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23 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juni 2024
Bestell-Nr.: 34117
https://doi.org/10.30820/0942-2285-2024-1-117
»Journal für Psychologie«
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Verena Pohl, Tobias Reuss & Aaron Lahl

#seggs ohne Scham? (PDF)

Eine objektiv-hermeneutische Fallanalyse von Schambewältigungsstrategien in Sexualaufklärungsvideos auf TikTok

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Der Artikel widmet sich Umgangsweisen mit Scham im Kontext von Sexualaufklärung auf der Social-Media-Plattform TikTok. Hierfür wird ein Video eines weitreichenstarken Sexualaufklärungskanals zum Thema weibliche Ejakulation/Squirting objektiv-hermeneutisch rekonstruiert. Als Strukturmoment wird die Ambiguität der Selbstdarstellung der Sexualaufklärerin herausgearbeitet, die unauffällig und auffällig, persönlich und unpersönlich, infantil und erwachsen, spielerisch und ernst, professionell und unprofessionell sowie wissenschaftlich und unwissenschaftlich erscheint. Im Umgang mit Sexualscham lässt sich ein spezifisches Verhältnis von Thematisierung und Dethematisierung rekonstruieren. Die Entschämung der weiblichen Ejakulation bzw. des Squirtens wird unter anderem durch Referenz auf statistische Normalität, das Bereitstellen einer wissenschaftlichen Sprache und eine vereinfachte Abgrenzung vom Urin bewirkt. Dabei bleibt die Ejakulation/das Squirten als eher passives Geschehen gerahmt, was die intendierte Aufwertung als Potenz unterläuft. Zudem zeigte sich hinter der manifesten Entlastung das Motiv eines latenten Zwangs zur Schamfreiheit.

Abstract:
The article is dedicated to ways of dealing with shame in the context of sex education on the social media platform TikTok. For this purpose, a video of a far-reaching sex education channel on the topic of female ejaculation/squirting is reconstructed with the method of objective hermeneutics. As a structural moment, the ambiguity of the sexual educator’s self-presentation is worked out, which appears inconspicuous and conspicuous, personal and impersonal, infantile and adult, playful and serious, professional and unprofessional as well as scientific and unscientific. In dealing with sexual shame, a specific relationship between thematization and dethematization can be reconstructed. The de-shaming of female ejaculation or squirting is achieved, among other things, through reference to statistical normality, the provision of scientific language and a simplified differentiation from urine. At the same time ejaculation/squirting remains framed as a rather passive event, which undermines the intended valorization as potency. In addition, behind the manifest relief, the motif of a latent compulsion for freedom from shame was revealed.