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23 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Dezember 2020
Bestell-Nr.: 34057
https://doi.org/10.30820/0942-2285-2020-2-101
Leseprobe »Journal für Psychologie«
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Dilek A. Tepeli

»Egal was er auch ist, Hauptsache einer von uns« (PDF)

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Dieser Beitrag befasst sich mit den konflikthaften Begegnungen und Beziehungen zwischen Alevit_innen und Sunnit_innen, die wir als ein historisches kollektives Verletzungsverhältnis auffassen können. Dabei reichen die psychosozialen Spuren dieser Figuration bis in die Gegenwart der deutschen Einwanderungsgesellschaft und dokumentieren sich in den Identitätskonstruktionen junger alevitischer Frauen. Als Resultat der erlittenen und historisch tradierten Verletzungen durch die sunnitische Orthodoxie und aus Angst vor Anpassungszwang und Unterdrückung in einer imaginierten sunnitisch-alevitischen Intergruppenehe verschließen insbesondere alevitische Frauen bis heute über Endogamie ihre Gruppengrenze zu den als unmoralisch markierten Sunniten. Anhand einer Gruppendiskussion mit zwei jungen alevitischen Frauen, die mit der relationalen Hermeneutik ausgewertet wurde, wird diese bis in die Gegenwart anhaltende, historisch begründete Grenzziehung durch Zuschreibung mangelnder Moral gegenüber Sunnit_innen rekonstruiert. Der Beitrag bietet damit eine erweiterte, kulturpsychologische Perspektive auf die psychosoziale Funktion von Moral und moralischer Kommunikation in Intergruppenbeziehungen.

Abstract:
This contribution examines from a cultural-psychological perspective the conflictual relationship between Alevis and Sunnis, which is interpreted as a historical hurtful relationship. The psychosocial traces of this figuration extend to the present day of the German immigration society. They are also manifest in the identity constructions of young Alevi women. As a result of experienced or inherited violations suffered by Sunni orthodoxy and out of fear of pressure to adapt and oppression in a Sunni-Alevi interfaith marriage, especially Alevi women still maintain the group border to Sunnis through endogamy. In analyzing a group discussion with two young Alevi women using relational hermeneutics, I reconstruct how the historically founded group boundaries continue to exist in perceptions and emotions towards an imagined Alevi-Sunni interfaith marriage. Furthermore, I discuss how a cultural-psychological perspective can complement the discussion on the function of morality and moral communication in intergroup relations.