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28 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: August 2022
Bestell-Nr.: 40570
https://doi.org/10.30820/0075-2363-2022-2-151
»Jahrbuch der Psychoanalyse«
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David Tuckett

Das Konzept der »Distanz« (PDF)

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In diesem Beitrag wird argumentiert, dass die Arbeit von Bouvet (1958) ein Dilemma für die psychoanalytische Technik formuliert – was ist zu tun, wenn der Rahmen, in dem der Analytiker arbeitet, ein Abweichen von der Kerntechnik zu erfordern scheint? Bouvet war besorgt, dass eine zu starke intuitive Anpassung zu einem ›anything goes‹ führen könnte. Er schlug sein Konzept der Distanz, das in seinem originellen und wichtigen Verständnis der Bildung von Objektbeziehungen verankert ist, als Heuristik vor, um die Anpassungen an Situationen zu testen, in denen die Patienten kaum in der Lage sind, die Objekte ihrer Projektion von den Objekten selbst zu trennen. Für mich ist das Dilemma gut formuliert, aber ich behaupte, dass sein Verständnis und seine Lösung vor allem von der Klarheit darüber abhängen, was eine Kerntechnik ausmachen soll und was eine Abweichung von ihr ist. Die Zersplitterung der Technik und der Verlust eines gemeinsamen Verständnisses in der heutigen psychoanalytischen Welt machen dies schwierig. Daher gehe ich an mein Verständnis von Bouvets Denken heran, indem ich Ideen zu den Kernannahmen einführe, die jeder Psychoanalytiker bei seiner Arbeit implizit oder explizit machen muss: Annahmen über unbewusste Schlussfolgerungen, unbewusste Wiederholungen, die analytische Situation und die Art und Weise, wie man den analytischen Prozess vorantreibt. Ich behaupte, dass die Annahmen in dem, was ich als ›Einsichts-‹, ›Hier und Jetzt-‹ und ›assoziativen‹ Ansatz der Psychoanalyse skizziere, die die moderne Szene charakterisieren, ziemlich unterschiedlich sind. Die Praxis, die ich im Rahmen des Projekts für ›European comparative clinical methods‹ über 20 Jahre hinweg beobachtet habe, deutet darauf hin, dass unter dem intensiven emotionalen Druck der klinischen Situation in allen drei Ansätzen Anpassungen stattgefunden haben, sodass viele der Kernannahmen, die uns Freud gegeben hat, mehr oder weniger unbeabsichtigt verlassen wurden. Bouvet schlug sein Konzept der optimalen Distanz als heuristische Prüfung vor, die es dem Analytiker ermöglicht, sich zu fragen, ob er aus der analytischen Haltung heraustritt. Diese Prüfung ist nach wie vor wertvoll. Die Art und Weise, wie sie durchgeführt wird, hängt jedoch davon ab, welchen der drei Ansätze der Analytiker zu verwenden glaubt und welche Annahmen er dabei trifft.

Abstract:
This contribution argues that Bouvet’s (1958) paper formulates a dilemma for psychoanalytic technique – what to do if the frame within which the analyst is working appears to require departure from core technique? Bouvet’s concern was that too much intuitive adaptation might promote, in effect, ›anything goes‹. He proposed his concept of distance, anchored in his original and important understanding of the formation of object relations, as a heuristic to test adaptations to situations in which patients are severely unable to separate the objects of their projection from the objects themselves. For me the dilemma is well stated, but I argue that its understanding and solution depends above all on clarity about what is supposed to constitute core technique and what a departure from it. The fragmentation of technique and loss of common understanding in today’s psychoanalytic world makes that difficult. Therefore, I approach my evaluation of Bouvet’s thinking by introducing ideas about the core suppositions every psychoanalyst must make, whether implicitly or explicitly, when he is working: suppositions about unconscious inference, unconscious repetition, the analytic situation and how to further the analytic process. I argue that the suppositions are rather different in what I sketch as the ›insight‹, ›here and now‹ and ›associative‹ approaches to psychoanalysis that characterise the modern scene. Practice that I have observed through the European comparative clinical methods project over 20 years, suggests that, under the intense emotional pressure of the clinical situation, adaptations have taken place in all three approaches so that many of the core suppositions that Freud gave us have been more or less inadvertently left behind. Bouvet proposed his concept of optimal distance as a heuristic check to allow the analyst to ask if he is stepping out of being an analyst. That check remains valuable. But how it is made depends on which of the three approaches the analyst supposes he is using and the suppositions made within them.