thesen

Psyche, 2003, 57(7), 585-611

Im Rahmen einer Erörterung der Probleme der Psychoanalyse von Älteren werden zwei Thesen formuliert: (1) Es gibt keine chronologische Altersgrenze für Psychoanalysen; was zählt, ist das psychische Alter, die aufgrund der erlebten Biographie gewordene Persönlichkeit mit ihren Fixierungen und Traumatisierungen. (2) Psychische Entwicklung geschieht nicht nur in der Kindheit und Adoleszenz, sondern das ganze Leben hindurch; die Vorteile des Alters, eine ... [ mehr ]

Marianne Leuzinger-Bohleber

Die langen Schatten von Krieg und Verfolgung: Kriegskinder in Psychoanalysen. Beobachtungen und Berichte aus der DPV-Katamnesestudie

Psyche, 2003, 57(9-10), 982-1016

Ein unerwartetes Ergebnis der Katamnesestudie der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV), in der psychoanalytische Langzeitbehandlungen von insgesamt 282 Patienten analysiert wurden, lag in der Erkenntnis, in welchem Ausmaß erlittene traumatische Ereignisse während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg (Bombardierungen, Flucht, Beobachtungen von entsetzlichen Szenen) die Biographien vieler ehemaliger Patienten der Studie determiniert hatten. Einige ... [ mehr ]

Sebastian Leikert & Wilfried Ruff

Wiederholung und Nachträglichkeit. Eine psychoanalytische Studie zu therapeutischen und posttherapeutischen Verarbeitungszyklen

Psyche, 2003, 57(4), 289-312

Der Zusammenhang zwischen dem Therapieprozess und dem Prozess der Umsetzung der Therapieerfahrung im Alltag wird untersucht. 15 Psychoanalysepatienten wurden bei Abschluss ihrer stationären Psychotherapie und fünf Jahre später befragt. Die Interviews wurden von einer Forschungsgruppe systematisch im Sinne der verstehenden Typenbildung ausgewertet. Dabei zeigten sich Parallelen zwischen dem therapeutischen und posttherapeutischen Prozess der ... [ mehr ]

Dori Laub

Kann die Psychoanalyse dazu beitragen, den Völkermord historisch besser zu verstehen?

Psyche, 2003, 57(9-10), 938-959

Es wird der Frage nachgegangen, ob die Psychoanalyse dazu beitragen kann, den Völkermord historisch besser zu verstehen. Dabei wird die Krise der traditionellen Historiographie in Bezug auf kollektive Traumata unter drei Aspekten betrachtet: der Außerkraftsetzung von Erinnerung angesichts traumatischer Erschütterungen, der Zerschlagung der narrativen Struktur und Kohärenz sowie der Unzulänglichkeit rationaler Erklärungen menschlicher ... [ mehr ]

Alfred Krovoza

Psychoanalyse und Geschichtswissenschaft. Anmerkungen zu Stationen eines Projekts

Psyche, 2003, 57(9-10), 904-937

Das Verhältnis von Psychoanalyse und Geschichte ist seit Freud vielfach und kontrovers behandelt worden. Anhand der Rekonstruktion zentraler Modelle und Darstellungen spezifischer Konstellationen der beiden Disziplinen, etwa durch die kritische Theorie, Wehler, Mitzmann, Rolnik, Lorenzer, Rüsen und andere, werden die Umrisse eines Projekts skizziert, in dem der Psychoanalyse über die hilfswissenschaftliche Funktion hinaus die einer Kritik in methodologischer ... [ mehr ]

Hillel Klein

Leben, Shoah, Sprache und Psychoanalyse. Hillel Klein im Gespräch mit Dörte von Westernhagen

Psyche, 2003, 57(12), 1203-1213

Die Transkription eines in im Herbst 1983 geführten biografisch orientierten Interviews mit dem Psychoanalytiker und Holocaust-Überlebenden Hillel Klein (1923 bis 1985) wird dokumentiert. Im Rahmen des Interviews beschreibt Klein, der 1945 in Theresienstadt befreit wurde und nach seinem Medizinstudium in München von 1954 bis 1985 als Arzt und Psychoanalytiker in Israel lebte, wie er die Erfahrung der nationalsozialistischen Konzentrationslager und Verfolgung ... [ mehr ]

Roger Kennedy

Die Wiedereinführung der Geschichte in die Psychoanalyse

Psyche, 2003, 57(9-10), 874-888

Die derzeitige Mode , in der Analytiker-Patient-Beziehung die Arbeit im Hier und Jetzt herauszustellen und auf Kosten des historischen Verständnisses und der historischen Rekonstruktion auf die Gegenwart zu fokussieren, wird kritisch erörtert. Es wird deutlich gemacht, dass mit diesem Vorgehen die Bedeutung des Gedächtnisses, der Fallgeschichte, der Autobiographie und der Rolle des Analytikers als Zeuge vergangener Traumen bagatellisiert bzw. geleugnet wird. ... [ mehr ]

Udo Hock

Die Zeit des Erinnerns

Psyche, 2003, 57(9-10), 812-840

Die These, dass Wiederholung der Zeitlichkeitsmodus von S. Freuds Erinnerungstheorie ist, wird anhand einer Analyse vornehmlich von Freuds Text Über Deckerinnerungen belegt. Tatsächlich stellt die Deckerinnerung das Universalmodell für das Funktionieren aller Kindheitserinnerungen insofern dar, als sie Entstellungen der Verdrängung und der Wiederkehr des Verdrängten unterworfen sind. Wiederholung und Nachträglichkeit werden als die beiden ... [ mehr ]

Franziska Henningsen

Traumatisierte Flüchtlinge und der Prozeß der Begutachtung. Psychoanalytische Perspektiven

Psyche, 2003, 57(2), 97-120

Traumatische Erfahrungen werden auf dem Wege der Dissoziation abgewehrt und sind deshalb häufig verbal nicht mitteilbar. Dieser Sachverhalt birgt in sich die Gefahr, dass in aufenthaltsrechtlichen Verfahren, in denen der Flüchtling seine Traumatisierung nachweisen muss, Gutachter, Richter und Mitarbeiter von Ausländerbehörden, die im Umgang mit Traumatisierten nicht geschult sind, wegen unbewusster Übertragungsprozesse das Trauma nicht erkennen. ... [ mehr ]

Johannes Harnischfeger

»Eine Teufelsneurose im siebzehnten Jahrhundert« - Sigmund Freuds Lektüre einer fernen Krankengeschichte

Psyche, 2003, 57(4), 313-342

Freuds Analyse der Teufelsneurose des Christoph Haizmann, eines Malers aus dem 17. Jahrhundert, ist an den Fall Schreber angelehnt. Bei beiden erkennt Freud eine homoerotische Einstellung, die der Symptomatik - bei Haizmann Teufelsvisionen - zugrunde liegt. Andere Autoren vermuten bei Haizmann eher eine prägenitale, narzisstische Problematik. Demgegenüber wird das im Mittelalter und in der frühen Neuzeit verbreitete religiöse Phänomen der ... [ mehr ]

Günter Gödde

»am liebsten möchte ich mit Papa arbeiten, aber der kann mich nicht brauchen« - Mathilde Freud im Spiegel ihrer Jugendbriefe an Eugen Pachmayr (1903-1910)

Psyche, 2003, 57(5), 444-460

In dem in Ausschnitten vorgestellten Briefwechsel der adoleszenten Mathilde Freud mit dem gleichaltrigen Eugen Pachmayr kommt die älteste Tochter Freuds, die bislang nur aus der Perspektive anderer bekannt ist, mit eigener Stimme zu Wort. Der Beitrag liefert eine weitere Facette zur Freud-Biographik sowie ein kleines Stück Kulturgeschichte der weiblichen Adoleszenz zu Beginn des 20. Jahrhunderts. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Jutta Gutwinski-Jeggle

Netze und Gefäße zum Bergen von Abwesendem und Verlorenem. Gedanken zur Rolle der Sprache im Rahmen einer psychoanalytischen Theorie der Symbolbildung

Psyche, 2003, 57(11), 1057-1085

Überlegungen zur Rolle der Sprache im Rahmen einer psychoanalytischen Theorie der Symbolbildung werden angestellt. Erkenntnis (das Verstehen von Welt) findet in einem fortlaufenden dialektischen Prozess der Paarung zwischen Innen und Außen, Mythos und Logos, Erfahrung und Wissen statt. Kreativität bringt in einem schöpferischen Akt ein Neues, Drittes hervor, wenn zwei Verschiedene (Geschlechter, Gedanken, Dinge und Worte) sich zusammentun und sich ... [ mehr ]

André Green

Zeitlichkeit in der Psychoanalyse: zersplitterte Zeit

Psyche, 2003, 57(9-10), 789-811

Gegen die vorherrschende genetische oder entwicklungspsychologische Perspektive werden zunächst die diversen Aspekte der komplexen Theorie der Zeitlichkeit Freuds in Erinnerung gerufen, etwa psychosexuelle Entwicklung, Nachträglichkeit, Traum als indirektes Erinnern oder Zeitlosigkeit des Unbewussten. Es wird die Ansicht vertreten, dass Freuds Theorie der Zeitlichkeit immer noch brauchbar ist, dass sie aber nach unterschiedlichen psychischen Funktionsmodi und ... [ mehr ]

Friedl Früh

Die sexuelle Brust. Ein Beitrag zu einem psychoanalytischen Verständnis der weiblichen Sexualität

Psyche, 2003, 57(5), 385-402

Aus psychoanalytischer Perspektive wird der Frage nachgegangen, warum die weibliche Brust, eine der wichtigsten erogenen Zonen der Frau, nicht als sexuelles Organ gesehen und entsprechend benannt wird - obwohl die Erregung der Brust zweifellos zum weiblichen Orgasmus einen wesentlichen Beitrag leistet. Es wird angenommen, dass die Dreifaltigkeit der körperlichen Lustquellen der Frau - die Vagina, die Klitoris, die Brust - nicht anerkannt werden darf, weil damit der ... [ mehr ]

Claudia Frank

Zu Melanie Kleins zeitgenössischer Bezugnahme auf Hitler und den Zweiten Weltkrieg in ihren Behandlungen

Psyche, 2003, 57(8), 708-728

Allgemein wird davon ausgegangen, dass Melanie Klein in ihren Arbeiten die äußere Realität mehr oder weniger unberücksichtigt ließ. Anhand unveröffentlichter Dokumente aus den 30-er und 40-er Jahren des Melanie Klein Trusts wird diese Einschätzung als Vorurteil entlarvt: Klein betrachtete in den Jahren des Zweiten Weltkriegs nicht nur die innere Welt, sondern fokussierte auf das Wechselspiel von Innen und Außen. Wie ... [ mehr ]

Peter Fonagy, Mary Target & Liz Allison

Gedächtnis und therapeutische Wirkung

Psyche, 2003, 57(9-10), 841-856

Zu den Traditionsbeständen der psychoanalytischen Behandlung gehört die große Bedeutung, die dem Erinnern im therapeutischen Prozess zugeschrieben wird. Wie lässt sich dieses Selbstverständnis vor dem Hintergrund neuropsychologischer Forschung rechtfertigen, die das Gedächtnis als eine Reihe unterschiedlicher Systeme begreift und zwischen Inhalten und Modi des Sich-Erinnerns unterscheidet? Es wird die Ansicht vertreten, dass eine solche ... [ mehr ]

Karin Flaake

Körperlichkeit und Sexualität in der Adoleszenz junger Frauen: Dynamiken in der Vater-Tochter-Beziehung

Psyche, 2003, 57(5), 403-425

Dynamische Aspekte der Beziehung zwischen Vätern und adoleszenten Töchtern werden erörtert. Ausgehend von einer intersubjektiven Perspektive werden die Ergebnisse einer empirischen Studie vorgestellt, in der Interviews mit insgesamt zehn 13- bis 19-jährigen Mädchen und jungen Frauen sowie ihren Müttern und Vätern bzw. Stiefvätern psychoanalytisch-hermeneutisch interpretiert werden. Im Zentrum stehen die körperbezogenen und ... [ mehr ]

Peter Fischer

»An welchem Teater spielen Sie.« Kafkas Erzählung In der Strafkolonie

Psyche, 2003, 57(12), 1158-1202

In einer ausgreifenden, persönliche und historische Daten anführenden Analyse soll der Horizont sichtbar gemacht werden, unter dem Franz Kafkas Erzählung In der Strafkolonie entstand: im Zusammenspiel und -prall von persönlicher Situation, psychischer Disposition und historischer Konstellation. Dabei wird besonders der Frage nachgegangen, wie eine Foltergeschichte auch eine Familien- und Liebesgeschichte sein kann. Kafkas Erzählung erweist sich ... [ mehr ]

Rolf Fetscher

Ich-Ideal und Über-Ich im Rahmen einer modifizierten Strukturtheorie

Psyche, 2003, 57(3), 193-225

In einer Kritik der Grundkonzeption der psychoanalytischen Instanzentheorie wird demonstriert, dass S. Freud und die Strukturtheoretiker nach ihm Opfer des räumlichen Modells der Strukturtheorie geworden sind. Es wird gezeigt, wie wenig sinnvoll es ist, dem Über-Ich und Ich-Ideal eigene, vom Ich abgesonderte Funktionen zuzuschreiben. Stattdessen wird vorgeschlagen, Über-Ich und Ich-Ideal als Vorstellungsstrukturen im Ich zu definieren und alle damit ... [ mehr ]

Sabine Emmerich & Manfred Sauer

Psychotherapie bei Schädigungen des Zentralnervensystems

Psyche, 2003, 57(7), 612-638

Anhand von drei Fallbeispielen illustrieren die Autoren (eine Psychotherapeutin und ein Neurologe und Pädiater) ihr gemeinsames Projekt im Rahmen einer integrierten Medizin. Die Gestaltung des Informationsaustauschs ist ihnen zufolge das zentrale Problem, das bei der Behandlung von kindlichen Komapatienten oder anderen existentiellen Grenzsituationen verstanden werden muss. Die Gestaltung des Informationsaustauschs wurde formal durch die Einführung einer ... [ mehr ]