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Zeitschrift: Freie Assoziation
ISSN: 1434-7849
140 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen: März 2022
Bestell-Nr.: 8353
https://doi.org/10.30820/1434-7849-2021-2
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Freie Assoziation - Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie 2/2021: Landlust

24. Jahrgang, 2021, Heft 2

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Die Sehnsucht nach der ersten Natur, einer ursprünglichen Verbundenheit, welche noch nicht durch das Soziale korrumpiert sei, ist eine Fantasie, die mit dem Voranschreiten digitaler und kosmopolitischer Lebenswelten immer mächtiger zu werden droht. Von der völkischen Rechten, der Heimatideologie der Konservativen, der naiven Mystik der Ökoesoterik bis zu Polemiken gegen die Stadt und ihre Bewohner:innen seitens regressiver Linker wirbt man mit dem Versprechen der Unmittelbarkeit, die doch nie zu haben ist. Es wird auf die romantische Tradition idealisierten Landlebens zurückgegriffen. Fernab der Stadt soll der Mensch zu sich kommen und im Einklang mit der Natur der als künstlich verpönten Gesellschaft entfliehen. Ist aber wirklich alles regressiv an der Sehnsucht nach der Natur und dem Landleben? Ist die Faszination an sich schon Ideologie oder ist ihr doch auch etwas Progressives abzuringen? Die derzeitigen Proteste gegen Kohlekraftwerke und den Erhalt der Wälder, wie überhaupt die gegenwärtigen Naturschutzbewegungen scheinen immer wieder dazwischen zu mäandern. Argumentieren die einen ganz materialistisch, dass die Kraftwerke eine Katastrophe fürs Klima und die Wälder erhaltenswert sind, lassen die anderen keine Gelegenheit aus, aus dem Wald einen deutschen Wald zu machen. Während Massenproteste darauf hinweisen, dass die Bundestagswahl keine Lösung für die Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen bereithält, stilisieren sich hungerstreikende Teenager:innen zu Märtyrer:innen, um mit Olaf Scholz zu sprechen.

In dieser Ausgabe der
Freien Assoziation geht es um diese doppelbödigen Versprechen des Landl(i)ebens und der Naturverbundenheit. Im ersten Hauptbeitrag »Repressive Harmonie. Das Lob der Provinz als regressive Antwort auf die Zumutungen der Moderne« geht Thorsten Mense vor allem der Heimatideologie nach, die sich am Landleben festmacht. Dabei folgt er den Einsichten der Kritischen Theorie über die Gewalt, welche der vermeintlichen Harmonie innewohnt. Der zweite Hauptbeitrag von Tom Thümmler »Die Sehnsucht nach dem ‚Ursprung‘. Rechte Ökologie und ihre partikulare Affirmation in der linken Landlust« beschäftigt sich expliziter mit dem Naturverhältnis, das in der Idealisierung des Landlebens sich durchschlägt. Der Autor zeichnet nach, wie Fantasien von Ursprünglichkeit, welche von der gesellschaftlichen Natur des Menschen absehen, nicht nur in der politischen Rechten, sondern auch in der Linken Anklang finden. Beide Haupttexte werden wie üblich von Kommentaren auch unterschiedlichen Disziplinen und Perspektiven begleitet und durch Fallvignetten, die die Erfahrung des Landlebens thematisieren, ergänzt.

In der ersten
Intervention beschäftigt sich Tom D. Uhlig unter dem Titel »Angst statt Methode« mit der Normalisierung der völkischen Rechten im Diskurs um Cornelia Koppetschs »Die Gesellschaft des Zorns«. Die zweite Intervention von Max-Julian Koitzsch & Simon Kreienbaum befasst sich mit der»geplanten Abschaffung des Arbeitsbereichs Psychoanalyse an der Goethe-Universität«. Eine Doppelrezension von Tobias Heinze »Der Sinn der Psychoanalyse.
Zwei neue Bücher über das Gehör« schließt das Heft ab.
Markus Brunner, Christine Kirchhoff, Florian Knasmüller, Julia König, Jan Lohl, Johanna Niendorf, Tom Uhlig & Sebastian Winter S. 5–8Editorial (PDF)
Thorsten MenseS. 11–28Repressive Harmonie (PDF)
Das Lob der Provinz als regressive Antwort auf die Zumutungen der Moderne
Tom ThümmlerS. 29–47Die Sehnsucht nach dem »Ursprung« (PDF)
Rechte Ökologie und ihre partikulare Affirmation in der linken Landlust
Luki SchmitzS. 49–51Kontinuität der Disharmonie oder: Das Unbehagen an der Landlust (PDF)
Julian KuppeS. 51–55»Kein Ort. Nirgends« (PDF)
Die Gewalt der Isolation in Gemeinschaft und Gesellschaft
Anna DomdeyS. 56–59Fallvignette: Jan (PDF)
Sebastian WinterS. 60–64Landlust und Stadtluft (PDF)
Philipp GedeS. 65–68Heimat - ein deutsches Idyll (PDF)
Kommentar zum Verhältnis von Heimat und Antisemitismus
Iris NeuretterS. 68–71Fallvignette: Herr V. (PDF)
Bernd Wedemeyer-KolweS. 71–74Historische Reformbewegungen jenseits von »links« und »rechts« (PDF)
Kommentar zu Tom Thümmler und Thorsten Mense
Benedikt SalfeldS. 75–77Entfremdungsaufhebung oder Betrauern des Niegewesenen (PDF)
Christina PlainerS. 77–80Fallvignette: Herr L. (PDF)
Heimelige Unverbindlichkeit
Helmut KellershohnS. 80–85Es gibt »keine Alternative zur Industriegesellschaft« (PDF)
Die ökologische Frage aus der Sicht des völkischen Neoliberalismus
Bodo KahmannS. 86–89Für eine Entideologisierung der Stadt-Land-Differenzierung (PDF)
Lia Anand WolfS. 89–95Fallvignette: Eine Geschichte des (Er-)Träumens eines Landlebens in der Stadt (PDF)
Hep KrekelS. 95–98Weglaufen ins Idyllische? (PDF)
Nicolas Hauck, Gero Alexander Robert Menzel & Tobias Reuss S. 99–101Die Banalität des Landlebens (PDF)
Maximilian RömerS. 102–105Regressive Landsehnsüchte, Natur und Heimatfantasien (PDF)
Friederike M.S. 106–109Fallvignette: Persönliche Überlegungen zur psychischen Funktion des Land-/Naturbezuges vor dem Hintergrund meiner Lebensgeschichte (PDF)
Tom David UhligS. 111–120Angst statt Methode (PDF)
Zur Normalisierung der völkischen Rechten im Diskurs um C. Koppetschs Die Gesellschaft des Zorns
Max-Julian Koitzsch & Simon Kreienbaum S. 121–126Zur geplanten Abschaffung des Arbeitsbereichs Psychoanalyse an der Goethe-Universität (PDF)
Tobias HeinzeS. 129–137Der Sinn der Psychoanalyse (PDF)
Zwei neue Bücher über das Gehör. Rezension von: Iris Dankemeyer (2020). Die Erotik des Ohrs, sowie: MartinMettin (2021). Kritische Theorie des Hörens